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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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in schwarzem Anzug, drehte den Kopf.
    »Entschuldigung. Aber wir warten noch auf einen dritten Fahrgast.«
    »Was?«, sagte Gregorius.
    Irina räusperte sich. »Einen dritten Fahrgast? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wer soll das denn sein?«
    Der Fahrer schaute in einer Mappe nach, die neben ihm auf dem Beifahrersitz lag. »Ein Mr. Skrupka. Sie sind doch das Paar Miller, nicht wahr?«
    Das Paar?, dachte Irina, machte sich aber nicht die Mühe, dieses Missverständnis zu korrigieren.
    »Skru…?«, fragte sie nach.
    »Mr. Skrupka, ja«, nickte der Fahrer und gab sich alle Mühe, jeden Buchstaben deutlich auszusprechen. »Nach meinen Anweisungen soll ich um sieben Uhr dreißig drei Personen im Hotel Rembrandt abholen. Das Paar Miller und Mr. Skrupka.«
    »Ich verstehe«, sagte Irina, was hundertprozentig gelogen war.
    »Wir kennen so einen nicht«, sagte Gregorius. »Pfeifen wir auf ihn und fahren einfach los.«
    »Ähm«, räusperte sich der Fahrer. »Ich denke, wir sollten Mr Skrupka noch ein paar Minuten eine Chance geben. Sicherheitshalber.«
    »Dieser Tag ist ein einziger Misthaufen«, sagte Gregorius.
    »Entschuldigung«, sagte Irina und stieß ihrem Bruder den Ellbogen in die Rippen. »Natürlich. Lassen Sie uns noch fünf Minuten warten. Aber wenn er dann nicht auftaucht, dann möchte ich Sie bitten, dass Sie mich und meinen Bruder an das angegebene Ziel bringen.«
    »Wie Sie wünschen«, antwortete der Fahrer etwas beleidigt, schaute auf seine Armbanduhr und holte eine Evening Standard heraus.
    »Was ist denn nur mit dir los?«, zischte Irina ihren Bruder an. »Du übertriffst dich ja selbst, das muss ich schon sagen.«
    »Skrupka?«, zischte Gregorius zurück und rieb sich seine Rippen. »Klingt wie ein russischer Fluch. Ach, soll doch alles den Bach runtergehen, es ist sowieso schon egal.«
    »Sorry, Greg«, sagte Irina. »Ich verstehe nicht, wovon du redest.«
    »Dafür solltest du dankbar sein«, erwiderte Gregorius, verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.
    Innerhalb der vereinbarten Minuten tauchte kein Mr. Skrupka auf, und um 7.40 Uhr fuhr der schwarze Bentley vom Hotel los. Bald war man auf der Kensington Road, doch statt nach rechts zum Hyde Park abzubiegen, fuhr der Fahrer nach links und dann weiter Richtung Westen nach Kensington. Der Verkehr war zu dieser Abendstunde nicht besonders dicht, bald hatte man die Parks passiert, und als Irina das Barkers Building wiedererkannte, beugte sie sich vor und fragte:
    »Entschuldigen Sie, aber ich verstehe nicht so recht, warum wir in diese Richtung fahren. Wir sind doch auf dem Weg nach Marylebone, oder?«
    »Marylebone?«, antwortete der Fahrer und schüttelte den Kopf. »Nein, nach Marylebone sind wir nicht auf dem Weg, ganz und gar nicht.«

63

    L eonard, wo sind wir denn?«
    Mauds Fingernägel waren einigermaßen trocken, und sie konnte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Umwelt richten. Sie wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren, aber es erschien ihr wie mindestens zwanzig Minuten. Vielleicht sogar mehr. Sie schaute durch das Seitenfenster hinaus und sah Reihen ziemlich niedriger Klinkergebäude, kleine Geschäfte, Cafés, Dienstleistungsläden und Ähnliches.
    »Wir sind auf dem Weg«, antwortete Leonard.
    »Auf dem Weg?«
    »Ja.«
    »Das ist ja wohl keine Antwort. Ich weiß gar nicht, wo wir hier sind. Warum dauert das so lange?«
    »Der Verkehr«, sagte Leonard.
    Maud lehnte sich an die Scheibe und schärfte ihren Blick, indem sie blinzelte. Draußen hatte die Dämmerung eingesetzt, die Straßenbeleuchtung wurde eingeschaltet, und es waren viele Menschen unterwegs, besonders vor der U-Bahn-Haltestelle, an der sie gerade vorbeifuhren. Sie versuchte deren Namen zu lesen, aber das gelang ihr nicht.
    »So schrecklich viel Verkehr ist doch gar nicht, oder? Wie geht es dir?«
    »Gut«, sagte Leonard.
    »Müde?«
    »Nicht besonders.«
    »Schmerzen?«
    »Hör auf zu nerven. Ich werde diesen Abend schon überstehen.«
    »Natürlich wirst du das, mein lieber Leonard.«
    In ihrer Stimme lag eine unerwartete Zärtlichkeit. Das verwunderte sie selbst, und sie legte eine ihrer frisch manikürten Hände auf sein Knie.
    »Aber sind wir wirklich auf dem richtigen Weg, Leonard? Irgendwie erscheint mir dieses Viertel vollkommen unbekannt.«
    »Das ist es auch. Zumindest dir.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich sage, dass dieses Viertel dir nicht bekannt ist.«
    »Und was meinst du damit?«
    »Dass du, soweit ich weiß, noch nie zuvor hier

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