Himmel über Tasmanien
das Feuerzeug zuschnappen und steckte es in ihre Hosentasche. »Lulu kam mit einem Herzfehler zur Welt. In ihrer Kindheit war sie immer wieder im Krankenhaus, und obwohl es etwas besser wurde, als sie älter war, wird sie wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens Medikamente nehmen müssen. Die heutigen Vorkommnisse waren nicht gerade hilfreich.«
Joe warf einen Blick zum Fenster, aber man konnte hinter der flackernden Kerosinlaterne nichts erkennen. »Ich hole den Arzt.«
»Das hat sie bereits abgelehnt.« Dolly nahm ihn beim Arm und führte ihn die Stufen hinab. »Sie schläft, und ich will sie nicht stören.«
»Aber sie sollte einen Doktor aufsuchen«, beharrte er. »Wenn ihr Zustand sich nun über Nacht verschlechtert?«
Dolly musterte ihn nachdenklich, lehnte sich an den Geländewagen und rauchte ihre Zigarette. »Vielleicht war es zunächst einmal nicht furchtbar klug, uns hier unten auszuquartieren«, sinnierte sie. »Haben Sie heute Nachmittag mit Lulu darüber gesprochen?«
»Es wurde erwähnt«, sagte er steif.
»Das dachte ich mir.« Sie ließ die halb gerauchte Zigarette fallen und drückte sie mit dem Schuh in den Boden. »Ich kenne Lulu seit dem Internat, und obwohl sie ihre Gefühle sehr gut verbergen kann, weiß ich immer, wann sie sich aufgeregt hat. Vielleicht hat sie es sich nicht anmerken lassen, aber sie hat das hier«, sie zeigte mit einer abfälligen Handbewegung auf die Hütte, »als persönliche Beleidigung aufgefasst, weil sie Lulu Pearson ist.«
Joe hielt dem vorwurfsvollen, wütenden Blick nur mit Mühe stand. »Das hat sie mir klargemacht«, gab er reumütig zu.
Dolly betrachtete ihn schweigend. »Ich freue mich, dass Sie einigermaßen einsichtig sind«, sagte sie kühl. »Lulu kann stur sein, und ihr Stolz wurde angekratzt, daher wird es wahrscheinlich Überredungskunst kosten, sie dazu zu bringen, ins Haus umzuziehen. Aber ich versichere Ihnen, Mr. Reilly, ich werde sie morgen früh reisefertig haben.«
Sie zog ihre vielen Pullover noch fester um die schmale Brust und ging die Stufen zur Veranda hinauf. An der Tür drehte sie sich um und lächelte. »Machen Sie sich keine Umstände mit dem Abendessen. Lulu wird nichts essen wollen, und ich habe eine Flasche Champagner und eine Tafel Schokolade, die mir Gesellschaft leisten.«
Joe blieb im Dunkeln stehen und starrte auf die nun geschlossene Tür.
Joe stürmte durch die Fliegentür in die chaotische Küche. Mollys Haare standen ihr in feuchten Locken vom verschwitzten Gesicht ab, während sie zwischen Herd, Tisch und Wäscheschrank hin- und herlief. Die Hunde, die sich an der Jagd beteiligten, waren ihr im Weg, ebenso wie Dianne, die sich nicht nützlich machte. Am Fenster rann Kondenswasser herab, das sich beim Kochen gebildet hatte.
Molly hatte die Arme voller Bettlaken und Kissenbezüge und sah ihn nicht, als sie Richtung Gästezimmer eilte. Sie stießen im Türrahmen zusammen.
»Hey, Mum«, sagte er und rettete das herunterfallende Bettzeug. »Kein Grund zur Eile.«
»Sie kommen nicht?« Sie wischte sich das heiße Gesicht an einem Geschirrtuch ab, ihr Gesicht zeigte Hoffnung.
»Morgen«, sagte er, und dann erzählte er ihr von seinem Gespräch mit Dolly.
Molly ließ die Wäsche in Diannes Arm fallen, wies sie an, das Gästezimmer herzurichten, und setzte sich schwer auf einen Stuhl. »Jetzt fällt’s mir wieder ein«, sagte sie. »Das Kind war eine Frühgeburt, und man rechnete nicht damit, dass es überleben würde.« Ihre Miene verhärtete sich, als ihre Gedanken in die Vergangenheit zurückkehrten. »Es hieß, Gwen hoffte, das Baby würde sterben. Sie wollte kein Kind, schon gar nicht eines, das nicht ganz gesund war – damit wäre esschwieriger, es adoptieren zu lassen, was wiederum ihr gesellschaftliches Leben empfindlich stören würde.«
Sie stieß einen Seufzer aus und fummelte ihre Haare aus dem Gesicht. »Gwen ging nie wieder ins Krankenhaus, um nach dem Kind zu sehen. Aber das Würmchen war stärker als erwartet und überlebte.«
»Und Gwens Tante hat sie adoptiert?«
Molly schüttelte den Kopf. »Sie war zuerst nicht da. Gwens Mutter weigerte sich, das arme kleine Ding an Fremde zu geben, und übernahm die Fürsorge, hat es aber nie amtlich adoptiert.« Sie erhob sich erschöpft und begann, den Tisch zu decken. »Ich wünschte, ich hätte vorher an das alles gedacht«, seufzte sie.
Joe rettete die Pfannen, deren Inhalt im Begriff stand, anzubrennen. Er teilte das Bedauern seiner Mutter und hoffte,
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