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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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gekaufte Kritiken und so weiter.
    »Für mich hat es
sich heute nicht gelohnt, auf die schäl Sick zu wechseln. Und bestimmt bin ich
nicht der Einzige, dem es nicht geschmeckt hat. Wissen Sie, viele trauen sich
nicht, was zu sagen, aber ich finde das wichtig. Und jetzt hab ich es gesagt.
Also, nix für ungut, jeder hat mal einen schlechten Tag.«
    Ich hasste diese
Typen, die einen erst zu Boden prügeln, einem dann die Hand reichen und
behaupten, dass alles nicht so gemeint gewesen sei.
    »Ich glaube, es
ist besser, Sie gehen jetzt«, zischte ich mit dem letzten Rest von
Beherrschung.
    »Nichts lieber als
das.« In aller Ruhe legte er die Serviette zur Seite, stand auf und nickte
seiner Begleitung zu. Mit einem Siegerlächeln in meine Richtung bot er ihr den
Arm.
    »Er hat noch nicht
bezahlt«, signalisierte mir Eva, als sie den Aufbruch der beiden bemerkte.
    Das war im
Augenblick mein geringstes Problem.
    »Lass mich nie
mehr mit so einem Typen allein«, flüsterte ich ihr auf dem Weg in die Küche zu.
    Dort war der Herd
schon geputzt, und die Arbeitsflächen waren gewienert, Arîn war beim Fegen und
schob gerade den Kopf des Knurrhahns aufs Kehrblech.
    »Wo ist Ecki?«,
fragte ich.
    »Er ist schon
gegangen.«
    Der Fischkopf
stank. Die Schuppenhaut glänzte faul, und zwischen den spitzen Zähnen hatten
sich auf den Boden gefallene Essensreste verhakt. Sogar amputiert war der
Knurrhahn noch ein gefräßiges Biest. Sein Anblick ekelte mich, und übel stieß
mir dieser ganze beschissene Tag auf.
    Arîn warf den Kopf
in die Mülltonne. »Ich fahr mal noch ins ›All-inclusive‹. Vielleicht weiß man
dort was von Minka.«
    Ich nickte lahm.
Sollte sie. Aber ohne mich. Mir reichte es für heute.
    »Sag Gülbahar
Bescheid. Damit wir morgen den Spülposten besetzt haben«, schickte ich müde
hinterher.
     
    Zu Hause traf ich
Adela und Kuno beim Packen an. Ich hatte vergessen, dass die zwei in ein Camp fuhren,
um gewaltfreien Widerstand zu trainieren. Und ich hatte keine Ahnung, ob es
Sinn machte, Kunos Nierenwärmer oder Adelas Heizdecke mitzunehmen.
    »Wo ist Ecki?«,
fragte Adela, als sie mir ihren nagelneuen Schlafsack vorführte.
    »Braucht eine
Auszeit«, nuschelte ich und öffnete die Kühlschranktür. Immerhin standen zwei
Flaschen Wulle-Bier neben Adelas Pfirsich-Eistee. »Kuno«, sagte ich, während
ich den Flaschenöffner am Kronkorken ansetzte. »Es wird Zeit, dass du dich mit
Kölsch anfreundest. Ich stelle auch nicht immer Tannenzäpfle in den
Kühlschrank, nur weil ich aus dem Badischen komme.«
    »Du stellst
überhaupt koi Bier in den Kühlschrank. Du trinkschst es nur«, gab Kuno zurück.
    »Du siehst total
fertig aus, Schätzelchen. Hast du Stress mit Ecki?«, fragte Adela.
    »Nein, nein. Es
war nur ein verdammt harter Tag.«
    Ich nahm einen
Schluck aus der Flasche. Das Wulle-Bier schmeckte gar nicht schlecht.
    Adela glaubte mir
nicht, sie blickte besorgt, aber ihre Sorge ging in die falsche Richtung. Ich
hatte keinen Stress mit Ecki. Ecki hatte Stress mit etwas oder jemandem, redete
aber nicht mit mir darüber. Das machte er gern.
    Wenn für ihn etwas
schwierig oder kompliziert wurde, dann tauchte er ab. Seit wir gemeinsam in der
»Weißen Lilie« arbeiteten, kam es regelmäßig vor, dass Ecki nach der Arbeit
verschwand und irgendwann spätnachts oder frühmorgens zu mir ins Bett gekrochen
kam. »Auszeit« nannte er das. Wo er jeden Tag mit mir in der Küche stehe und
jede Nacht mit mir im selben Bett verbringe, da brauche er Zeiten nur für sich
allein, weil er sonst verrückt werden würde, erklärte er mir. Und nein, ich
dürfe nicht nachfragen, was er dann tue, damit würde ich seinen Freiheitssinn
beschneiden, auch in einer festen Beziehung dürfe es Geheimnisse geben.
    Ecki hatte mich
früh gelehrt, dass ich mir keinen Mann nach meinen Wünschen backen konnte, also
lernte ich, diese Auszeiten zu akzeptieren. Meist gelang mir das ganz gut, aber
heute nach dieser Sache mit dem Knurrhahn stresste es mich, dass ich nicht
wusste, was Ecki so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Zudem stresste es
mich, dass ich deshalb mit Sabine Mombauer nicht weiterverhandeln konnte. Es
stresste mich, dass Minka möglicherweise für die Konkurrenz arbeitete, es
stresste mich, dass der Giftzwerg die Rechnung nicht bezahlt hatte.
    Während ich das
kalte Bier trank, sah ich den beiden Pensionisten bei ihren Reisevorbereitungen
zu. Kuno packte für Adela eine Taschenlampe, Adela für Kuno eine Tafel
Schokolade ein. Ihre

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