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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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wäre, oder? Aus dieser Entfernung konnte niemand beurteilen, ob der Mann sich bewährte oder alles in den Sand setzte. Niemand konnte wissen, ob er während der Abwesenheit der Besitzer nicht in die eigene Tasche wirtschaftete. Es gab Leute, die so etwas taten. Sie stellte sich vor, wie auf Langani die Gatter schief hingen, das Haus verfiel, die Landmaschinen auf dem Hof verrosteten, das Vieh an einer Seuche erkrankte und Lotties wunderschöner Garten von Unkraut überwuchert wurde.
    »Aufhören! Hör auf damit – das ist verdammter Unsinn«, murmelte Hannah. So schnell konnte nicht alles zugrunde gehen. Jemand würde schreiben, alte Freunde oder Nachbarn, und sie warnen, falls es Probleme gab. Aber Hannah wollte sich selbst davon überzeugen. Es war ebenso ihre Farm wie die Piets. Und auch wenn sie kein Diplom in Landwirtschaft besaß wie ihr Bruder, so hatte sie doch andere Fähigkeiten, die sich als nützlich erweisen konnten. Sie hatte entdeckt, dass Betriebswirtschaft ihr lag. Wie ihre Lehrer ihr bestätigten, hatte sie einen Sinn für Zahlen und Organisation. Sie waren beeindruckt von ihren Fortschritten. Piet wollte ein Wildreservat aufbauen und Touristen damit anlocken. Dabei konnte sie ihm helfen. Er konnte die Farm leiten – möglicherweise würde der Norweger bleiben und ihn dabei unterstützen. Und sie würde sich um die Touristen kümmern. Genau, das war es! Sie musste nur noch Piet davon überzeugen. Er musste begreifen, dass sie nicht nur seine kleine nervtötende Schwester war, sondern eine Partnerin, die einen wichtigen Beitrag zur Führung der Farm leisten konnte. Ihm musste klar werden, dass die Farm auch ihr Erbe war. Sie war sicher, dass sie ihrem Bruder genug bedeutete, damit er ihr eine Chance gab. Eine Möglichkeit, ihren Teil beizutragen.
    Und wieder regte sich der nicht zu unterdrückende Neid in ihr. Wärst du sein Bruder und nicht seine Schwester, müsstest du nicht um Anerkennung kämpfen. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass Piet Verständnis für sie haben würde. Nächsten Monat würde er aus Schottland zurückkommen, den Kopf voll mit neuen Ideen und Plänen. Und er würde sicher viel zu tun haben. Das war der ideale Zeitpunkt für ihre Bitte. Wenn sie ihm klar machen konnte, wie ernst es ihr damit war, würde er sie unterstützen.
    In all den Briefen, die sie ihm seit ihrer Ankunft im Süden geschickt hatte, hatte sie sich über die Tabakplantage, die Wirtschaftsschule, einfach über alles beklagt. Sie hatte sich schuldig gefühlt, weil sie über alles schimpfte, aber es war eine Möglichkeit gewesen, Dampf abzulassen. In seiner typischen unverblümten Art hatte er erwidert, dass es natürlich nicht einfach sei, aber schließlich nur ein paar Jahre dauern würde, und dass Pa und Ma sie dort brauchten. Er gab ihr also zu verstehen, dass sie sich damit abfinden musste. Das hatte ihren Zorn und das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, noch verstärkt. Mit seiner tollen Position in Schottland hatte er gut reden – er saß ja nicht in dieser Bruchbude fest. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich als Teenager auf Langani eingeschränkt gefühlt hatte, weit weg von Nairobi und all den aufregenden Dingen dort. Hätte sie jetzt nur zurück auf die Farm gehen können, hätte sie sich nie mehr beklagt.
    Am Himmel tauchte der Turmfalke wieder auf, segelte dahin und spähte nach seinem nächsten Opfer. Hannah stand auf. Sie würde nicht die Maus, die wehrlose Beute sein. Sie würde der Jäger sein, ihre Ziele verfolgen, beobachten, auf ihre Chance warten und dann zuschlagen. Sie würde diese Zeit durchstehen, ihren Abschluss machen und Piet beweisen, dass sie keine Heulsuse war, die sich gehen ließ. Sie würde es ihm zeigen – sie würde es allen zeigen.

    Zwei Monate vergingen, und sie stürzte sich mit neuem Eifer in ihr Studium. An den Abenden half sie Lottie im Haus und war bestrebt, sich Pas Launen nicht zu Herzen gehen zu lassen. Das fiel ihr jedoch nicht leicht. Pa hatte sich immer für alles interessiert, was sie tat, sich nach der Schule oder ihren sportlichen Leistungen erkundigt. Jetzt fragte er sie überhaupt nichts mehr. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er ihr nicht in die Augen schauen konnte, aus Furcht davor, was er darin lesen würde. Wenn sie vom College zurückkam und ins Wohnzimmer trat, stand er oft auf, schlurfte in sein Schlafzimmer oder auf die Veranda und blieb dort, bis das Essen fertig war. Sie wünschte, sie könnte etwas sagen oder tun, um ihm zu zeigen,

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