Himmel uber Langani
und sonnig. Gemeinsam schlenderten sie durch die Stadt, fuhren mit einem Ruderboot auf dem Serpentine-See, legten sich im Hyde Park ins Gras und hielten einander in den Armen, während hoch über ihnen die Wolken an dem blauen Himmel vorüberzogen. Am Abend kauften sie im Supermarkt an der Ecke ein paar Sachen für ein einfaches Abendessen ein, liefen lachend die Treppe hinauf und schlossen die Tür hinter sich, um die Außenwelt auszusperren. Sie aßen langsam und nippten an ihrem Wein. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen und nahm voll Freude wahr, wie ihr Gesicht aufleuchtete und sie die Hand nach ihm ausstreckte, als sie sich im Kerzenlicht zulächelten. Im Schlafzimmer zog er sie zärtlich aus, legte sich zu ihr aufs Bett und betrachtete ihren Körper, der im Mondlicht hell schimmerte. Als sie sich dieses Mal liebten, waren ihre Sinne noch geschärfter, und sie erforschten neue Stellen aneinander, bis sie zufrieden und erschöpft waren. Dann hielt er sie fest und sicher in seinen Armen, und sie betrachteten den Mond und die unzähligen Sterne an dem rechteckigen Stück Himmel, das sie durch das Fenster sehen konnten.
Nachdem er am nächsten Morgen gegangen war, saß sie auf dem Sofa und wagte kaum zu atmen. Sie war sich bewusst, dass sie niemals etwas Wertvolleres oder Außergewöhnlicheres als das spüren oder erleben würde und dass ihr das niemand mehr nehmen konnte. In einigen Wochen würde sie ihn in Nairobi wiedersehen. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie schwebte in das Wohnzimmer, berührte sein leeres Glas und setzte sich für einen Moment, um das Kissen an sich zu drücken, gegen das er sich noch vor kurzem gelehnt hatte. Im Gang warf sie einen Blick in den Spiegel und bemerkte, dass ihr Gesicht ungewohnt sanft wirkte und ihre Augen vor purer Freude strahlten. Dann nahm sie den Telefonhörer in die Hand, um Sarah zu erzählen, dass ein Wunder geschehen war und nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
Sarah war jedoch kurz angebunden, und Camilla hatte das Gefühl, dass die Erinnerung an Ostern in dem Nachtclub ihre Freundschaft wohl für immer belasten würde. Doch dann stellte sich heraus, dass es Raphael gesundheitlich sehr schlecht ging. Camilla hatte also keine Gelegenheit, von den Ereignissen zu berichten, die sie vollkommen verwandelt hatten. Den Rest des Tages verbrachte sie zu Hause. Sie hatte keine Lust, sich ihre Alltagskleidung anzuziehen und das Kapitel ihrer intimen Begegnung zu schließen. Sie wollte das Nachklingen seiner Berührung auf ihrer Haut und die Intensität ihrer Empfindungen noch länger spüren. Es war schon spät, als das Klingeln des Telefons den Zauber brach. Lustlos hob sie den Hörer ab.
»Liebling, möchtest du morgen mit mir essen gehen?« Marinas zarte Stimme klang ängstlich.
»Ich weiß nicht, Mutter. Am Nachmittag habe ich einen Termin und …«
»Wir können uns ja nur kurz treffen. Ich habe dich seit Wochen nicht gesehen, und es gibt aufregende Neuigkeiten. Gegen elf Uhr treffe ich mich mit jemandem. Vielleicht könntest du anschließend ins Mirabelle kommen. Gegen halb zwölf? Bitte, Camilla.«
Camilla empfand ein flaues Gefühl im Magen. Wen wollte Marina in der Harley Street treffen? Vielleicht ihren schwarzen Freund, den Doktor? Sie seufzte. »Und wer kommt sonst noch? Ich habe keine Lust auf eine Parade.«
»Nein, es geht nur um uns beide.«
Marina nippte bereits an einem Gin Tonic, als Camilla eintraf. Mit ihrer schlanken Hand winkte sie dem Kellner. »Du siehst wunderbar aus«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Irgendwie ganz verändert. Was ist geschehen?«
»Lass uns bestellen, Mutter. Ich habe nicht viel Zeit.«
»Hast du in letzter Zeit mit deinem Vater gesprochen?«
Camilla schüttelte schweigend den Kopf und war nun auf der Hut.
»Sein neuer Beruf wird ihm großen Spaß machen. Die Aufgabe ist so vielfältig, und er muss sich nicht länger mit diesen alten Spießern vom Auswärtigen Amt und den selbstgefälligen Diplomaten herumplagen.«
»Ich dachte immer, dass er seinen alten Beruf geliebt hat.«
»Sie haben seine Arbeit nie richtig zu schätzen gewusst. Und das ist jetzt eine echte Herausforderung! Ich denke, unser Leben wird sich grundlegend verändern.« Marina lächelte sehnsüchtig. »Ich wollte dir erzählen, dass wir uns ein Häuschen auf dem Land gekauft haben. Es wäre schön, wenn du einmal zu Besuch kommen würdest.«
»Du ziehst von London weg?«
»Natürlich nicht, Liebes.« Marina schnippte ungeduldig mit den
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