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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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Kraft war derselbe, so wie die Intelligenz in seinen Augen. Ihr Bleistift verharrte über dem leeren Blatt, ihr Bedürfnis, das Tier in seiner ganzen Pracht einzufangen, war unwiderstehlich.
    Ocean Child kam langsam näher und hob aufgrund dieses ungewöhnlichen Eindringens in seine Sphäre schnuppernd die Nase.
    Lulu behielt ihn im Auge, während ihr Bleistift über das Papier flog, um seine spitzen Ohren, die Haltung seines Kopfes und die Neugier in seinen Augen festzuhalten. Sie kicherte entzückt, als die edel geformte Nase ihr Gesicht erforschte.Die Haare an seinen Lippen kitzelten, sein nach Gras riechender Atem bewegte ihr Haar. »Hallo, mein Junge«, murmelte sie. »Gefällt dir das, was du siehst? Werden wir Freunde?«
    Ocean Child stupste das Skizzenbuch an und versuchte, ein Stück abzubeißen.
    Lulu hielt es hinter ihren Rücken und holte den Apfel aus ihrer Hosentasche. »Wage nur ja nicht, jemandem etwas davon zu erzählen«, warnte sie ihn leise, »sonst bekommen wir beide Ärger.«
    Der Hengst schnappte sich den Apfel von ihrer Handfläche und kaute eifrig darauf herum, bevor er ihre Hosentasche auf der Suche nach einem weiteren beschnüffelte.
    »Fort mit dir.« Lachend versetzte sie ihm einen sanften Stoß. »Mehr gibt es nicht.«
    Ocean Child schüttelte den Kopf und schnaubte fast empört, drehte sich dann um und zupfte weiter am Gras.
    Lulu beobachtete ihn interessiert. Ihr Leben lang hatte sie Pferde um sich gehabt, aber noch nie eines besessen. Dennoch hatte sie einen Blick für eine gute Züchtung, und ihr war bewusst, dass dieses Pferd ein großzügiges Geschenk war.
    Der Hengst beachtete sie nicht weiter, seine Nüstern zuckten unter den lästigen Fliegen, die sich darauf niederließen. Lulu holte ihr Skizzenbuch wieder hervor und versuchte, seine Haltung einzufangen, die Rundung seines Halses, wenn er graste, und sein seidiges kastanienbraunes Fell, das sich wellenförmig über die prächtig geformten Muskeln spannte.
    Ihr Bleistift hielt inne, als Ocean Child den Kopf hob, schnaubte und an den Zaun trabte. Joe kam durch das Tor, und er wirkte ganz und gar nicht erfreut, als er sie erblickte. Seufzend klappte sie das Skizzenbuch zu und erhob sich.
    »Sie sollten nicht hier drinnen sein«, sagte er gedehnt, bevor sie den Mund aufmachen konnte. »Ich lasse keine Besitzer auf die Koppeln.«
    Er stand mit dem Rücken zum Licht, seine Gesichtszüge lagen im Schatten. Lulu schirmte ihre Augen vor der gleißenden Sonne ab und schaute zu ihm auf. »Vielleicht sollten Sie mir eine Liste Ihrer Regeln geben? Davon scheinen Sie ja jede Menge aufgestellt zu haben.«
    Er stopfte die Hände in die Taschen und senkte den Kopf, damit sie seine Miene nicht sehen konnte. »So viele sind es nicht«, brummte er, »aber das hier ist ein Rennstall, und ich kann nicht zulassen, dass die Besitzer hier überall herumlaufen. Es regt die Pferde zu sehr auf.«
    »Ocean Child wirkt nicht im Geringsten aufgeregt«, entgegnete sie.
    Joe warf einen Blick zum Hengst hinüber, der sich entfernt hatte und im Schatten döste. »Kann sein«, gab er zu, »aber ich kann nun mal keine Ausnahmen machen.«
    »Gute Güte«, seufzte sie, »wollen Sie wirklich so kleinlich sein? Ich hab mich doch nur mit ihm bekannt gemacht.«
    »Gebe ich auch nur einem Besitzer nach, dann stehen mir schon bald auch alle anderen im Weg herum, verflixt«, sagte er abwehrend. »Wenn Sie ihn kennenlernen wollen, dann tun Sie es von der anderen Seite des Gatters oder im Hof.«
    »Ja, Sir.« Sie deutete einen spöttischen Salut an.
    Er hatte den Anstand, beschämt zu grinsen, während er mit der Stiefelspitze durch das Gras fuhr. »Nichts für ungut, Lulu. Ein Rennstall ist kein Platz für unerfahrene Besitzer – es kann gefährlich sein, wenn ein Vollblüter sich einfallen lässt, durchzugehen.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie ruhig. »Zu meiner Zeit habe ich ein paar hässliche Unfälle miterlebt.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie kennen sich mit Pferden aus?«
    »Ich habe sie um mich gehabt, seitdem ich laufen kann«, erwiderte sie, war aber nicht bereit, ins Detail zu gehen.
    Nachdenklich betrachtete er sie, während sie zum Torzurückgingen. »Wird wohl so gewesen sein«, murmelte er, »da Ihre Mutter Springreiterin war und das Pferd Ihres Onkels Rennen lief.«
    Sie drehte sich zu ihm um, als er das Tor festmachte, und ihre gute Laune war dahin. »Dann kennen Sie meine Mutter also?«
    Joe zuckte mit den Schultern und wich ihrem Blick aus. »Nur vom

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