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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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schwarzen Träger bald darauf mehrere Gnus und ein Impala herbei. Helles Blut rann aus vielen Einschüssen in den Kadavern, das verwundete Impala war schließlich von den Afrikanern durch einen Schnitt in den Hals getötet worden. Sein schmaler Kopf baumelte willenlos im Takt der Schritte, in seinen sanften, weit geöffneten Augen sammelten sich hungrige Fliegen.
    » Waidmanns Heil«, bemerkte Christian trocken.
    Charlotte musste sich abwenden, als die erlegten Tiere an ihr vorbeigetragen wurden. Es war lächerlich, das wusste sie; man hatte sie getötet, weil man ihr Fleisch benötigte, genau wie es die Raubtiere dort draußen in der Savanne taten. Es gab Jäger und Opfer in der Wildnis, so war die Welt nun einmal eingerichtet. Und doch musste sie an Kamal Singh denken, der niemals Fleisch anrührte, weil seine Religion es ihm verbot.
    Die Afrikaner begrüßten die heimkehrenden Jäger mit schrillen Trillerlauten. Die Beute wurde blitzschnell zerlegt und an den Feuern geröstet, und selbst Charlotte musste zugeben, dass die aufsteigenden Bratendüfte verführerisch waren. Für die Weißen wurden selbstverständlich die besten Stücke reserviert, die Afrikaner jedoch waren weniger wählerisch, alles, sogar die Innereien, wurde gekocht und restlos verzehrt, nur die Knochen blieben übrig, und der glückliche Schütze Meyerwald hatte Mühe, sich seine Trophäen zu sichern.
    » Die Hörner der Gnus haben sie– weiß der Teufel wie– abgetrennt und verschwinden lassen! Verflixte Neger. Sind doch allesamt Diebe und Gauner.«
    Während der Mahlzeit, die der Koch mit Kurkuma und reichlich Pfeffer gewürzt hatte, schilderte Dr. Meyerwald die Jagd, regte sich über die dummen Araber auf, die allzu früh losgeballert hätten, und beklagte die Tatsache, dass er seine rechte Hand immer noch nicht wie gewohnt bewegen könne. Unter normalen Umständen habe er für ein Wild selten mehr als einen einzigen Schuss gebraucht. Niemand widersprach. Christian bemerkte lächelnd, dass die Abenddämmerung gute Augen erfordere und der lästige Staub die Sache nicht gerade einfacher mache. Charlotte vernahm das Gespräch nur am Rande, ihre ganze Aufmerksamkeit galt den Afrikanern, die das Festmahl mit Trommeln, Gesängen und Tänzen feierten. Die Melodien waren einfach, wie aus dem Augenblick heraus geboren, und doch mussten sie uralt sein, denn alle schienen sie zu kennen. Aus dem gleichförmigen, immer wiederkehrenden Singsang erhoben sich einzelne Stimmen, fanden Beifall und Antwort, dann schwollen die Töne an, und es erklangen helle Trillerlaute. Die Seele ihrer Musik aber war der Rhythmus der Trommeln, der stampfenden Füße, der auf und niederspringenden Körper. Sie trugen diesen Rhythmus in jedem Muskel ihrer schwarzen Leiber, er schien aus ihnen selbst zu kommen, und ihre Bewegungen waren von einer seltsam gelassenen Geschmeidigkeit, zu der ein Europäer niemals fähig gewesen wäre. Wie steif wirkten dagegen die » Tanznachmittage« der deutschen Offiziere und ihrer geschnürten Ehefrauen, zu denen sie gelegentlich Klavier gespielt hatte!
    Auch Dobner war still, was nicht weiter auffiel– er redete selten. Während sein Reisegefährte auf die Pirsch gegangen war, hatte er fieberhaft gezeichnet, er schien jedoch wenig zufrieden mit dem Ergebnis zu sein, denn er hatte alle Blätter ins Feuer geworfen und war danach in eine trostlose Stimmung verfallen.
    » Verfluchte Künstlerallüren«, hatte Dr. Meyerwald gestöhnt. » Wozu bezahle ich dich, Anton?«
    » Es ist platt und kitschig. Keine Magie. Kein Geheimnis. Mein Talent reicht nicht aus…«
    » Dass du nicht Rembrandt bist, weiß ich auch. Zeichne diesen Berg eben so, wie du es kannst! Ich brauche die Bilder!«
    Später lag Charlotte im Zelt und starrte auf die schräge Stoffbahn über ihrem Feldbett, durch die der helle Mond hindurchleuchtete. Der mächtige Berg war kurz vor Einbruch der Dämmerung wieder im Nebel verschwunden, ob man ihn morgen früh wieder zu Gesicht bekommen würde, war unsicher, oft sollte er sich wochenlang in den Wolken verborgen halten. Doch er war da, sie spürte seine Gegenwart wie eine große Kraft, die sie erzittern ließ und sie zugleich mit Glück erfüllte. Die Karawane würde ein Stück in das Hochland zu Füßen des Bergmassivs hineinsteigen, jedoch nur bis zu dem Ort Moshi, wo man im Schutz der deutschen Truppenstation lagern wollte. Dort würde man über die augenblickliche Lage bei den Dschagga Erkundigungen einziehen. Die vielen Stämme

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