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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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augenblicklich weg, bevor es einen Skandal gibt!«
    Deutlich beherrschter wandte Meindorff sich an Adalbert. »Und Sie, junger Mann, bitte ich um der Freundschaft unserer Häuser willen, dass Sie über diesen kleinen Zwischenfall Stillschweigen bewahren.«
    »Das ist Ehrensache«, beteuerte Adalbert. Seine Gesichtsmuskeln zuckten.
    »Ich stehe in Ihrer Schuld.« Meindorff wandte sich zum Gehen um, doch Hannes fiel ihm in den Arm.
    »Vater …«
    »Nicht ein Wort mehr, Hans Joseph Anton Meindorff. Nicht ein Wort und keine Sekunde meiner Zeit mehr!«
    Schockiert von so viel Härte und Kälte presste Demy die Lippen aufeinander. Selbst ihr, die sie bei dieser Auseinandersetzung lediglich die Rolle einer Zuhörerin am Rande innehatte, jagte ein eisiger Schauer über den Rücken.
    Meindorffs Sohn war allerdings nicht gewillt, so schnell aufzugeben.
    Demy war versucht, den unvorsichtigen Mann von seinem Vater fortzuziehen, doch sie wagte es nicht. Da spürte sie Ediths Hand auf ihrem Arm.
    »Fräulein van Campen? Entschuldigen Sie bitte. Ich würde gern gehen, aber ich fürchte, ich finde den Weg nach draußen nicht. Dieses große Haus erscheint mir wie ein Irrgarten.«
    Da Demy es sinnvoll fand, zumindest das Objekt der sich anbahnenden Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn in Sicherheit zu bringen, flüsterte sie zurück: »Kommen Sie.«
    Mit hastigen Schritten eilte sie Edith voraus über das rautenförmig angeordnete Parkett und zwischen den Gästen hindurch. Auch in der Vorhalle hielten sich vermeintlich arme Bürgersleute auf, die ein erschreckend verwahrlostes Bild abgaben, was Demy trotz der angespannten Situation ärgerte.
    Edith ließ sich von einem eigens für dieses Fest zusätzlich angestellten Bediensteten ihren leichten, taillierten Sommermantel reichen und wandte sich wieder an Demy. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Ich hätte Hannes niederschlagen sollen, solange noch die Möglichkeit dazu bestand. Das wäre Ihnen vermutlich mehr Hilfe gewesen.«
    Auf Ediths Gesicht schlich sich ein gequältes Lächeln. »Hannes erzählte mir schon, mit wie viel Temperament Sie ausgestattet sind.«
    »Wie konnte er Sie nur zu so einem Vorhaben überreden?«
    »Es brauchte nicht viel Überzeugungskraft. Ich liebe ihn. Er hat mir gestern einen Heiratsantrag gemacht, den ich annahm. Heute sollte ich seiner Familie vorgestellt werden. Er fand die Idee ausgezeichnet, dies während eines völlig ungezwungenen Festes zu tun, nahm aber an, sein Vater sei nicht mit von der Partie.«
    Demy zuckte mit der linken Schulter. Vermutlich war jede Gelegenheit die falsche, ob bei einem lockeren Fest oder in der Zurückgezogenheit des väterlichen Arbeitszimmers, wenn das Thema die mögliche Eheschließung zwischen Hannes Meindorff und Edith Müller war, überlegte das Mädchen.
    »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte sie Edith.
    »Es eilt ja nicht. Hannes und ich werden das Kunststück schon hinbekommen, das Einverständnis Herrn Meindorffs zu erlangen.«
    Demy, die eigentlich hatte wissen wollen, wie Edith nach Hause kommen würde, seufzte innerlich auf. Ob die junge Frau da nicht von zu viel Hoffnung inspiriert war? Im Gegensatz zu Philippe hatten sich weder Joseph noch Hannes jemals ihrem Vater widersetzt. Was der ehemalige Rittmeister sagte, war Gesetz, so viel hatte sie in den vergangenen Wochen herausgefunden. Mochte es auch einige Meinungsverschiedenheiten gegeben haben, durchgesetzt hatte sich immer der Vater. Sogar als Tillas Mann den Wunsch äußerte, eine zweite Firma aufzubauen, um finanziell unabhängiger zu sein, war sein Vorhaben von seinem Vater zwar toleriert worden, da er Männer, die etwas Eigenes auf die Beine stellten, durchaus respektierte. Er hatte ihm jedoch strikt vorgegeben, in welchen Bereich er investieren sollte. Somit war eine weitere Berliner Brauerei aus dem Boden gestampft worden.
    Demy hatte ihr Wissen um die familieninternen Entscheidungen, Auseinandersetzungen und Abhängigkeiten von der Haushälterin Maria und von Fräulein Cronberg, und sie war froh darüber, denn inzwischen half es ihr, mit gewissen Eigenheiten der Familie zurechtzukommen und weitaus weniger anzuecken als zuvor.
    »Sie sagen ja gar nichts«, brachte Edith sich in Erinnerung.
    »Hannes handelt gelegentlich wie ein unbeschwerter, fröhlicher Junge. Ich fürchte nur, in dieser Angelegenheit wird er sich das erste Mal in seinem Leben richtig …«
    »Sie sehen keine Chance?« Auf den erstickten Aufschrei hin hob Demy den Kopf und

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