Himmel über dem Kilimandscharo
getragen!«
Das fehlte noch, dass sie mit nach Bremen fuhr! Ein paar Wochen nach der Hochzeit hatte er sie leichtsinnigerweise mitgenommen, eigentlich nur, um sie mit seinen Handelsverbindungen, seinem Geschick und seinen Kenntnissen zu beeindrucken. Er hatte es schwer bereut, denn sie hatte begonnen, ihm Ratschläge zu erteilen, hatte diese oder jene Ware als zu teuer bezeichnet, und einmal– er hatte rasch eingreifen müssen– hatte sie doch tatsächlich begonnen, mit dem indischen Händler zu feilschen wie ein Marktweib. Diese » zweite Natur« war ganz offensichtlich ein Erbteil ihrer Großmutter Dirksen, die vor Geiz kaum aus den Augen schauen konnte und der Familie wochentags nicht einmal eine Tasse Kaffee gönnte.
» Die Kette ist wunderschön, Christian. Manchmal habe ich fast ein schlechtes Gewissen, dass du so viel Geld für mich ausgibst.«
» Für wen sollte ich es wohl sonst ausgeben, wenn nicht für dich, mein süße Frau. Ich will, dass du strahlst, dass mich alle um dich beneiden, denn du bist das Kostbarste, das ich besitze.«
Er spürte selbst, dass seine Worte allzu überschwänglich klangen, dennoch sagte er die Wahrheit. Spürte sie das? Sie schüttelte lächelnd den Kopf, aber zugleich schmiegte sie sich ein wenig dichter an ihn, und er genoss diese freiwillige Nähe, mit der sie sonst leider sehr sparsam war.
» Ich komme mir trotzdem recht unnütz vor, Christian. Natürlich kümmere ich mich darum, dass der Haushalt gut versehen wird, aber in der Küche herrscht die Köchin, das Mädchen reinigt die Zimmer, und für die Wäsche kommt eine Frau. Wenn ich wenigstens unten im Laden mithelfen dürfte. Es würde mir viel Freude machen.«
» Den Laden überlass besser mir, Charlotte!«
Er sagte es kurz und knapp, da sie bereits mehrfach über dieses Thema gestritten hatten. Gewiss, seine Mutter hatte die Kunden bedient, aber seine Frau würde das nicht tun. Weil er es nun einmal nicht wollte.
» Ich könnte dir helfen, die Bücher zu führen«, schlug sie eigensinnig vor. » Ich war im Rechnen immer eine der Besten, und wenn ich mich bemühe, schreibe ich die Zahlen akkurat wie gedruckt.«
» Vom Führen der Bücher verstehst du nichts.«
Wie hartnäckig sie doch sein konnte. Sein energischer Tonfall schien sie überhaupt nicht zu beeindrucken, stattdessen blitzten ihre Augen vor Eifer.
» Ich könnte es lernen. Wir stellen einen Schreibtisch in den Salon, dann musst du auch nicht stundenlang an den Abenden unten in der engen Kammer sitzen und dir die Finger abfrieren.
Du erklärst mir, wie die Bücher geführt werden, und überprüfst immer genau, was ich geschrieben habe, damit sich kein Fehler einschleicht. Auf diese Weise könnte ich dir nützlich sein, ohne hinter der Ladentheke zu stehen, was du ja nicht möchtest.«
» Wir werden sehen«, entgegnete er gequält und presste sie noch einmal an sich, bevor er vom Sofa aufstand. » Vielleicht hast du ja Vergnügen daran, mit Tusche zu zeichnen? Ich könnte mir vorstellen, dass du sehr begabt bist, mein Schatz. Auf jeden Fall werde ich dir aus Bremen einen Zeichenblock, Pinsel und Tusche mitbringen…«
» Und was ist mit den Büchern?«, beharrte sie stur.
» Die Bücher für Paul? Er soll mir die Titel nennen…«
Jetzt funkelte verhaltener Zorn in ihren Augen, und ihre schwarzen Brauen stießen über der Nasenwurzel fast zusammen.
» Du weißt genau, welche Bücher ich meine, Christian!«
Er hasste es, wenn er sich ihr so energisch entgegenstellen musste. Weshalb war sie so unzufrieden? Andere hätten sie um ein Leben, wie sie es führte, glühend beneidet, hielt er sie nicht wie eine Prinzessin? Aber sie wollte seine Rechnungsbücher führen! Großer Gott!
» Ein für alle Mal, Charlotte: Diese Bücher führe nur ich allein. Dahinter verbirgt sich kein Misstrauen dir gegenüber, sondern einfach eine kaufmännische Gewohnheit, auch mein Vater hat seine Bücher immer selbst geführt.«
Der enttäuschte Ausdruck auf ihren Zügen tat ihm weh, aber er wollte in jedem Fall fest bleiben. Wenn sie einmal herausgebracht hatte, dass er nachgab, dann würde er bald kein Bein mehr auf die Erde bekommen.
» Gehen wir schlafen«, schlug er mit sanfter Stimme vor und reichte ihr beide Hände, um ihr vom Sofa aufzuhelfen. » Soll ich dir noch etwas aus der Küche holen? Einen kleinen Imbiss? Einen Becher Milch? Die Köchin schläft zwar, aber ich finde mich schon zurecht…«
» Nein, danke.«
Sie erhob sich ohne seine Hilfe, sah ihn
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