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Himmel über Darjeeling

Himmel über Darjeeling

Titel: Himmel über Darjeeling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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Lächeln schien in Mohan Tajids Augen auf.
    »Sein ganzes Leben, und darüber hinaus.«
    »Wie – «, ihre Stimme erstickte fast unter der Last ihres Unglücks, »wie können Sie ihn nur ertragen?«
    Mohan Tajids Blick verlor sich außerhalb des hellen Scheins der Lampe.
    »Weil mich etwas an ihn bindet, das über unsere Winzigkeit als Menschen hinausgeht. Sie würden es Schicksal nennen – bei uns ist es das, was wir Karma nennen. So mächtig, dass ich dafür sogar meine unsterbliche Seele als Hindu aufs Spiel gesetzt habe, indem ich die unverzeihliche Sünde begangen habe, mit ihm über das kala pani , das Meer, zu reisen.« Er sah sie unverwandt an. »Wenn Sie Indien kennen, werden Sie den Grund seiner Seele kennen. Vieles werden Sie dann verstehen, was Ihnen heute unbegreiflich erscheint.«
    Das Rätsel, das er ihr mit diesen Worten stellte, schien ihr unlösbar, und die Verwirrung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ein weicher Zug glitt über sein dunkles Gesicht.
    »Haben Sie Geduld. Letztlich bin ich doch froh, ausgerechnet Sie an seiner Seite zu wissen. Vielleicht gelingt es Ihnen – « Als wäre ihm bewusst geworden, dass er dabei war, eine gefährliche Grenze zu überschreiten, verstummte er, seinen Blick abwendend. Ein einziger Atemzug, und er hatte sich wieder gefangen. »Wir machen Schluss für heute, die Zeit ist ohnehin um. Mr. Neville hat mich gebeten, Sie nach unserer Stunde nach oben zu schicken, damit Sie sich für heute Abend zurechtmachen können.«
    Entschlossen stand er auf und ließ Helena mit einer Verwirrung zurück, die sich wie eine drückende Last auf sie legte und ihr das Atmen erschwerte.
    »Danke, Ralph.« Der Butler verbeugte sich kurz, dann schloss er die Tür zum Arbeitszimmer leise hinter sich. Der dunkel getäfelte Raum lag im Dämmerlicht des frühen Abends; der schwache Schein der Straßenlaterne vor dem Fenster und die Lampe auf dem großen Schreibtisch erhellten ihn nur unzureichend.
    »Sie haben mich rufen lassen, Sir.« Margaret versank in einem tiefen Knicks.
    Ian Neville lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschwand fast völlg in den Schatten des Raumes, die den Schein der Lampe umschlossen. Nur wenige Papiere bedeckten die dunkle, glänzend polierte Tischplatte; alles wirkte so ordentlich und aufgeräumt, als sei seit Wochen nicht daran gearbeitet worden.
    »Ich benötige Ihre Hilfe, Mrs. Brown. Bevor wir London in den nächsten Tagen wieder verlassen, muss ich zumindest noch eine gesellschaftliche Verpflichtung erfüllen. Ich habe die Einladung zu Lord und Lady Chestertons Ball angenommen. Ich will, dass meine Frau so hübsch wie möglich aussieht, und verlasse mich dabei auf Ihren Geschmack und Ihr Können. Natürlich wird Jane Ihnen dabei zur Seite stehen, wenn Sie es wünschen. Ich denke, zwei Stunden müssten genügen.«
    »Selbstverständlich, Sir.« Margaret deutete einen weiteren Knicks an. »Haben Sie eine bestimmte Vorstellung, was – «
    »Das Rote.«
    »Aber, Sir … wir – Helena befindet sich noch in Trauer!«
    Ian erhob sich, entnahm seinem silbernen Etui eine Zigarette und zündete sie an.
    »Ich denke, Sie beide haben kaum einen Grund gehabt, wirklich um Mr. Lawrence zu trauern. Letztlich war sein Tod doch eine Erlösung für Sie drei, also Schluss mit dem Theater. Alles andere wäre Heuchelei.«
    Margaret erstarrte ob dieser Pietät- und Gefühllosigkeit, doch sie schluckte die Widerworte hinunter, die ihr auf der Zunge brannten, und senkte den Blick. Eine kleine Pause entstand, ehe sie sich dazu durchrang, das anzusprechen, was ihr seit geraumer Zeit auf dem Herzen lag.
    »Wir haben bislang nicht darüber gesprochen, Sir, aber – ich gehe davon aus, dass ich Helena nach Indien begleiten werde.«
    Ian sah sie aufmerksam durch den Qualm der Zigarette an.
    »Ich hatte erwartet, dass Sie so denken würden.« Er nahm noch einen Zug und stieß den Rauch geräuschvoll aus. »Aber davon kann keine Rede sein.«
    »Ich werde mein Kind nicht – «
    Er ließ sich lässig auf der Kante des Schreibtischs nieder.
    »Mrs. Brown, Ihr Pflichtgefühl und Ihre Zuneigung zu meiner Frau in allen Ehren, aber Sie können sich keine Vorstellung von jenem Land machen.«
    »Sir, ich war seinerzeit mit Helenas Mutter – «
    »Indien ist nicht Italien und auch nicht Griechenland. Wenn Sie glauben, dass Sie dort wirkliche Hitze erfahren haben, muss ich Sie berichtigen. Darjeeling verfügt über ein angenehmes Klima, aber der Weg dorthin ist weit. Sie haben keine

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