Himmel uber Langani
diese schlechte Phase hinwegzuhelfen. Auf meiner Heimreise habe ich in Nairobi Anthony Chapman getroffen. Er wird schon bald hierher kommen, um sich das Stück Land anzusehen, das ich für das Wildreservat vorgesehen habe. Er ist bereit, sich finanziell am Aufbau zu beteiligen. Es gibt auch einige andere Jäger und private Betreiber von Safaris, die uns zugesagt haben, den Ort für ihre Kunden zu nutzen.
Der Garten sieht gut aus, ist aber nicht mehr ganz so perfekt, wie du es gewöhnt bist, Ma. Ich glaube, er vermisst dich. Kamau und Mwangi und allen anderen Bediensteten fehlst du. Und mir natürlich auch. Vielen Dank für die Briefe, die ich bei meiner Ankunft vorgefunden habe – es war schön, deine Handschrift auf den Kuverts zu sehen und zu erfahren, dass es dir gut geht.
Pa, wie steht es mit der Tabakernte? Zumindest sollte es dir nicht an Arbeitskräften mangeln. Wir hatten hier ein paar Probleme mit Wilderern, die Präriewild wegen des Fleisches geschossen haben. Die Massai haben Zäune zerschnitten und ihre Rinder und Ziegen heimlich auf unsere Weiden getrieben. Lars und ich werden Anfang nächster Woche mit dem Stammesoberhaupt sprechen. Außer der Sache mit den Wilderern hat Lars alles sehr gut im Griff, und wir können uns glücklich schätzen, ihn gefunden zu haben. Er lässt Grüße ausrichten und wird bald seinen monatlichen Bericht schicken. Mach dir keine Sorgen wegen der Farm. Wir werden es schon irgendwie schaffen.
Hannah, wie ich von Ma höre, hast du dich mit Eifer auf deinen Kurs gestürzt und machst gute Fortschritte. Weiter so! Vielleicht kannst du demnächst hier ein paar Ferientage verbringen. Bis dahin sei ein braves Mädchen und hilf, wo du kannst.
An Ostern habe ich Sarah und Tim und auch Camilla in London getroffen. Wir haben ein Wochenende miteinander verbracht und einige Sachen erlebt, von denen ich dir eines Tages erzählen werde. Ich weiß nicht, ob ihr wirklich den Sommer hier verbringen könnt, wenn ihr einundzwanzig werdet. Für alle haben sich die Dinge sehr verändert.
Jetzt muss ich los, doch ich werde mich bald wieder melden. Ich wollte euch nur wissen lassen, dass ich wieder zu Hause bin und viele neue Ideen habe – einige davon werde ich euch in meinem nächsten Brief mitteilen. Ich kann es kaum erwarten, damit anzufangen!
Liebe Grüße an euch alle.
Piet
Hannah brannten Tränen in den Augen. Er hatte Pläne und konnte es kaum erwarten, sie in die Tat umzusetzen. Und dieser Lars sollte bei ihm bleiben. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie dabei keine Rolle spielen würde. Stattdessen würde sie an diesem schrecklichen Ort gefangen bleiben und in ihrem trostlosen Gefängnis einsam und voller Heimweh verschmachten. Einen Moment lang spürte sie einen ungerechten Hass auf Lars. Dann brachte sie Piets Brief in die Küche. Jan saß am Tisch. Er war am frühen Morgen von einer Patrouille zurückgekommen und trug immer noch seine staubige Kleidung. Vor ihm stand ein unberührter Teller mit kaltem Fleisch und Käse, den Lottie ihm vorbereitet hatte, bevor sie das Haus verließ. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und er hatte sich nicht rasiert. Er griff nach einer Whiskyflasche und schenkte sich ein, wobei seine Hände leicht zitterten.
»Ein Brief von Piet ist gekommen. Willst du ihn sehen?« Er sah auf, gab aber keine Antwort. »Ich sagte, wir haben einen Brief von Piet bekommen …«
»Zeig ihn deiner Mutter, wenn sie wiederkommt.« Jans Stimme klang heiser. »Wo ist sie überhaupt?«
»Sie bringt eine Näharbeit zu Mrs. Kruger. Sie näht ihr Stuhlbezüge, erinnerst du dich?« Hannahs Antwort klang knapp und barsch. »Nicht dass dich das interessieren würde«, fügte sie leise hinzu.
»Was hast du gesagt?« Jan hob ruckartig den Kopf.
»Nicht dass es dich interessieren würde. Das sagte ich«, wiederholte sie übertrieben deutlich und starrte ihn zornig an.
Jans Gesicht rötete sich, und er erhob sich halb von seinem Stuhl. »Und was soll das heißen, he?« Schwerfällig ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen und griff nach der Flasche. Hannah beugte sich vor und riss sie ihm aus der Hand.
»Das heißt, dass dich nichts mehr interessiert, außer diesem Zeug, mit dem du dich voll laufen lässt! Schau dich an, Pa! Ma schuftet die ganze Woche, jeden Tag, Stunde für Stunde, um diese Familie zusammenzuhalten. Und du tust nichts anderes, als dich nach der Arbeit zu betrinken und sie zu beschimpfen. Du zerstörst nicht nur dein Leben, sondern auch unseres!
Weitere Kostenlose Bücher