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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Sultanspalasts ins Gras. Es gab kaltes Hühnchen und Salat, frische Brötchen, schmale Papiertütchen mit Salz und Pfeffer und eiskaltes Bier aus der Kühlbox sowie Limonade, um es damit zu mischen.
    »Noch nie hat mir Bier so gut geschmeckt.« Hannah lehnte sich gegen die alten Steine und trank mit geschlossenen Augen einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Ich hoffe, der Sultan sieht uns nicht zu. Es würde ihm nicht gefallen, Frauen ohne Kopfbedeckung mit nackten Armen und Beinen zu sehen, die in seinen Gemächern Alkohol trinken. Spürt ihr nicht auch, wie er sich förmlich im Grab umdreht?«
    »Wenn ihn das wirklich stören würde, wären wir schon verjagt worden«, meinte Tim und machte sich genüsslich über das Bier und die Hühnerschenkel her.
    »Verjagt? Von wem?«, fragte Camilla.
    »Die Menschen hier vergruben einen Tonkrug an der Türschwelle ihrer Häuser, in dem sich ein Schriftstück mit einem Zauberspruch befand, der einen mächtigen Geist anlocken sollte. Dann bezog ein Dschinn das Gefäß und beschützte das Haus vor Feinden.« Tim lächelte. »Wäre der Dschinn des Sultans böse auf dich, hätte er dich bereits hinausgeworfen oder dich vielleicht an deinem Essen ersticken lassen.«
    »Oder eine Mamba geschickt, die dich mit ihrem Gift erledigt hätte«, fügte Piet hinzu. »Wie diese dort!«
    Er sprang auf und deutete auf eine dunkle Ecke. Hannah kreischte, als eine gefleckte grüne Schlange vor ihnen über den Boden glitt. Dort, wo die Sonnenstrahlen sie trafen, schillerte ihr Körper hell.
    Piet brach in johlendes Gelächter aus. »Dummerchen! Siehst du nicht, dass das eine harmlose Ringelnatter ist? Du bist mir ja eine tolle Expertin!«
    Camilla warf ihm einen strengen Blick zu. »Du solltest deine Schwester nicht so auf den Arm nehmen. Mir hast du auch den Schreck meines Lebens eingejagt.«
    »Tut mir Leid.« Piets Augen funkelten immer noch übermütig. Er drehte sich zu Sarah um, die auf die verfallenen, teilweise von Bäumen und blühenden Lianen verdeckten Denkmäler und Gräber starrte.
    »Du bist so still. Woran denkst du?«
    »An John Masefields Gedicht«, antwortete sie träumerisch.
    »Ich kann mich nicht an den Titel erinnern, aber er könnte es über diesen Ort geschrieben haben.
    Die bleichen Knochen längst vergang’ner Städte
    Ragen Skeletten gleich aus dürrer Wüstenglut.
    Und jeder blanke Schädel ist ein Zeuge,
    Der Lügen seines Herrschers Kunde tut.
    Einst waren sie stolz lebensfrohe Recken,
    Die Märkte strotzten vor Geschäftigkeit,
    Wo nun Schakale wild den Mond anblecken
    Und lautlos Vipern lauern um die Morgenzeit.«
    Als sie geendet hatte, trat ein langes Schweigen ein. Hannah lief ein leichter Schauder über den Rücken.
    Schließlich brach Camilla den Bann. »Ich frage mich, was sie wirklich vertrieben hat. Warum sie das alles verlassen haben.«
    »Vielleicht war das Leben hier irgendwann so schwierig und gefährlich geworden, dass sie einfach aufgaben«, meinte Tim.
    »Und alles, was sie sich mit harter Arbeit schwer erkämpft hatten, wurde von den Wäldern verschluckt und löste sich in Nichts auf.« Piets Stimme klang niedergeschlagen. »Das ist die Geschichte Afrikas, nicht wahr? Menschen, die keine Ahnung hatten, wie sie das Land nutzen konnten, vertrieben die Stämme, die dort gelebt hatten. Bis wir kamen, kümmerte sich niemand um den Boden.« Er sprang auf, ballte die Hände zu Fäusten und steckte sie in die Hosentaschen. »Aber ich werde nicht zulassen, dass eine Bande gieriger Politiker unsere Farm raubt oder uns vertreibt. Mich interessiert es nicht, ob es Afrikaner oder Briten sind, ob sie schwarz, weiß oder hellgrün sind. Niemand wird mir das Recht nehmen, hier zu bleiben, in dem Land, in dem ich geboren wurde.« Er unterbrach sich, peinlich berührt von der Verwunderung, die sein Ausbruch hervorgerufen hatte. »Ich glaube, ich mache jetzt einen kleinen Spaziergang«, murmelte er und ging mit schnellen Schritten davon. Als er durch den steinernen Türrahmen schritt, berührte er die bröckelnde Oberschwelle mit einer Geste, die Ehrerbietung und Bedauern ausdrückte.
    »Piet!« Camilla stand geschmeidig auf. »Warte auf mich. Ich komme mit, wenn du dir noch mehr anschauen willst.«
    Hannah sah auf und bemerkte Sarahs Gesichtsausdruck. »Nein, Camilla. Er braucht ein paar Minuten für sich.«
    »Ich werde auch einen Spaziergang machen.« Sarah verfluchte sich innerlich dafür, dass sie das dumme Gedicht ausgegraben und damit Piets Ausbruch verursacht

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