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Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition)

Titel: Himmel über Ostpreußen: Schicksalsjahre einer Familie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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Königsberg wirklich ernst gemeint waren, würde sich das Problem zum Glück von allein lösen.
    Die Diener servierten bereits wieder eiskalten Champagner, als Jesko an sein Glas klopfte. »Liebe Freunde«, begann er, »zum Ausklang dieses angenehmen Abends möchte ich Eberhard und Aglaia bitten, uns noch etwas vorzutragen. Sie reisen morgen in ihre Flitterwochen, und ich werde für einige Zeit nicht in den Genuss ihres musikalischen Könnens kommen.«
    Die Diener brachten noch einige Stühle, damit jeder einen Platz fand, und dann stimmte Eberhard auf dem Klavier Franz Schuberts Heideröschen an, und die klare helle Stimme Aglaias erfüllte den Raum. Als Zugabe gab es noch die Forelle , und dann löste sich die Gesellschaft auf.
    Zwischen Wallerstein und Birkenau herrschte eisige Stille. Weder Wilhelmine ließ etwas von sich hören, noch verspürte Elvira Lust, ihre Freundin zu besuchen. Aus Zoppot kamen begeisterte Briefe.
    Es ist traumhaft hier, Tante Louise schleppt uns von einer Gesellschaft zur nächsten. Eberhard musste mir sogar noch einige neue Kleider kaufen. Hier sind ja alle so elegant. Und ein andermal schrieb Aglaia: Gestern haben wir auf der Promenade Gustav und Mathias Goelder mit ihrer Schwester Charlotta getroffen. Stellt Euch vor, Charlotta ist mit einem russischen Fürsten verlobt. Sie wird dann in Petersburg leben. Ist das nicht aufregend? Ich finde Charlotta wunderschön und sehr extravagant. Eberhard meint, sie sei auch ein bisschen verrückt.
    Und als PS in Eberhards Handschrift stand:
    Genauso verrückt ist Mathias. Er beglückt hier reihenweise die allein reisenden Damen jeden Alters .
    Seit Eberhards und Aglaias Abreise waren Ursula von Eyersfeld und Philine von Dühnkern bereits mehrmals nach Birkenau gekommen, um mit Ferdinand zu musizieren. Nicht nur Jesko und Elvira waren ihre beglückten Zuhörer. Dank der stets offenen Fenster schallte die Musik bis in die Haushaltsräume. Kaum erklangen die ersten Töne, band Hertha die Schürze ab, und Willi knöpfte seine Weste auf, und die beiden setzten sich auf die Bank vor der Küche und lauschten andächtig der Musik. »Ach Gjottchen, Willi, is dat schön«, seufzte die alte Mamsell ein ums andere Mal. Wenn Ferdinands warmer Bariton erklang, traten ihr die Tränen der Rührung in die Augen. »Nu hör bloß mal, Willi, wie schön das Jungchen singen tut. Erbarmerche, in der Oper könnt er singen tun.« Dann nahmen sie ein Schlubberchen Weißen und tranken darauf, dass Ferdinand diesmal doch ein bisschen länger daheimbleiben möge.
    Sowie dann Stille eintrat, knöpfte Willi wieder seine Weste zu, sagte, »Na, dann will ich man wieder«, und eilte davon, um die Wünsche seiner Herrschaft entgegenzunehmen.
    Heute hatte Elvira den Eindruck gehabt, als hätte Ferdinands Stimme inbrünstiger geklungen als sonst. Als sie bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse saßen, sagte sie: »Vorhin kam ein Brief von Aglaia aus Zoppot. Stellt euch vor, sie hat dort die Goelder-Brüder mit ihrer Schwester Charlotta getroffen. Sie muss sich zu einer Schönheit herausgemacht haben und ist verlobt mit einem russischen Fürsten.«
    »Ich habe gehört, ihr Verlobter soll wesentlich älter und steinreich sein«, meinte Ursula.
    »Ja«, stimmte Philine zu, »das habe ich auch gehört. Übrigens sah ich Charlotta kürzlich mit ihrer Entourage in Königsberg. Sie ist wirklich außergewöhnlich schön.«
    »Und ihr Bruder Mathias ein außergewöhnlicher Hecht.« Jesko schlug sich vor Lachen auf die Schenkel. »Eberhard schreibt, er beglückt alle allein reisenden Damen.« Nur Elvira bemerkte, dass Ursulas Gesicht eine Spur blasser wurde. In dem Moment schlug die nahe Kirchturmuhr sechs.
    »Ich muss gehen«, rief Ursula, »Fritz wird ungemütlich, wenn er allein zu Abend essen muss. Philine, kommst du mit?«
    »Ich möchte euch bitten, noch einen Augenblick zu bleiben«, sagte Ferdinand, »ich habe euch noch etwas zu sagen.« Alle sahen ihn überrascht an. »Wie ich kürzlich erwähnt habe, plane ich demnächst, Wagners Lohengrinaufführung in Weimar zu besuchen. Aber da ich vorher noch in Berlin zu tun habe, werde ich wohl in den nächsten Tagen abreisen.« Für einen Moment herrschte ein betretenes Schweigen.
    Philine fasste sich als Erste. »Siehst du, Ursula«, sagte sie mit gespielter Verzweiflung, »ich wusste doch, lange werden wir das Vergnügen von Ferdinands Gesellschaft nicht haben. Der Herr ist hier doch immer nur auf der Durchreise.«
    Jesko dagegen war in

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