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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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längsten.
    Sie lehnte sich in dem Ledersitz zurück und schloss die Augen. Frank hatte ein hervorragendes Organisationstalent bewiesen. Die Reise hinüber nach Colombo war unbequem gewesen, und Dolly und sie waren die meiste Zeit seekrank gewesen, aber sie waren rechtzeitig dort gewesen, um das Schiff zu bekommen. Sie hatten beide keine Lust gehabt, an den Bordfeiern zu Weihnachten und Silvester teilzunehmen, und hatten die meiste Zeit damit verbracht, an Deck spazieren zu gehen oder sich hinter Zeitschriften oder Büchern zu vergraben. Frank hatte sogar dieses Taxi bestellt – und bezahlt –, das sie nach Hause bringen sollte, und sie wusste nicht, wie sie sich für seine Freundlichkeit revanchieren sollte.
    Vier Stunden später war sie im Krankenhaus. Clarice schlief fest und sah in dem großen Eisenbett unerträglich klein und zerbrechlich aus. Das Atmen fiel ihr schwer. Lulu sank auf den Stuhl neben dem Bett und musste vor Verzweiflung und Erschöpfung weinen. Es hatte so lange gedauert, hierherzukommen, aber war es schon zu spät? Ob sie noch einmal die Möglichkeit hätte, Clarice zu sagen, wie viel sie ihr bedeutete?
    Die Miene des Arztes, der ins Zimmer trat, war ernst. »Ich bin froh, dass Sie es rechtzeitig schaffen konnten«, flüsterte er.
    »Was ist passiert? Sie wird doch nicht sterben?«
    Er betrachtete Clarice und wich Lulus Blick aus, als er ihr von dem Sturz berichtete. »Die Narbe auf ihrem Gesicht sieht schlimmer aus, als sie ist, und verheilt gut«, sagte er.»Der Bruch ist zusammengewachsen, und sie war schon fast vollständig genesen, als ihre Brustinfektion sich verschlimmerte.« Seine Miene wurde noch ernster. »Ich fürchte, es ist eine Lungenentzündung, und ihr Herz quält sich. Sie ist sehr schwach, daher müssen Sie mit dem Schlimmsten rechnen, fürchte ich.«
    Lulu war tränenblind. »Wie lange noch?«, flüsterte sie.
    »Höchstens noch ein paar Tage«, erwiderte er leise. Er betrachtete ihre von der Reise mitgenommene Kleidung, die Tasche zu ihren Füßen und die dunklen Ringe unter ihren Augen, die von Erschöpfung und Kummer zeugten. Seit ihrer Kindheit, nachdem sie nach England gekommen war, war er ihr behandelnder Arzt. »Im Augenblick steht sie unter starken Beruhigungsmitteln. Gehen Sie doch nach Hause und ruhen Sie sich ein wenig aus. Ich rufe an, wenn eine Veränderung eintritt.«
    Lulu schüttelte den Kopf. »Ich gehe nirgendwohin«, sagte sie nachdrücklich.
    »Haben Sie Ihre Medikamente dabei, Lulu? Sie sehen auch nicht gerade gut aus.«
    »Mir geht es bestens.« Sie ergriff die winzige, zerbrechliche Hand, die so still auf dem gestärkten Laken lag, und führte sie an ihre Wange. »Werde ich mit ihr reden können?«
    »In den vergangenen zwei Wochen schwankte sie zwischen Wachsein und Koma, aber auch in ihren wachen Momenten ist sie nicht ganz klar. Ich würde mir keine allzu großen Hoffnungen machen, Lulu.«
    Die Krankenschwestern und Ärzte kamen und gingen Tag und Nacht. Lulu blieb neben dem Bett, hielt Clarice’ Hand sanft in der ihren und erzählte ihr leise von dem Abenteuer, das sie erlebt hatten, um herzukommen. Lulu hatte keine Ahnung, ob Clarice sie hören konnte, doch mit ihrem Monolog vertrieb sie das gedämpfte, beinahe erwartungsvolle Schweigen in dem Krankenzimmer.
    Vera Cornish glitt am nächsten Morgen durch die Tür. »Hab gehört, dass du wieder da bist«, flüsterte sie. »Die hab ich ihr mitgebracht, weil ich dachte, die muntern sie auf.« Sie stellte die Narzissen auf den Nachttisch neben dem Bett und schaute auf Clarice herab. »Keine Veränderung, nehme ich an?«
    Lulu hatte in der Nacht nur ein bisschen Schlaf bekommen und war schwach vor Müdigkeit. Der Anblick der so vertrauten Vera war zu viel, und sie klammerte sich schluchzend an sie. »Sie stirbt, Vera. Ich hätte niemals fortgehen dürfen.«
    Vera reichte ihr ein Taschentuch und schob sie sanft zur Tür. »Trockne dir die Augen und wasch dich«, sagte sie barsch. »Madam wird dich nicht in einem so schrecklichen Zustand sehen wollen.« Sie kramte in ihrer großen Einkaufstasche und holte ein paar in Pergamentpapier gewickelte Päckchen heraus, die sie auf den Nachttisch legte. »Wenn du dich erfrischt hast, kannst du etwas essen. Hier ist Rindfleisch-Nieren-Pastete, frisch aus dem Ofen, eine Thermosflasche Tee und ein Stück Kuchen.« Missbilligend nahm sie Lulus schlanke Gestalt in Augenschein und gluckte wie eine Henne.
    Lulu ging es etwas besser, nachdem sie sich gewaschen hatte,

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