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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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weitere Woge der Lust ankündigte. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, aber das Gefühl war zu stark, zu fordernd, und Clarice ertrank unwillkürlich in einem Strudel, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Sie schnappte nach Luft, als er den Stoff aus ihrem Mund zog und sich von ihr herunterrollte. Ihre Haut stand in Flammen, ihre Gliedmaßen zitterten, und ihr Herz hämmerte. Eine solche Wonne hatte sie noch nie erfahren, doch als sie die kühle Nachtluft auf ihren gespreizten Schenkeln und den nackten Brüsten spürte, schüttelte sie sich vor Ekel. Sie hatte sich des schlimmsten Betrugs schuldig gemacht.
    Lionel knöpfte rasch seine Hose zu. »Wir gehen lieber zurück, bevor man uns vermisst. Es ist fast Mitternacht.«
    Clarice richtete ihre Kleidung und sprang auf, verstört und wütend über sie beide, schockiert, wie wenig Zeit verstrichen war, seitdem sie den Ballsaal verlassen hatte. »Wie konntest du es wagen?«, stieß sie stockend unter Tränen hervor.
    Sein Lächeln ließ keine Reue erkennen, als er auf sie hinabschaute. »Du bist doch schon seit Jahren in mich verliebt«, erwiderte er, »und ich dachte, es sei an der Zeit, dass du lernst, wie ein echter Mann mit einer Frau schläft.«
    Ihr Gesicht brannte vor Demütigung, und ihre Wut wurde dadurch nur geschürt. »Algernon hat mehr von einem echten Mann, als du je haben wirst«, zischte sie. »Wenigstens muss er nicht auf Vergewaltigung zurückgreifen.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Das war keine Vergewaltigung, Clarry. Dafür hat es dir eindeutig zu gut gefallen.«
    Die Ohrfeige, die sie ihm verpasste, hallte durch die Stille im Garten.
    Seine Miene verhärtete sich, als er ihr Handgelenk packte. »Vergewaltigung ist ein hässliches Wort, Clarice, und ich würde dir raten, es nicht zu benutzen. Du bist ebenso schuldig wie ich an dem, was heute Abend passiert ist, und es muss unser Geheimnis bleiben.« Er sah sie durchbohrend an. »Bedenke, was deine Schwester dazu sagen würde – und welchen Skandal es auslösen würde. Algernon würde niemals zum Ritter geschlagen werden, sobald herauskäme, wie gern es seine Frau unter freiem Himmel treibt.«
    »Das würdest du nicht wagen «, flüsterte sie. »Auch dein Ruf wäre dahin, und es würde Eunice zugrunde richten.«
    »Eunice weiß ob meiner kleinen Seitensprünge«, sagte er unbekümmert, »aber natürlich würde sie es nicht gutheißen, wenn du dazugehörtest.« Er ließ ihr Handgelenk los und setzte eine verschlagene Miene auf. »Klatsch und Tratsch verbreiten sich hier wie Lauffeuer, und ein einziger Hinweis, dass die nette Mrs. Pearson in Wahrheit ein Flittchen ist, reicht schon. Der Skandal würde mich nicht treffen.«
    Clarice betrachtete ihn voller Abscheu. Wie hatte sie ihn jemals lieben können? Wie hatte sie nur so viele Jahre damit vergeuden können, sich nach einem Mann mit so wenig Skrupeln zu verzehren? Sie hasste Lionel wegen seiner Arroganz und Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz, den er in seinem Streben nach Selbstbestätigung verursacht hatte, am meisten jedoch hasste sie sich selbst wegen ihrer Schwäche und Dummheit – weil sie so blind gegenüber seinem wahren Charakter gewesen war und sich so leicht von ihm hatte verführen lassen.
    »Wahrscheinlich ist es am besten, wenn wir getrennt zurückgehen.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und glättete seinen Schnurrbart. »Ich gehe zuerst. Du wirst deine Frisur und dein Kleid richten müssen, bevor du dich zeigst.« Er machte auf dem Absatz kehrt und war verschwunden.
    Reglos stand sie da, in dem Lichtfleck, den der Mond auf das zertrampelte Gras warf, und versuchte, ihrer Empfindungen Herr zu werden. Die nächtliche Brise war merklich abgekühlt, doch Clarice blieb wie eine Alabasterstatue stehen, und Tränen rannen ungehindert über ihr Gesicht. Der Himmel war noch immer sternenklar, der Mond zog noch immer über sie hinweg, sie aber roch nur ihn und den süßlichen Duft Hunderter Rosen.
    Clarice merkte, dass sie weinte, und fasste sich schnell. Zu viele Tränen waren deswegen schon vergossen worden, und Lionel war sie nicht wert. Sie rückte den alten Strohhut zurecht, den sie immer trug, wenn sie im Garten war, und warf einen kalten Blick auf die Rosen.
    Sie war an jenem Abend nicht in den Ballsaal zurückgekehrt, sondern hatte Algernon eine Nachricht hinterlassen, ihr gehe es nicht gut und sie habe sich auf den Heimweg gemacht. Auf der kurzen Fahrt nach Hause und in den paar Minuten, die notwendig

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