Himmel un Ääd (German Edition)
Ecki, auch meinetwegen. Wir beide
waren zu tief miteinander verstrickt, als dass ich die Seile kappen könnte,
ohne zumindest den Versuch gemacht zu haben, sie zu entwirren.
Ich griff nach dem
Handy und wählte Eckis Nummer.
»Hör zu, ich will
wissen, was passiert ist«, sprach ich auf die Mailbox. »Keine Ausflüchte, keine
Lügen, nichts als die Wahrheit. Nur dann helfe ich dir. Melde dich!«
Auch bei der
nächsten Nummer, die ich wählte, erwischte ich nur die Mailbox. Danys Exchefin
schlug ich ein Treffen am nächsten Vormittag vor. Dann nahm ich mir Minkas
Schulheft vor. Ich hatte sie letztes Jahr vor dem Weihnachtsgeschäft
eingestellt, das wusste ich ganz genau. Die Speisekarten, die sie in ihrem Heft
gesammelt hatte, fingen aber erst mit Februar-Menüs an, deshalb nahm ich an,
dass sie dann erst mit dem Spionieren begonnen hatte. Ob sie vielleicht da
ihren Job als Garderobiere im »All-inclusive« angetreten hatte? Das ließ sich
sicher herausfinden und wäre ein deutlicher Hinweis darauf, dass ihre Spionage
etwas mit Eilerts Restaurant zu schaffen hatte.
Als Nächstes rief
ich Brandt an. Ich berichtete, dass Ecki wieder angerufen, aber eigentlich
nichts gesagt hatte und ich über Tommi Mombauer nichts wusste. Brandt fragte
nach der Nummer, unter der Ecki sich gemeldet hatte. Ich nannte sie ihm und
fragte nach dem Pachtvertrag. Brandt hatte keine Ahnung, was ich meinte, und
verstand die Bedeutung erst, als ich ihm alles erzählt hatte. Er bat um ein
wenig Geduld, damit er den Bericht der Spurensicherung durchsehen konnte. Nein,
berichtete er wenig später, in der Handtasche habe sich kein Pachtvertrag
befunden. Auch bei der Auflistung anderer Gegenstände in der Wohnung könne er
nirgends einen Pachtvertrag entdecken.
Der konnte sich
doch nicht in Luft aufgelöst haben.
»Frau Mombauer hat
in unserem letzten Gespräch extra erwähnt, dass sie den Vertrag schon
vorbereitet hat«, erklärte ich Brandt. »Bestimmt haben Ihre Leute gar nicht
danach gesucht.«
Die Kollegen von
der Spurensicherung seien sehr gründlich. Wenn dieser Vertrag irgendwo gelegen
habe, stehe er auf der Liste. Er werde die Kollegen aber darauf ansprechen,
versprach Brandt geschäftsmäßig.
»Wir haben
übrigens auch Frau Mombauers Schlüsselbund nicht gefunden«, verriet er mir dann
aber noch.
Ich fragte nicht
weiter, stattdessen lud ich ihn zum Abendessen ein. Brandt hatte bisher mit
neuen Erkenntnissen über die Morde nicht hinterm Berg gehalten. Deshalb hoffte
ich, dass ich bei einem guten Essen seine Zunge noch mehr lockern konnte und
den Tisch klüger verlassen würde, als ich jetzt war.
Eine Einladung
könne er nicht annehmen, erwiderte Brandt. Schließlich sei ich in diesen Fall
verstrickt, und er wolle sich nicht dem Vorwurf der Bestechlichkeit aussetzen.
»Aber ich esse
gerne mit Ihnen, wenn ich meine Rechnung selbst bezahlen darf. Was halten Sie
vom ›Em ahle Kohberg‹?«
Das rote Kätzchen,
vom dem er mir erzählt habe, entwickle sich ausgesprochen gut, fügte er nach
einer kleinen Pause hinzu. Er würde die kleine Kratzbrüste gern bei sich
aufnehmen, aber er lebe allein und könne sich nicht um das Tier kümmern. Ob
nicht ich Interesse –
»Nein«, unterbrach
ich ihn. »Ich brauche kein Kuscheltier.«
Mein letzter Anruf
galt Angermann.
Nein, leider. Die
Schlange sei ihnen noch nicht auf den Leim gegangen. Er lachte über seinen
kleinen Scherz, weil die Klebebänder ja mit so etwas wie Leim bestrichen waren
und er dieses Sprichwort sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes verwenden
konnte.
»Aber es ist nur
eine Frage der Zeit, wann der Hunger sie aus ihrem Versteck treibt«, versuchte
der Brandmeister mich aufzumuntern. Dabei wusste er bestimmt genauso gut wie
ich, dass in einem Altbau mehr als eine Rattenfamilie lebte. Genügend Futter
also, die Schlange musste sich nur bedienen.
»Ratten sind keine
Delikatesse. Deshalb stehen kleine weiße Mäuse als Lockvögel bereit. Drum herum
eine solche Masse an Klebestreifen, dass selbst eine Anakonda nicht mehr von
der Stelle käme! Bis morgen geben wir dem Mistviech noch. Dann reißen wir die
ganze Wohnung auf.«
Ich fragte auch
ihn nach dem Pachtvertrag.
»Die Wohnung ist
doch komplett von der Polizei dokumentiert worden. Papiere interessieren uns
nicht, wir sind nur auf die Schlange konzentriert. Tja«, unterbrach er sich
selbst, und seine Stimme nahm einen schwärmerischen Ton an. »Wenn Sie nach der
Eisenbahnanlage im Wohnzimmer fragen würden, da könnte
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