Himmel über Tasmanien
entschlossenen Schrittes davon.
»Na, dem hast du es aber gegeben«, lachte Dolly. »Womit hat der Ärmste es nur verdient, derart abgekanzelt zu werden?«
Sein Verhalten irritierte sie. Offenbar hatte er die ganze Zeit gewusst, dass sie da war, und sie absichtlich ignoriert, bis sie die Stallungen verließ. Und dann hatte er nicht einmal hallo gesagt oder ihr Komplimente für ihre Kleidung gemacht, bevor er sie herumkommandiert hatte. Und dass er darauf bestand, Charlie sollte sie begleiten … »Mit nichts«, log sie.
Dollys wissender Blick sprach Bände, als sie das Champagnerzelt betraten.
Er stieg aus dem Wagen und schlug die Tür zu. Er hatte eine unruhige Nacht hinter sich, war aber ganz und gar nicht müde, denn die Aufregung wuchs. Er sah sie und ihre Freundin, wie sie Champagner schlürften und mit ein paar anderen Besitzern lachten, während sie zum Führring schlenderten. Das Blau stand ihr sehr gut, ihr Haar war eine glänzende Flut aus Braun- und Goldtönen, welche die Sonne einfingen und ihre Weiblichkeit betonten.
Er folgte ihnen zum Führring, in dem die Rennpferde und Reiter vor dem ersten Rennen paradierten. Ocean Child sollte erst in etwa einer Stunde an den Start gehen, also hatte er jede Menge Zeit, sie zu beobachten. Er lehnte sich nicht weit von ihr an das Geländer und konnte die junge Frau, der er gefolgt war, zum ersten Mal aus der Nähe betrachten. Das Gesicht war ihm eigenartig vertraut, und als er sah, wie lebendig ihre Augen aufleuchteten, fragte er sich, wie es ihr wohl gehen würde, wenn sie wüsste, dass man sie derart interessiert und neugierig in Augenschein nahm.
»Da bist du. Du hättest ruhig auf mich warten können, Dolly, ich liebe Champagner.«
Beim Klang ihrer Stimme erstarrte er. Eliza Frobisher war ein Stolperstein in seiner Planung, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er senkte den Kopf, wandte sich rasch ab und entfernte sich. Jetzt auch noch über Gwen Cole zu stolpern hätte ihm gerade noch gefehlt, dachte er ungehalten.
Lulu hatte Platzgeld für Elizas Moonbeam und Friar’s Lass gewonnen und feierte mit den Besitzern im Champagnerzelt. Diskret stellte sie das schäumende Glas beiseite, denn sie hatte bereits drei getrunken, und ihr wurde allmählich ein wenig schwindelig. »Ich muss gehen und Bob viel Glück wünschen«, sagte sie. »Ocean Child geht als Nächster an den Start, und ich habe meinen ganzen Gewinn auf ihn gesetzt.«
Die anderen wedelten mit ihren Wettscheinen, um zu zeigen, dass auch sie auf Lulus Hengst gesetzt hatten, und sie lächelte, als sie das Zelt verließ und zum Hof ging. Das Lächeln erstarb, als sie sah, dass Charlie neben dem Zelt auftauchte und ihr folgte. Anscheinend hatte Joe ihre Bitte, in Ruhe gelassen zu werden, ignoriert, und sie fragte sich, warum er so entschlossen war, sie zu beschützen. Glaubte er womöglich, dass sie in Gefahr schwebte?
Sie vergaß ihre Verwirrung, als sie Ocean Child erblickte. Er sah wunderbar aus, sein Fell glänzte, er hatte den Kopf leicht geneigt, als wüsste er, dass er eine prächtige Erscheinung war. Bob, der das Trikot von Galway House in den Farben der irischen Trikolore trug, stand stolz neben Child, während Joe ihm letzte Anweisungen erteilte.
Lulu fuhr mit der Hand an Ocean Childs Hals entlang, und er schnüffelte an ihrer Wange und versuchte, an der Feder in ihrem Haarband zu knabbern. Sie trat zurück. »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, kicherte sie und massierte ihm die Ohren. »Du sollst kurz vor einem Rennen nichts fressen.«
»Lass das mit seinen Ohren«, sagte Joe barsch. »Er ist dann zu nichts zu gebrauchen, dabei muss er die nächste halbe Stunde wachsam bleiben.«
Lulu beachtete ihn nicht und wandte sich an Bob. »Du siehst sehr gut aus«, sagte sie. »Viel Glück und ein gutes Rennen.«
»Bob weiß, was zu tun ist«, sagte Joe ziemlich angespannt.
»Dessen bin ich mir sicher«, erwiderte sie kühl.
Joe half Bob in den Sattel. »Wir müssen gehen. Charlie bringt dich zurück.«
Sie warf den Kopf in den Nacken, marschierte zurück zur Tribüne und war sich durchaus bewusst, dass Charlie hinter ihr hertrampelte. Kurz bevor sie um die Ecke bog und die Treppe hinaufging, blieb sie plötzlich stehen und wirbelte herum. »Warum hat Joe dir gesagt, du sollst mir folgen?«
Er wirkte unehrlich, als er mit seinen mächtigen Schultern zuckte. »Der Chef hat seine Gründe. Steht mir nicht zu, danach zu fragen.«
»Ich glaube, du weißt sehr gut, warum«, sagte sie mürrisch.
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