Himmel un Ääd (German Edition)
durch die Tür. »Hoffentlich sagen noch welche ab, sonst sind
wir überbucht. Was habt ihr heute als Amuse-Bouche?«
»Kichererbsen-Tartelette
mit Avocadocreme, Portulak, roh gehobeltem Spargel und Hirschschinken.«
Ich fischte mein
Handy aus der Hosentasche und drückte auf Eckis Nummer. Ich brauchte ihn jetzt
dringend hier, aber er war nicht erreichbar.
Verdammt! Mehr
Zeit, mich aufzuregen, blieb nicht, hier musste es vorangehen. Gerade mal zwei
Nachtische und die Gemüse waren vorbereitet.
»Arîn, fang bei
den Vorspeisen mit dem rohen Spargel an! Dem tut es gut, eine Zeit in der
Marinade zu liegen.«
»Als ob ich das
nicht wüsste!«
Ich kümmerte mich
um das Amuse-Bouche und die Schokoladenmousse. Zwischen Speise- und Kühlkammern
hin und her laufen, alle Zutaten besorgen. Schokolade, Eier, Zucker, Olivenöl,
Avocado, Zitrone, Crème fraîche.
»Wo ist die
Pfeffermühle?«
Arîn reichte sie
mir. »Komisch, dass der mir die ganze Eisenbahn schenkt …«
»Ein großes
Geschenk. Wahrscheinlich ist die wirklich wertvoll.« Eier trennen, Eischnee
schlagen, Schokolade schmelzen.
»Ich meine, er
kann doch nicht verlangen, dass ich mir die Eisenbahn in mein
Acht-Quadratmeter-Zimmer stelle. Ich habe nie so getan, als ob ich die Anlage
gut finde. Olivenöl!«
Ich schob ihr die
Flasche hin. »Brauch ich sofort wieder!« Eigelb schlagen, Zucker und
geschmolzene Schokolade dazu, dann das Olivenöl, sehr fein, wohl dosiert. »Er
hat dich gern gehabt, deshalb hat er dir die Eisenbahn geschenkt.« Eischnee
unterheben, in kleine Glasschalen füllen, ab in die Kühlung. »Wo ist der hohe
Rührbecher?«
Arîn fischte ihn
aus der heißen Spülmaschine und warf ihn mir zu.
»Aber die Tochter
ist doch komisch, oder? Sie hasst ihn noch, obwohl er jetzt tot ist.«
»Hassen? Meinst du
wirklich? Bei den Fotos hat sie in schönen Erinnerungen geschwelgt.« Über dem
Rührbecher höhlte ich die Avocados aus, schnell Zitronensaft drüber, damit das
Avocadogrün nicht grau wurde. »Hat er mal mit dir über seine Frau gesprochen?«
»Nur, dass sie
gestorben ist, als Sabine siebzehn war.«
»Da kann sie noch
nicht alt gewesen sein. War sie krank?« Ich pürierte Avocado mit Crème fraîche,
würzte mit wenig Knoblauch, Salz und Pfeffer und füllte die Masse in eine
Spritztülle.
»Keine Ahnung. Wie
viel Geld, schätzt du, bringt die Eisenbahn?« Arîn schlängelte sich mit einem
Topf hart gekochter Eier an mir vorbei zur Spüle.
»Nicht mein
Metier. Wenn er dir Kochmesser geschenkt hätte, könnte ich dir sofort sagen,
was die wert sind.« Ich sauste in die Vorratskammer, holte die Tarteletten,
warf die Schneidemaschine für den Hirschschinken an. Hauchdünne Scheibchen nur,
sonst war der Geschmack zu dominant. »Ist der rohe Spargel fertig?«
»So gut wie. Ich
muss nur doch die Walnüsse rösten, dann mache ich mich an das Soufflé. Oh,
sorry!« Ihr Handy klingelte. »Ich mach ganz schnell«, versprach sie.
Für
Privatgespräche war jetzt wirklich keine Zeit.
»Es geht los!
Fünfmal Amuse-Bouche«, rief Eva durch die Tür. »Ist Ecki immer noch nicht da?«
»Freilich bin ich
da!« Gut gelaunt wehte Ecki in die Küche, verschwand sofort in dem schmalen
Raum, in dem unsere Spinde standen, und kam schnell in Kochklamotten zurück.
»Erst Küche, später fliegender Wechsel zum Service. Oder was meinst, Kathi?«,
fragte er beim Händewaschen. Zum Schluss band er sich sein Piratentuch um den
Kopf.
»Mach mit Arîn den
Gardemanger-Posten, dann sehen wir weiter.« Ich griff mir den Spritzbeutel,
füllte Avocadocreme in die Tarteletten. Keine Zeit, den Ärger auf Ecki noch mal
hochkochen zu lassen.
»Kannst gleich die
nächsten sechs machen«, meldete Eva beim Abholen.
»Bist schlecht
gelaunt?«, flüsterte mir Ecki beim Begrüßungskuss ins Ohr.
»Du bist spät
dran!«
»Geh her, ich bin
genau richtig!« Er klemmte den Torchon an der Schürze fest. »Arîn, womit soll
ich anfangen? Arîn?«
Ich sah, dass sie
sich zu den Kühlkammern verzogen hatte und immer noch telefonierte.
»Mach Schluss,
Arîn«, befahl ich.
Sie nickte und kam
zurück. »Das war Minka. Sie ist krank.«
»Verdammt«,
fluchte ich.
»Was Ernstes?«, fragte
Ecki.
»Die Kotzerei«,
antwortete Arîn. »Ihr ist was furchtbar übel aufgestoßen.«
»Noch mal vier
Amuse-Bouches!« Eva packte sich die vorbereiteten Tellerchen auf den Arm. »Als
Vorspeise zweimal Zuckerschoten, viermal Carpaccio, einmal Suppe. Als Hauptgang
viermal Thunfisch, dreimal
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