Himmel un Ääd (German Edition)
weichen
Hefebrötchen.«
Die mochte ich,
Arîn brachte sie manchmal zum Kaffee mit. Ich brach eines entzwei und steckte
mir den ersten Bissen in den Mund. Arîn entfernte Deckelchen und Alufolie,
drückte mir eine Gabel in die Hand und passte auf, dass ich von allem
probierte. Ein ungewöhnliches Frühstück, das ich mit ungewöhnlich gutem Appetit
aß. Wann hatte ich überhaupt zum letzten Mal gegessen?
»Ich habe gestern
mit meiner Großmutter wegen der Schlange telefoniert«, erzählte Arîn. »In Kumlu
gibt es auch Giftschlangen, meine Oma sagt, man kann sie mit Milch oder jungen
Mäusen aus ihren Verstecken locken. Wenn man sie vertreiben will, muss man
Krach schlagen. Schlangen können Lärm nicht leiden. Und wir sollen Mehl
ausstreuen, um festzustellen, ob die Schlange in der Nähe ist. Das kann ich
übernehmen, ich habe keine Angst vor Schlangen. Ich weiß nur noch nicht, wo ich
die jungen Mäuse hernehmen soll. Aber bestimmt kann man die in Zoohandlungen
kaufen.«
Okay, dachte ich.
Von all meinen Problemen war die Schlange sicherlich das kleinste. Angermann
hatte gestern versprochen, sofort anzurufen, wenn sie das Vieh gefunden hatten.
Ich musste gleich meine Mailbox abhören, vielleicht hatte er sich schon
gemeldet.
»Vielen Dank an
Mutter und Großmutter für das Essen und die Schlangen-Tipps«, sagte ich zu
Arîn, als ich aufgegessen hatte. »Aber was die Schlange angeht, da unternimmst
du gar nichts. Das ist Aufgabe der Feuerwehr.«
Alles andere, was
die »Weiße Lilie« betraf, ließ sich nicht delegieren. Ich musste Brandt fragen,
ob die Spurensicherung in Mombauers Wohnung den Pachtvertrag gefunden hatte,
den Sabine Mombauer und ich unterzeichnen wollten. Wenn die Mombauer ihn
bereits unterschrieben hatte, konnte ich dem neuen Erben ganz anders gegenübertreten
als mit meinem abgelaufenen Vertrag in der Hand. Und wo musste ich anrufen, um
herauszufinden, wer das Haus nach Sabine Mombauers Tod erbte? Beim Standesamt?
Und wenn es diesem Tommi Mombauer zufiel, sollte ich dann jetzt schon Kontakt
zu ihm aufnehmen? Alles Fragen, die sich klären ließen. Ich musste sie nur in
Angriff nehmen.
»Weißt du«, drang
Arîns Stimme, mit einem Mal von einem unsicheren Tonfall begleitet, an mein
Ohr. »In den letzten Tagen habe ich immer wieder über Minka nachgedacht. Wegen
der Nummer mit Ecki, ob ich das nicht hätte merken können. Minka hat eigentlich
nur erzählt, dass es diesen Liebhaber gibt und wie toll sie ihn findet. Nicht
mal, wie er aussieht, hat sie mir sagen wollen. Ich war deswegen fast ein
bisschen beleidigt, weil ich dachte, sie vertraut mir nicht oder so. Aber im
Nachhinein bin ich total froh, dass sie nicht mehr erzählt hat. Weil, dann
hätte ich mich doch entscheiden müssen, ob ich den Mund halte oder ob ich dir
was davon sage. Freundin gegen Chefin, auf welche Seite hätte ich mich da
schlagen sollen?«
Verstehst du das?,
fragte ihr Blick, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Eigentlich
wollte ich über gar nichts nachdenken, worauf es mehr als eine Antwort gab.
Stattdessen stand ich auf und holte das »El Solare«-Prospekt aus meinem Zimmer
und zeigte es Arîn.
»Das kenn ich!«,
rief sie sofort aus. »Minka hat es mir mal gezeigt. Da wollte sie den
Wellness-Bereich übernehmen, wenn die Anlage fertig ist. Tomasz hat ihr das
angeboten.«
»Was hat der damit
zu tun?«
»Der plant sie
oder finanziert sie. So genau weiß ich das nicht. Im Winter soll die Anlage
fertig sein, hat Minka erzählt.«
Ich sah mir das
Prospekt genauer an. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass die Fotos
darauf computeranimiert waren. So täuschend echt, dass ich geglaubt hatte, das
Hotel stehe bereits. Dabei war es nichts weiter als eine Fata Morgana, ein
Luftschloss. Aber ob noch in Planung oder bereits fertiggestellt, interessant
war doch, dass dieser Tomasz etwas damit zu tun hatte.
»Arîn, beschreib
mir den Mann. Wie sieht er aus?«
»Supergut!«, kam
es wie aus der Pistole geschossen.
»Ein bisschen
genauer geht es nicht?«
»Tolle Augen,
lange Wimpern, klasse Body, ein spitzenmäßiges Sixpack. Der ist extrem
durchtrainiert«, präzisierte Arîn ihre Beschreibung. »Minka hat erzählt, dass
er hammermäßig tätowiert ist. Eine Schlange, die sich mehrfach um seinen Körper
windet. Das aufgerissene Maul auf dem Bauch, die Schwanzspitze im Nacken.«
Ich hatte recht!
Der Typ, mit dem ich gestern in Mülheim zusammengestoßen war und den ich im
»All-inclusive« gesehen hatte,
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