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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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wenn etwas nicht stimmte. Tim antwortete nicht sofort, und das Zischen des Gasofens klang in der langen Stille wie eine Warnung.
    »Jetzt wieder. Zumindest glaubt sie das«, sagte Tim schließlich. »Aber sie haben einen Riesenschreck bekommen. Dad hatte wieder einen ernsten Malariaschub. Er war sehr krank und reagierte nicht auf die Medikamente. Sie dachten … Na ja, sie dachten schon, es wäre vorbei. Mum wollte uns bereits vor zwei Tagen anrufen, damit wir nach Hause kommen. Sie waren so verzweifelt, dass sie ihm große Dosen des altmodischen Chinins gegeben haben. Jetzt hat er es überstanden. Aber er muss sich noch eine Weile schonen.«
    »Kann ich jetzt anrufen und mit ihnen sprechen? Fragen, wie es ihnen geht?« Sarah setzte sich, zitternd vor Entsetzen.
    »Nein, dazu ist es viel zu spät. Mum war ständig im Krankenhaus und versucht jetzt, ein wenig Schlaf nachzuholen. Sie war Tag und Nacht bei ihm. Schau, ich bin sicher, dass es ihm jetzt wieder gut geht.« Tim stand auf und nahm seine Schwester in den Arm. »Aber es gibt ein Problem, mit dem sie fertig werden müssen, Sarah. Sie müssen Mombasa verlassen und sich einen anderen Ort suchen, wo sie leben können. Man hat Dad gewarnt. Er kann sich keinen weiteren Malariaschub leisten. Nie wieder. Beim nächsten Mal würde er es nicht überleben.«
    »Die Küste verlassen?« Sarah starrte ihn ungläubig an. »Aber wohin sollen sie denn gehen, um Himmels willen? Er wollte Mombasa nie verlassen. Nur um dort bleiben zu können, hat er jahrelang Möglichkeiten, Karriere zu machen, ausgeschlagen. Es ist unsere Heimat.«
    »Sie haben noch nicht darüber gesprochen. Fürs Erste wird er viel zu schwach sein, um sich gründlich damit zu beschäftigen. Aber soweit ich es verstanden habe, darf er sich nicht mehr in einem Malariagebiet aufhalten. Darauf bestehen die Ärzte.«
    Sarah stiegen Tränen in die Augen. »Du weißt sicher, dass er es überstanden hat? Sie verschweigt uns doch nicht etwas?«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Tim rieb sich die Augen. »Vielleicht kommen sie hierher, während er noch krankgeschrieben ist. Damit er sich erholen kann. Möglicherweise suchen sie auch ein Krankenhaus für Tropenkrankheiten in London auf und wenden sich an das Entwicklungshilfeministerium, um die Möglichkeiten einer Versetzung zu besprechen. Danach werden sie Klarheit darüber haben, welche Alternativen es für sie gibt.«
    »O Gott. Ja, natürlich. Alternativen.« Sie war immer noch wie betäubt von dem Schock.
    »Allerdings glaube ich nicht, dass du diesen Sommer in Kenia verbringen kannst, Sarah. Denn sie werden nicht dort sein. Vielleicht werden sie nie wieder dort hinkommen.« Er sah, wie sie die Zähne zusammenbiss und ihr Tränen über das Gesicht rollten, als sie versuchte, die ganze Tragweite des Geschehens zu begreifen. »Tut mir Leid, Mädchen. Ich weiß, wie sehr du dich darauf gefreut hast.«
    Nicht nach Kenia reisen? Ihr Herz sank. Nur die Aussicht auf einen Sommer mit Hannah und Piet hatte sie aufrechterhalten. Sie konnte nicht fassen, dass nun ihr Traum zerstört war. Vergeblich versuchte sie, ihre Enttäuschung zu verdrängen. Dad war krank. Das Wichtigste – das Einzige, was zählte – war seine Genesung. Sie umarmte ihren Bruder, zog ihren Mantel an und nahm ihren Regenschirm.
    »Ich mache einen Spaziergang«, erklärte sie. »Das wird mich vom Grübeln abhalten. An Schlaf ist im Moment sowieso nicht zu denken. Warte nicht auf mich.«
    Auf der Straße versuchte sie sich zu beruhigen. Das war nicht das Ende der Welt. Ihrem Vater ging es wieder gut. Aber der Gedanke, dass sie ihr Zuhause nie wiedersehen würde! Diese Vorstellung war zu schmerzhaft. Und Piet. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie bemühte sich, rasch an etwas anderes zu denken und ihre wachsende Verzweiflung zu bezwingen. Am liebsten hätte sie sich mitten auf die Straße gestellt und geschrien. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie den Sommer verbringen würde. Sie konnte einen Kurs besuchen, um ihre fotografischen Kenntnisse zu erweitern und ihre Mappe zu vergrößern. Das würde zwar teuer werden, aber sie konnte sich einen Teilzeitjob suchen, um das Geld dafür aufzutreiben. Die Kälte betäubte ihre Gedanken und trieb sie wieder ins Haus. Sie ging zu Bett und lag mit Tränen in den Augen wach, bis die Morgendämmerung den Himmel grau färbte.
    Als sie mit ihrer Mutter telefonierte, erfuhr sie, dass die Eltern nach Irland kommen würden, sobald Raphael kräftig genug für die

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