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Himmel über London

Himmel über London

Titel: Himmel über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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zufriedengab oder einfach nur thank you sagte – aber sie verabredeten jedenfalls, dass sie im Laufe des Nachmittags zum Lords Hotel am Leinster Square kommen und sein Portemonnaie an der Rezeption abgeben würde.
    »Room two hundred and eleven«, präzisierte Lars Gustav Selén.
    »Reception«, erklärte Irina Miller und drückte ihn weg.
    Sie lehnte sich im Sessel zurück und seufzte schwer. Zwar hatte sie noch keine Pläne für den Tag, außer so viel Zeit wie möglich in ihrem Zimmer zu verbringen und ihre Mutter zu dem verabredeten Essen am Abend zu treffen – aber eine Tour zum Leinster Square in Bayswater, wo immer das nun auch liegen mochte, erschien wahrlich nicht sehr verlockend.
    Nun ja, dachte sie. Ich werde es auf dem Stadtplan nachschauen, und wenn es nicht zu weit ist, dann kann ich hin und zurück ein Taxi nehmen. Den Fahrer bitten, zu warten, während ich schnell ins Hotel laufe. Ich sollte eigentlich einen Zwanzig-Pfund-Schein aus dem Portemonnaie nehmen, für die Mühe und das Taxi … ja, das sollte ich wirklich.
    Aber dann müsste sie diesen Selén wahrscheinlich treffen und es ihm erklären, und dazu hatte sie noch viel weniger Lust.
    Als sie feststellte, dass Bayswater trotz allem auf der anderen Seite des Hyde Parks lag, beschloss sie, das Taxi selbst zu bezahlen. Zumindest konnte sie sich dann einer guten Tat rühmen.
    Gerade als sie diesen schönen Gedanken gehabt hatte, klingelte ihr Handy.
    Es war ihre Mutter Maud, und man konnte ihrer Stimme anhören, dass sie nicht im Gleichgewicht war. Was man übrigens auch aus ihren Worten schließen konnte.
    »Liebe Irina, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich glaube, wir sind dabei, die Kontrolle zu verlieren.«
    Wir?, dachte Irina Miller. Warum sagt sie wir ?

17

    G regorius Miller saß in einem Pub in der Nähe von Charing Cross, mit einem Guinness vor sich.
    Es war noch halb voll, und es war sein drittes. Seit einer Stunde saß er hier, und als er eingetreten war, hatte er nur ein Pint trinken wollen. Das war der Vorteil, wenn man Guinness trank, man stillte nicht nur den Durst, man wurde auch noch satt davon. Anfangs hatte er dieses Thema mit einem dänischen Touristen erörtert, er hieß Mikkel und hatte seine Frau irgendwo bei Embankment verloren, aber Mikkel hatte ihn nach einem Glas und einem kleinen Whisky verlassen. Um nach eigenen Worten zum Hotel zurückzugehen und nachzuschauen, ob seine Frau inzwischen vielleicht aufgetaucht war. Gregorius hatte ihm viel Glück gewünscht und ihm für alle Fälle seine Handynummer gegeben, falls sie tatsächlich verschwunden sein sollte und der Däne Gesellschaft brauchte.
    Was ihn betraf, so war er sich nicht sicher, ob er Gesellschaft brauchte. Vielleicht war es das Beste, hier in splendid isolation zu sitzen und die Lage zu analysieren. Sie war ein wenig kompliziert, geradezu ein wenig angestrengt , nicht einmal mit fast anderthalb Liter Bier im Leib konnte er irgendwelche mildernden Umstände finden. Obwohl es ganz schön war, für ein paar Tage in London zu sein, schön, ein wenig Abstand von der Lage zu bekommen. Die Distanz an sich konnte bereits nützlich für die Analyse sein, ja, wenn er die Sache genauer überlegte, so war es tatsächlich so. Am allerbesten wäre es natürlich gewesen, wenn er für alle Zeiten von daheim wegbleiben könnte, die Identität ändern und den Rest seines Lebens an einem geheimen Ort verbringen. Beispielsweise in London, das war zweifellos eine Stadt, die groß genug war, um sich in ihr zu verstecken. Beim Gedanken daran musste er lächeln und trank einen Schluck. Ja, verflucht noch mal, sagte er sich, als er sein Glas auf dem Tisch abstellte; ein neues Leben in einer neuen Umgebung, genau das würde das Problem lösen.
    Die Probleme , genauer gesagt, denn es waren mehrere, auch das musste er sich leider eingestehen. Obwohl sie miteinander verwandt waren.
    Zunächst einmal war da die Sache mit Sylvia. Sylvia Perhovens. Sie war im dritten Monat schwanger, und Gregorius war der Vater des zu erwartenden Kindes. Sylvia war eine sowohl intelligente als auch attraktive Frau, da war Gregorius der Erste, der dem zustimmte. Zur Zeit der Empfängnis war er auch heftig verliebt in sie gewesen, doch in den letzten Wochen hatte er immer mehr gemerkt, dass sie nicht zueinanderpassten. Sie hatte sich beharrlich geweigert, abzutreiben, und außerdem hatte sie angefangen, Ansprüche an ihn zu stellen – Ansprüche, die ihn eigentlich nicht verwunderten, die aber trotz

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