Himmel uber Langani
froh sein, dass es sich dieses Mal um eine ihrer heitereren Vorhersagen handelt. Und sie hat Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, nie mehr hierher zurückzukehren. Gleichgültig, was ich auch tun werde – dieses Land wird immer ein Teil von mir sein.«
»Mich interessiert im Moment eher die unmittelbare Zukunft.« Tim stand auf und griff nach seiner Kleidung. »Die Sonne geht bereits unter, und wir müssen noch unsere Zelte aufschlagen. Danach haben wir Zeit für ein kaltes Bier und eine Dusche. Und anschließend gehen wir essen und tanzen.«
Der Turtle Club war brechend voll mit Familien aus dem Landesinneren, die ihre Ferien an der Küste verbrachten. Die Luft vibrierte vor Lärm und Gelächter. Getränke wurden gluckernd eingeschenkt, und die Gäste prosteten sich zu und ließen die Gläser klirren. Tim inspizierte den Inhalt ihrer Geldbörsen und bestellte frischen Hummer und gekühlten Weißwein. Freunde kamen vorbei und luden sie ein, sich zu einer der größeren Gruppe zu gesellen, aber sie wollten sich nicht in das Getümmel stürzen. Während sie sich ihr Abendessen schmecken ließen, spürte Camilla plötzlich, wie sich zwei Hände auf ihre Augen legten. Dann hörte sie Piets Ausruf.
»Anthony! Meine Güte, wie schön, dich zu sehen! Wie kommt es, dass du nicht draußen im bundu bist?«
»Meine Kunden wollten eine Pause machen und nach Nairobi kommen, wie ich mir schon gedacht hatte. Also fuhr ich hierher. Ich wusste, dass ich hier ganz sicher auf einige rafikis [30] stoßen würde.« Anthony Chapman sprach mit Piet, blickte dabei aber Camilla an. »Darf ich mich dieser exklusiven kleinen Gruppe anschließen?« Er setzte sich und bestellte Wein. »Und hier ist ja auch die künftige Zoologin, umgeben von seltsamen Exemplaren, die es zu erforschen gilt. Oder möchtest du lieber mit mir tanzen, Sarah?«
Sie nickte lächelnd, doch als sie sich zur Tanzfläche umdrehte, sah sie, wie Piet einen Arm um Camillas Taille legte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sarahs Magen krampfte sich zusammen, und sie versuchte vergeblich, sich auf Anthonys Worte zu konzentrieren, während er sie mitten hinein in die Menge führte und der Tisch aus ihrem Blickfeld verschwand. Als sie zu der kleinen Gruppe zurückkehrten, erhob sich Piet und reichte Camilla die Hand, doch Anthony war schneller und wirbelte mit ihr davon. Einen Augenblick lang zögerte Piet. Dann zog er Sarah auf die Tanzfläche und begann, wild hin- und herzuhüpfen und sich im Kreis zu drehen. Dabei lachte und johlte er, bis ihr schwindlig und unerträglich heiß wurde. Dann wurde die Musik langsamer, und er zog sie näher heran. Als sie sich an ihn schmiegte, wurde ihr schmerzlich bewusst, dass ihr Schweißtropfen über die Stirn ins Gesicht liefen. Sie versuchte sich zu beruhigen und sog einige Male tief die kühle Seeluft ein. Am liebsten wäre sie mit ihm davongeschwebt, hinunter zum Strand, wo die Musik nur aus dem unaufhörlichen Rauschen der Wellen bestand. Aber als die Melodie verklang, grinste er sie an, strich ihr über die Wange und brachte sie zum Tisch zurück. Zwischen Euphorie und Bedauern hin- und hergerissen setzte sie sich wieder. Kurz vor Mitternacht stand Champagner auf jedem Tisch. Als die Musik verstummte, wurden bereits die ersten Toasts ausgebracht.
»Ich habe hier schon viele Silvesterabende mit meinen rafikis verbracht, und ich hatte niemals das Bedürfnis, jemanden zu ermutigen, eine Rede zu halten.« Der Besitzer des Turtle Club war auf einen Tisch am Rand der Veranda gesprungen. »Aber heute Nacht ist alles anders für uns. Dies ist das letzte Neujahrsfest, das wir unter der guten alten britischen Regierung feiern. Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir in einem unabhängigen Kenia unter anderer Flagge leben. Also wollen wir heute Abend unsere Gläser auf all das erheben, was dem vorangegangen ist. Wir trinken auf alle, die dieses wundervolle Land zu dem gemacht haben, was es ist, und auf alle, die den Mut haben, hier zu bleiben und für eine blühende Zukunft zu arbeiten. Viele dieser Leute befinden sich heute Abend unter uns.« Er hob sein Glas über die Menschenmenge und ließ den Blick über die hoffnungsvollen Gesichter schweifen, bevor er seinen Toast aussprach. »Auf das großartige Land, das uns alle zu diesem historischen Moment geführt hat. Gott schütze die Königin, Gott schütze Kenia und uns alle.«
Eine einzelne Stimme begann, die ersten Worte der Nationalhymne zu singen, und nach anfänglichem Zögern
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