Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
Vom Netzwerk:
Connemara.

Kapitel 10
    Kenia, Juni 1965
    H annah bestellte sich ein Bier mit Limonade und wandte sich Fred Patterson zu. Er war am Nachmittag ihr Tennispartner gewesen, und sie hatten das gemischte Doppel gewonnen. Jetzt lud er sie zur Samstagnacht-Party im Club ein. Sie hatte das schon vorhergesehen und heimlich eine Tasche mit frischer Kleidung, anderen Schuhen und Parfum in den Kofferraum des Wagens gelegt. Ihr war bewusst, dass Piet damit nicht einverstanden wäre.
    »Du verbringst zu viel Zeit im Club«, beschwerte er sich. »Das Benzin ist teuer, und dem alten Wagen unserer Mutter tut das auch nicht gut! Wir müssen ihn noch eine Weile behalten, Han. Du kannst ihn nicht als Privatlimousine benutzen. Und dann die vielen Rechnungen für Essen und Getränke. Du benimmst dich wie eine englische Memsahib , die nichts anderes zu tun hat, als den Hausboys Anweisungen zu geben und Bridge oder Tennis zu spielen. Es gibt wichtige Arbeit für dich auf Langani.«
    »Ich habe keine Lust, den ganzen Tag in deinem Büro herumzusitzen«, entgegnete Hannah verärgert. »Die letzten zwei Jahre habe ich in einer miesen Bruchbude verbracht, während du hier auf der Farm warst, dir in Schottland eine schöne Zeit gemacht hast oder mit Sarah und Camilla in London Spaß hattest. Jetzt treibst du dich den ganzen Tag irgendwo dort draußen herum, planst deine Lodge, fährst mit dem Traktor durch die Gegend oder kümmerst dich mit Lars um den Weizen. Und ich bin immer noch eingesperrt. Das ist nicht fair.«
    Piet seufzte. Sie hatte Recht. Als Pa in den Süden gegangen war, hatte Hannah den Kürzeren gezogen. Wie konnte er ihr jetzt verbieten, dass sie sich ein wenig amüsierte? Aber er machte sich zunehmend Sorgen um sie. Ein paar seiner Freunde hatten ihn durch die Blume auf die Begeisterung seiner Schwester für die wilden Partys der hiesigen Rugbymannschaft aufmerksam gemacht. Einerseits gönnte er es ihr, dass sie eine gewisse Zeit keine Verantwortung tragen musste, aber andererseits wollte er sie auch vor Schaden bewahren.
    »Hör auf zu nörgeln«, hatte Hannah an diesem Morgen gesagt. »Ich bin kein Kind mehr, sondern alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Lars geht auch in den Club – ich habe ihn dort gesehen. Die Mädchen fallen wie die Heuschrecken über ihn her. Warum fragst du ihn nicht, was er dort alles anstellt? Oder soll er mich etwa ausspionieren?«
    »Natürlich nicht, Han. Das ist doch lächerlich. Er ist ein erwachsener Mann und kann mit seinem Lohn und seiner Freizeit machen, was er will. Aber du bist meine kleine Schwester, und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert. Das ist alles.«
    »Aber du kennst doch alle im Club«, wandte Hannah ein und starrte ihn wütend an. »Seit Jahren spielst du mit allen Tennis und Rugby. Also was soll die Aufregung?«
    Das war natürlich genau das Problem. Piet war nur allzu vertraut mit den ausgehungerten Junggesellen aus der Gegend, die an jedem Wochenende ihre Farmen oder die nahe gelegenen Armeekasernen verlassen durften und sich auf die Jagd nach Frischfleisch begaben. Nach Mädchen wie seiner Schwester. Wäre Lottie noch auf Langani, gäbe es strenge Regeln, und Hannahs Vater würde ein wachsames Auge auf seine Tochter haben. So wie die Dinge jetzt lagen, musste sie auf niemanden Rücksicht nehmen. Jetzt war sie schon beinahe zwei Monaten zu Hause und machte ihm von Tag zu Tag mehr zu schaffen. Piet hatte ihr nicht genau gesagt, in welcher Krise Langani sich seit Jans überstürzter Abreise befand. Er wollte keine Kritik an seinem Vater äußern. Offenbar hatte es zwischen Hannah und Jan einen heftigen Streit gegeben. Da hatte es keinen Sinn, das bröckelnde Fundament der Familie noch weiter zu belasten. Aber Langani befand sich immer noch am Rand des Bankrotts, und er brauchte Hannahs Hilfe. Ständig musste er mit den Banken verhandeln, und es gab keine Rücklagen mehr, auf die er im Fall von unvorsehbaren Problemen bei der nächsten Ernte zurückgreifen könnte. Lars hatte sich einiges einfallen lassen, um Geld zu sparen, und seine umsichtige Verwaltung während Piets Abwesenheit hatte sie vor dem Aus bewahrt. Er hatte einige Arbeiter entlassen, überschüssiges Vieh und alte Geräte verkauft und das Land mit Einfallsreichtum und großem Engagement bewirtschaftet. Lars war gründlich und tüchtig und überdies, was noch wichtiger war, ein guter Freund. Piet wollte ihn nicht gehen lassen. Wenn die Lodge eröffnet war, würde er noch dringender gebraucht

Weitere Kostenlose Bücher