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Himmel über Darjeeling

Himmel über Darjeeling

Titel: Himmel über Darjeeling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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Steuern auf, was zu einem Boykott dieser Güter durch die Amerikaner führte. Diese Steuern wurden schließlich aufgehoben, nur die auf den Tee blieb, drei Pence je Pfund. Aus dem Gefühl der Ungerechtigkeit heraus, dass die Kolonien zwar Steuern zahlen, aber keine Repräsentanten ins Parlament senden durften, begann ein schwunghafter Schmuggel von Tee aus Holland. Die East India Company verlor so ihren wichtigsten Kunden und übte auf das Parlament Druck aus, bis dieses die so genannte Teeakte verabschiedete: Die East India Company erhielt das Monopol auf Teelieferungen nach Amerika; jeglicher Import aus anderen Quellen war ab sofort illegal und bei Strafe verboten, was die Amerikaner als Angriff auf ihre Freiheitsrechte empfanden. Im Dezember 1773 liefen die ersten drei Schiffe der Company im Hafen in Boston an, doch die Ladung wurde nie gelöscht: Als Indianer verkleidete Männer schlichen sich bei Einbruch der Dunkelheit auf die Schiffe und warfen dreihundertzweiundvierzig Kisten Tee im Wert von zehntausend Pfund unter Beifall zahlloser Zuschauer ins Wasser. Diese Aktion, im Volksmund ironisch Boston Tea Party , genannt, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, der Auslöser für eine Entwicklung, die einige Jahre später in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mündete, in dem Tee das Symbol für Unterdrückung war und an dessen Ende die Vereinigten Staaten von Amerika als unabhängige Nation standen.
    Die beiden Männer sahen sich an und schmunzelten.
    » Auch . Aber ehrlich gesagt ziehe ich es vor, mit handfesteren Dingen zu handeln als mit Kisten voll trockener Blätter.«
    »Neville jedenfalls macht ein Vermögen mit diesen trockenen Blättern. Wenn der Tee aus Darjeeling der Champagner unter den Tees ist, dann ist der seiner Plantage der Moët & Chandon.«
    Darjeeling … Der indische Klang dieses Namens ließ einen metallischen Geschmack in Richards Kehle aufsteigen, den er rasch mit einem großen Schluck aus seinem Glas hinunterspülte.
    Lord William kratzte sich nachdenklich an der Schläfe, die schon einzelne graue Strähnen zeigte, obwohl er kaum die vierzig erreicht hatte.
    »Ich will mich nicht einmischen, aber … Sie wären gut beraten, Neville nicht in die Quere zu kommen.«
    Richard zog seine dichten Augenbrauen empor.
    »Was soll an diesem Mann so gefährlich sein?«
    Lord William nahm einen tiefen Zug, als müsste er sich Mut antrinken.
    » Alles . Er trinkt selbst den größten Schluckspecht unter den Tisch, ohne dass ihm etwas anzumerken ist, hat beim Kartenspiel noch nie ein schlechtes Blatt gehabt, und wer ihn jemals herausgefordert hat, hat noch jedes Mal teuer dafür bezahlt. Niemand weiß so richtig, wo er herkommt – eines Tages tauchte er einfach in der Gesellschaft von Kalkutta auf, wie aus dem Nichts, mit einem immensen Vermögen und dem besten Tee, der je in der Mincing Lane verkauft wurde. Er ist kalt, glatt und ungreifbar, und es gibt fast keinen Gentleman dort unten«, er wies mit seinem Glas in den Ballsaal unter ihnen, »der nicht vermutet, von ihm Hörner aufgesetzt bekommen zu haben, ohne dass er auch nur einmal einen konkreten Verdacht hätte haben können.«
    »Und er wird trotzdem immer noch empfangen?«
    Lord William nickte bedächtig. »Das ist das Seltsame. Er scheint eine Macht über die Menschen auszuüben, die ihnen keine andere Wahl lässt – als fürchteten sie ihn …. Unheimlich, nicht wahr?«
    Richard grinste breit. »Das klingt, als weilte der Leibhaftige unter ihnen.«
    Lord William starrte nachdenklich in die Menge hinab. »Manche glauben es, ja.«
    Richard lachte auf. » Good Lord , dieser gottverdammte Aberglaube hier in der Alten Welt!« Er wandte sich zum Gehen.
    »Was haben Sie vor, Richard?«
    »Ich nehme an, dass Sie sich nicht bereit erklären werden, mich Mrs. Neville vorzustellen – also werde ich es selbst tun.«
    Lord William sah ihn verblüfft an. »Sie sind verrückt!«
    Richard bedachte ihn mit einem langen Blick.
    »Manchmal muss man einfach tun, was man tun muss – auch wenn es ein Wagnis bedeutet.«
    Er zwinkerte ihm zu und verschwand zwischen den Lords und ihren Ladys, die auf der Galerie zusammenstanden und sich angeregt unterhielten.
    Helena drückte sich noch enger an die Wand, in der Hoffnung, unsichtbar zu werden. Doch sie war es nicht – ihr auffälliges Kleid leuchtete weithin, selbst im Regenbogen der anderen Ballgarderoben.
    Die scharlachrote Seide umschloss sie wie ein Blütenkelch; die intensive Farbe und

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