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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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auch nicht an, als sie an ihm vorbei zur Flurtür ging. Er hörte sie im Badezimmer hantieren; sie drehte das Wasser auf und schien sich die Zähne zu putzen.
    Im Schlafzimmer schlug er schon einmal die Decken zurück und fand in beiden Betten je eine Wärmflasche aus Zinn, die sie vorsorglich hatte hineinstellen lassen. Als ob ein liebendes Ehepaar blödsinnige Bettwärmer brauchte!
    Er nahm sich vor, recht bald mit dem Zug nach Bremen zu fahren und dort über Nacht zu bleiben. Er liebte Charlotte, aber dort, in der Bremer Hafengegend, gab es ein Etablissement, das er schon zweimal seit Beginn seiner Ehe besucht hatte. Eines der Mädchen war zierlich wie ein Knabe, und seine Haut hatte die Farbe von Milchkaffee.
    Er nahm Charlotte ja nichts weg. Erstens tat er es nur selten, und zweitens war sie schwanger.

Es war dunkel im Zimmer, draußen pfiff der Sturm um die Häuser, riss an den Dachschindeln, heulte in den Gittern vor der Ladentür. Charlotte setzte sich stöhnend im Bett auf und rieb sich den Rücken. Was war das? Als sie sich zu Bett gelegt hatte, war dieser ziehende Schmerz ganz harmlos gewesen, doch nun durchfuhr er ihren Bauch wie ein heftiger Krampf, kam und ging, wollte nicht aufhören. Es glich den Schmerzen, die sie früher bei ihrer Regel gehabt hatte, aber in der Schwangerschaft hatte man keine Regel. Ihr Ausbleiben war ja gerade das Zeichen dafür, dass man ein Kind in sich trug, so viel wusste sie immerhin schon, die Großmutter hatte sie in den Schatz ihrer Erfahrungen eingeweiht.
    » Klara?«, flüsterte sie.
    Sie war froh, dass Christian in Bremen übernachtete, so dass Klara heute Nacht bei ihr lag. Christian war in solchen Dingen keine Hilfe, er hatte panische Angst vor Krankheiten und geriet in helle Aufregung, wenn sie nur einen Schnupfen bekam.
    » Ist dir nicht gut? Soll ich dir einen Kamillentee kochen?«, fragte ihre Cousine leise.
    Charlotte sank aufatmend zurück in die Kissen. Das Ziehen hatte nachgelassen, vielleicht war es jetzt vorbei.
    » Ich habe Bauchschmerzen. Wahrscheinlich habe ich das Abendessen nicht vertragen.«
    » Sei ganz ruhig. Ich mache dir einen warmen Umschlag.«
    Ein Streichholz flammte auf, dann verbreitete sich der gelbe Schein der Gaslampe im Zimmer, und man konnte die Intarsienkommode mit dem Spiegel, den Wandschirm aus chinesischer Seide und die dunkelroten Fenstervorhänge erkennen. Klara stand schon neben dem Bett und warf hastig ein Schultertuch über ihr Nachtgewand, dann sah sie zu Charlotte hinüber und lächelte ihr beruhigend zu.
    » Das ist der Sturm. Ich konnte auch nicht schlafen, weil es draußen so rumort…«
    » Leg dich wieder hin. Ich glaube, es hat sowieso aufgehört…«
    » Es macht mir keine Mühe, Charlotte. Der Herd ist gewiss noch warm. Gleich bin ich wieder bei dir.«
    Sie ließ die Schlafzimmertür offen, als sie hinaushumpelte, und Charlotte hörte, wie sie in der Küche mit Kelle und Schüssel hantierte. Klara war gar nicht so ungeschickt, wie die Großmutter und Tante Fanny immer behauptet hatten, sie wusste sich recht gut zu helfen, wenn es darauf ankam. Eine Schublade wurde aufgezogen– sie nahm wohl ein frisches Küchentuch heraus, um es in das warme Wasser…
    Unerwartet heftig kehrte der Schmerz zurück, schnürte ihren Leib zusammen, zerrte an ihrem Rücken. Stöhnend presste sie beide Hände auf ihren Bauch und spürte trotz der peinigenden Krämpfe, wie es warm zwischen ihren Beinen heraussickerte.
    Das Kind!
    Ein eisiger Schrecken durchfuhr sie. Es war doch noch viel zu früh, es durfte noch nicht geboren werden. Hastig schlug sie die Decke zurück, vergaß für einen Augenblick sogar den peinigenden Schmerz, dann sah sie den länglichen, hellroten Flecken auf dem weißen Nachthemd. Das war Blut– blutete eine Frau, wenn sie ein Kind bekam?
    Auf keinen Fall durfte sie im Bett liegen bleiben, sonst würden auch noch die Unterlage und die Matratze durchweicht werden.
    » Klara! Ich brauche Tücher! Ich habe meine Regel, glaube ich…«
    Sie zog das Nachthemd hoch und klemmte sich den zusammengeknüllten Stoff zwischen die Beine, das Hemd war jetzt sowieso blutig und musste mit Essigwasser gesäubert werden. Doch auch auf dem Laken war ein leuchtend roter Fleck, sie musste das Bett abziehen, die Unterlage auswaschen…
    Rasch stand sie auf, doch ihr wurde schlecht, und sie glaubte, die kreisenden Flügel einer Windmühle dicht vor sich zu sehen. Der Schmerz nahm wieder von ihr Besitz, stärker noch als zuvor, umschloss

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