Himmel un Ääd (German Edition)
Schwarzwälder Schinken, einmal ohne Hollandaise, nur
mit zerlassener Butter.«
»Minka ist krank«,
informierte ich sie, bevor ich für alle laut ihre Bestellung wiederholte.
»Auch noch den
Spül! Als ob wir heut nicht genug zu tun hätten«, stöhnte Eva. »Immer kommt es
knüppeldick. Also dann: Packen wir's an!«
»Yes,
we can« , krähte
Arîn.
»Verrücktes
Huhn!«, lachte Ecki. »Geh her und sag, was ich machen soll.«
Der Wecker
klingelte. Meine Bavaroise! Schnell noch die nächsten Amuse-Bouches und dann ab
zum Kühlschrank. Fingerprobe bei der Bayerischen Creme, höchste Zeit, die Sahne
unterzuheben. Gesagt, getan. Jetzt noch den Teig für die Marzipansoufflés.
»Arîn, was ist mit
dem Rhabarber-Berberitzen-Kompott?« Testen. »Noch was Zucker?« Dann Wechsel auf
den Fleisch- und Fischposten.
Ab an den Herd!
Zischende Gasflammen, Pfannen, schnell hin und her geschoben, der Teig für die
Kratzede in Windeseile gerührt, den Thunfisch à point ,
die Spargel im Wasser, die Prise Zucker, den Stich Butter nicht vergessen.
Eva: »Zweimal
Lamm, einmal Carpaccio ohne Walnüsse.«
Ich: »Verstanden,
Arîn?«
Die letzten
Amuse-Bouches, fünf für die Eschbachs.
Eva: »Beste Grüße
von Herrn Eschbach, kommst du noch an seinen Tisch?«
Ich: »Wenn ich
hier wegkomme« und: »Hast du das, Ecki?«
Slalom zwischen
Herd und Pass, Karambolagen am Kühlschrank.
Arîn und Ecki:
»Pass doch auf!«
Wieder Fisch, die
Pfanne zu heiß, schnell neue Butter.
Eva: »Wo sind die
Kratzede?«
Ein Sprint zum
Pass, die Pfanne glühend, egal. Kaltes Wasser auf den Brandfleck, keine Zeit
für Schmerz, pures Adrenalin, weiter ging's.
Fisch, Fisch,
Lamm, Lamm. Ran an die Schneidemaschine, der Schwarzwälder Schinken hauchdünn.
Arîn: »Dein
Blätterteig!«
Dampf aus dem
Ofen, gerade noch gerettet.
Ecki: »Die
Vorspeisen sind durch, ich geh in den Service.«
Arîn und ich
unisono: »Erst das Geschirr!«
Lärm, Hitze,
Dampf, Kälte, Tempo, Schweiß, alles egal, überall Highspeed.
Eva: »Dreimal
Sorbet, zweimal Bavaroise.«
Licht am Ende des
langen Tunnels. Nein, nein, noch zweimal den Schwarzwälder, einmal den Fisch.
»Arîn, mach du
Nachtisch!«
Chaos am Pass,
aufgetürmtes Geschirr, kein Platz zum Anrichten. Lautes Fluchen bei Küche und
Service. Ecki in Hochform, bringt die Spülmaschine auf Touren, ein Held der
Arbeit.
Eva: »Hauptgänge
durch, fünfmal Rhabarber, zweimal den Käse.«
Jetzt endlich: das
Ende in Sicht.
Eine Stunde später
waren wir durch. Die letzten Nachtische draußen, die Gäste beim Kaffee, die
Küche ein Schlachtfeld. Arîn und ich lehnten erschöpft am Pass und teilten uns eine
Flasche Wasser. Als diese leer war, schleppte Arîn sich zur Anrichte und ich
mich zum Herd. Mit langen, langsamen Bewegungen wischten wir über die
Arbeitsflächen, bespannten die Resteschüsseln mit Folie, trugen sie, ohne zu
hetzen, in die Kühlung. Abwechselnd schlurften wir zum Geschirrspüler, zogen
das saubere Geschirr heraus, ließen es abtropfen, füllten den zweiten Korb,
schoben ihn in die Maschine, drückten den Startknopf. Das wiederholten wir so
lange, bis kein schmutziges Geschirr mehr da war. Dann stellten wir die
Maschine aus, und die Küche verwandelte sich in einen Ort der Stille. Die
akkurat gestapelten Teller, die gewienerten Arbeitsflächen, die blinkenden
Schaumschläger, die geschrubbten Gasflammen. Alles strahlte in ruhiger Ordnung
und tat so, als hätte es die Hektik des Abends nicht gegeben.
Arîn und ich
lehnten wieder am Pass, teilten uns eine zweite Flasche Wasser und betrachteten
die Küche mit schläfrigem Wohlgefallen.
»Kannst du deine
Cousine Gülbahar fragen, ob sie für Minka einspringen kann, falls die noch
krank ist?«, fragte ich gähnend, weil ich schon an den nächsten Tag dachte.
»Klar!« Arîn gab
mir das Wasser zurück. »Aber ich denk nicht, dass das nötig ist. Minka ist
morgen bestimmt wieder fit.«
»War hart heute,
aber du warst verdammt gut«, lobte ich Arîn und blätterte die Post durch, die
Eva mir hingelegt hatte. »Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis du flügge
bist und irgendwo anders kochen willst als in der ›Weißen Lilie‹.«
»So schnell wirst
du mich nicht los.«
»Guck mal, wer uns
schreibt«, sagte ich und reichte ihr die Postkarte von Holger weiter. »Er
verlässt das ›Louis Carton‹, bleibt aber in Paris, hat eine Stelle als
Gardemanger im ›La Coupole‹. Mannomann, da traut er sich jetzt aber was zu! Die
Brigade im ›La
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