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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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deutsche Befehlshaber– Zelewski hieß er, die arme Sau.«
    » Großer Gott! Und hat man diesen Mkwawa inzwischen gefasst?«
    » Der treibt dort immer noch sein Unwesen. Mich brächten jedenfalls keine zehn Pferde nach Deutsch-Ost.«
    Das Gespräch erstarb, als sie unten angekommen war. Die beiden Männer, mit denen Christian am Tisch saß, waren sehr jung, vermutlich erst knapp über zwanzig, doch in ihren Gesichtern lag jener unwägbare Ausdruck eines Menschen, der gelernt hatte, sich auf jede erdenkliche Weise durchzuschlagen. Angeblich wollten sie bis ins portugiesische Mosambik fahren und von dort aus weiter nach Südafrika gelangen, wo einer der beiden einen Onkel hatte. Sie starrten Charlotte mit unverhohlener Begierde an. Es gab nicht viele Frauen an Bord; in der dritten Klasse fuhr außer ihr und Klara nur noch ein einziger weiblicher Passagier mit, eine nicht mehr ganz junge Person, die einen sehr offenen Umgang mit den männlichen Mitreisenden pflegte.
    » Weshalb gehst du nicht hinauf an Deck?«, fragte sie Christian. » Die Sonne und die frische Brise werden dir guttun.«
    » Ich kann das verdammte Wasser nicht mehr sehen.«
    Die drei Männer lachten und schienen das für einen guten Witz zu halten. Der tatsächliche Grund war wohl ein anderer: Christian litt darunter, dass den Passagieren der dritten Klasse nur das Vorderdeck zur Verfügung stand, wo auch Heizer und Matrosen herumliefen, während das Oberdeck den Reisenden der ersten und zweiten Klasse vorbehalten war. Diese schönen, weiß gestrichenen Aufbauten mit den hübschen Fenstern und den überdachten Seitendecks erhoben sich wie eine Festung über dem Vorderdeck, doch es war ihnen nicht einmal gestattet, die Treppen hinaufzusteigen, um sich dort umzusehen. Die hell gekleideten Herren und wenigen Damen, die dort oben promenierten, wünschten nicht, mit den Passagieren der dritten Klasse in Berührung zu kommen.
    » Dann werde ich halt mit Klara hinaufgehen.«
    Er gab keine Antwort, vermutlich hatte er wenig Lust, der Schwägerin die Treppe hinaufzuhelfen und sie auf dem schwankenden Deck zu stützen. Diese Fürsorge überließ er gern Charlotte. Immerhin ging es ihm jetzt, da die See ruhiger war, beträchtlich besser. Die Euphorie der ersten Reisetage, als er heilfroh war, nicht kurz vor der Abfahrt in Hamburg noch aufgespürt und arretiert worden zu sein, hatte ziemlich bald tiefster Verzweiflung Platz machen müssen. Im Gegensatz zu Charlotte und Klara litt Christian unter der Seekrankheit, sobald das Meer unruhig wurde, lag er sterbenskrank in seiner Koje und erbrach sich. Charlotte hatte sich liebevoll um ihn gekümmert, was bei heftigem Seegang nicht einfach war. Nur der Tisch war am Boden festgeschraubt, Stühle, Gefäße und andere Gegenstände rutschten gefährlich rasch von einer Seite des Zwischendecks auf die andere, und die Männer in den oberen Kojen mussten aufpassen, nicht herausgeschleudert zu werden.
    Man hatte den hinteren Teil des Zwischendecks mit einer beweglichen Holzwand abgeteilt, dort befanden sich die Schlafkojen der Frauen. Der Frauenbereich war so eng, dass noch nicht einmal ein Tisch hineingepasst hätte. Auch hier gab es Stockbetten, aus hartem Holz gefertigt und ohne Matratze, dafür waren jedem Reisenden zwei Decken zur Verfügung gestellt worden. Klara und Charlotte teilten sich eine Schlafkoje, die andere war von ihrer Mitreisenden besetzt, die im oberen Bett ihre Kleider ausgebreitet hatte. Sarah William besaß zahlreiche Kleidungsstücke, die sie immer anders miteinander kombinierte, zudem eine Auswahl von auffälligen Hüten, die in Farbe und Form niemals zu ihren Kleidern passen wollten. Sie zeigte sich gern in immer neuen Aufmachungen an Deck, was Charlotte und Klara etwas verwunderte, denn Sarah war zu ihrem Verlobten, der bei einer Hamburger Land- und Plantagengesellschaft tätig war, nach Daressalam unterwegs. Von diesem seltsamen Gebaren abgesehen, hatte sich Sarah jedoch als hilfsbereite und tatkräftige Person erwiesen, besonders die schüchterne Klara hatte es ihr angetan. Sarah hatte sich von ihr porträtieren lassen und war über das Ergebnis so begeistert, dass sie Klara Geld für das Bild bot. Zu Charlottes Ärger lehnte Klara jedoch ab und schenkte ihr das Porträt. Sarah bedankte sich, indem sie Klara einen ihrer Hüte verehrte.
    Charlotte fand Klara auf dem Rand ihrer Koje sitzend, wo sie im trüben Licht des winzigen Bullauges eine von Christians Jacken flickte.
    » Du wirst dir noch die

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