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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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zu. » Ich las über ihn in einem Zeitschriftenartikel. Dort wurde erwähnt, dass er die Sprachen der Afrikaner untersucht hat, aber man fand dies eher lächerlich. Ihm wurde zudem vorgeworfen, Sklaven gejagt und mit nach Europa gebracht zu haben…«
    » Davon habe ich auch gehört«, erwiderte George, ohne Charlotte aus den Augen zu lassen. » Aber ich halte das für eine boshafte Verleumdung. Wie auch immer– Heinrich Barths Versuch, die afrikanischen Sprachen zu dokumentieren, ist ein großartiger Ansatz, den man weiter verfolgen müsste…«
    » Das finde ich auch. Wie können wir über etwas urteilen, von dem wir gar nichts wissen? Das Gleiche gilt für die afrikanischen Sitten und Gebräuche und auch für ihre Religion…«
    Jetzt reichte es dem Großvater, unchristliche Reden wie diese konnte er in seinem Haus auf keinen Fall dulden.
    » Wo in aller Welt hast du diesen Artikel gelesen?«, wollte er von Charlotte wissen.
    Sie biss sich auf die Lippen, hatte sie doch im Eifer des Gefechts Dinge verraten, die sie besser verschwiegen hätte.
    » Kantor Pfeiffer hat zwei Journale abonniert, und ich lese hin und wieder darin.«
    » Aha!«, ließ sich die Großmutter vernehmen, die der Meinung war, dass das Lesen von Romanen oder Journalen für ein junges Mädchen nur verderblich sein konnte.
    Das Gespräch erstarb, der Großvater hatte schon kleine Augen und zog sich bald zurück, um sein Mittagsschläfchen zu halten. Auch Tante Fanny, die Großmutter und Tante Edine erhoben sich, in der Küche stand der Abwasch bevor, und draußen im Garten musste der Kaffeetisch eingedeckt werden. Die jungen Leute würden ja wohl noch ein wenig sitzen und sich auch ohne die » Alten« miteinander beschäftigen können.
    » Charlotte, du kannst uns in der Küche helfen!«, befahl Tante Fanny.
    Zu Charlottes Überraschung erklärte sich Marie freiwillig bereit, mit abzuwaschen. Vielleicht langweilte sie sich in der Stube, wo die drei jungen Männer– Paul, George und Maries Bruder Henrich– inzwischen eifrig über die Jagd mit Spürhunden und die dazu nötigen Jagdgewehre diskutierten, wozu weder Menna noch Marie, noch Klara viel beizutragen hatten.
    » Nicht wahr, Großmutter«, bemerkte Marie leichthin, während sie das frisch geplättete Küchentuch entfaltete. » Es kann doch niemand etwas dagegenhaben, wenn wir heute Abend ein wenig Musik machen, oder? George liebt die Musik, und als Student kennt er einige Tänze, die in London sehr in Mode sind…«
    » Tanzen wollt ihr? Dafür ist die Stube doch zu eng!«, meinte die Großmutter und reichte ihr den eben gespülten, tropfnassen Fleischteller zum Abtrocknen.
    » Nicht richtig tanzen, Großmutter. Nur ein klein wenig die Schritte üben und ein paar lustige Spiele machen. George soll uns doch in guter Erinnerung behalten, wenn er wieder zurück zu seinen Eltern reist.«
    » Das ist eine wunderbare Idee!«, schwärmte Tante Fanny, die ihre Ettje vermutlich bereits in Georges Armen sah. » Warum sollten die jungen Leute sich nicht vergnügen und Freude am Leben haben?«
    Kaum zu glauben, dass gerade Tante Fanny solche Dinge von sich gab, die sonst immer predigte, ein junges Mädchen habe sich still und sittsam aufzuführen, und zornig wurde, wenn albern gelacht und gekichert wurde. Von ihrer Abneigung gegen Charlottes Klavierspiel einmal ganz abgesehen.
    » Nun«, ließ sich Tante Edine zögerlich vernehmen. » Harm mag das Tanzen bei uns zu Hause ja nicht gestatten– er ist stets um sein Ansehen in der Gemeinde besorgt–, aber ich denke, dies ist ein unschuldiges Amüsement, das niemandem schadet.«
    » Aber erst nach dem Kaffeetrinken«, entschied die Großmutter nach kurzem Überlegen. » Und dass mir in der Stube ja nichts zu Bruch geht!«
    Marie wischte mit unschuldigem Lächeln über den Teller, der inzwischen längst trocken war, und Charlotte kam nicht umhin, das diplomatische Geschick ihrer Cousine zu bewundern. Marie war nie gut in der Schule gewesen und hegte auch sonst keinerlei Interessen. Sie begeisterte sich weder für die Musik noch für Bücher, fertigte keine Stickereien an wie ihre Schwester Menna und überließ die Haushaltsführung gern ihrer Mutter. Aber wenn Cousine Marie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, fand sie immer einen Weg, ans Ziel zu gelangen.
    Bald war Unruhe im Flur zu vernehmen, offenbar war es dem Rest der Gesellschaft in der Stube zu langweilig geworden. Man hörte Ettje die Stiege hinauflaufen– der Großvater hatte einmal gesagt,

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