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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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spioniert? Hatten die sie bei mir eingeschleust?
Wollten die mich auch plattmachen? Wer waren die? Kaum hatte ich ein Problem
halbwegs im Griff, tauchte das nächste auf. Wieso konnte das Leben nicht
einfach gemächlich dahinplätschern und mich meine Arbeit tun lassen? Wieso
mussten Probleme immer gehäuft auftreten?
    Im Hintergrund
läutete das Telefon, Eva meldete vier neue Reservierungen. »Damit sind wir
wieder bis auf den letzten Platz ausgebucht. Was habt ihr heute als
Amuse-Bouche?«
    »Einen
Wasabi-Schaum mit grünem Spargel in Blätterteig. Statt des Lammfilets gibt es
heute ein Lammragout mit Aprikosen«, rief ich ihr zu.
    Ausgebucht, die
»Weiße Lilie« lief spitze. So schnell würde mich nichts und niemand
plattmachen, aber Vorsicht hieß die Mutter der Porzellankiste. Gastronomie war
ein Kamikazegeschäft. Manchmal war man schneller weg vom Fenster, als man sich
dies vorstellen konnte. Ich musste mehr über diese Restaurantkette wissen,
deshalb wendete ich mich Dany zu.
    »Lass uns uns bald
mal nach Feierabend treffen. Die Sache mit ›All-inclusive‹ interessiert mich
brennend! Und jetzt, sorry! Wir müssen. Du kennst das Geschäft.«
    »Arîn hat meine
Nummer …« Er klopfte auf den Pass, hob die Hand zum Abschied, und weg war er.
    Wie immer, bevor
es richtig losging, spielte ich im Kopf alle anstehenden Aufgaben durch. Wir
waren schon wieder spät dran. Aber bevor die Gäste kamen und wir uns nur noch
in kurzen Befehlen verständigen konnten, musste ich mit Ecki über die Wohnung
reden. Ich drehte mich zu ihm um. Zum Fischfiletieren arbeitete er am Platz
unter dem Fenster, etwas abseits von Arîn und mir.
    Erst in diesem
Augenblick fiel mir auf, dass er sich an dem Gespräch mit Dany überhaupt nicht
beteiligt hatte, und was ich sah, überraschte mich noch mehr. Der Knurrhahn lag
völlig unberührt vor ihm, das Kochmesser in seiner Hand zitterte, und sein
Blick war nach draußen gerichtet. Ich ging auf ihn zu.
    »Bist du krank?«,
fragte ich und strich ihm über sein Piratentuch.
    Er schüttelte
meine Hand ab und murmelte: »Das Messer ist nicht scharf. Wo ist der
Wetzstein?«
    In blindem
Aktivismus pflügte er das Besteck in den Schubladen um, bis er da fündig wurde,
wo er den Wetzstein vorhin abgelegt hatte.
    Erinnerte er sich
daran, dass er seine Messer vorhin geschliffen hatte? Ich verstand nicht, was
mit ihm los war. Niemand konnte so schnell einen Fisch zerlegen wie Ecki. Er
war der beste Poissonnier, den ich kannte.
    Was war in der
letzten Stunde mit ihm geschehen? Wohin war seine Leichtigkeit verschwunden?
Was war ihm so aufs Gemüt geschlagen, dass er nicht mal seinen Fisch filetieren
konnte? Hatte ich ihn etwa mit meinen Sorgen um die »Weiße Lilie« angesteckt?
Was anderes kam mir überhaupt nicht in den Sinn.
    Gott, wie blind
ich war!
    »Ich habe mit
Sabine Mombauer geredet«, erzählte ich, um ihn aufzumuntern, auf dem Weg zurück
an den Herd. »Stell dir vor, sie ist nicht abgeneigt, uns die Wohnung zu
vermieten und den Pachtvertrag zu verlängern. Das sind doch tolle Aussichten,
oder?«
    »Trautes Heim,
Glück allein!«
    In Eckis Stimme
war ein fremder Ton, angesiedelt irgendwo zwischen Verachtung und Durchdrehen.
Er sah mich nicht an. Das frisch geschärfte Messer in der Hand, starrte er nur
auf den Knurrhahn. Die Wucht, mit der die Klinge auf den Fisch traf,
katapultierte den Kopf vom Tisch, ließ ihn quer durch die Küche schlittern und
direkt vor meinen Füßen landen.
    »Ecki, was ist
los?«, wiederholte ich ein ums andere Mal, aber er hörte mich nicht.
    Er hieb nämlich
dem Fisch mit einem brachialen Schlag den Schwanz ab, holte sich den nächsten
Fisch aus der Kühlung und schwang erneut das Messer.
    Ich hatte in
meinem Leben schon mit einigen durchgeknallten Köchen arbeiten müssen. Typen,
die Pfannen durch die Küche oder Messer an die Wand warfen, aber so einer war
Ecki doch nicht. Noch nie hatte ich erlebt, dass ihn etwas bis zur Raserei
aufregte. Eigentlich regte er sich doch überhaupt nicht auf, Lässigkeit war
sein Credo, und Wut war für ihn ein Fremdwort.
    Und jetzt zersäbelte
er den nächsten Fisch und hörte erst damit auf, als Eva die Ankunft der ersten
Gäste meldete.
    »Pack mer's halt«,
murmelte er, und endlich sah er mich kurz an. »Jetzt nicht, später«, sagte sein
Blick. Dann enthäutete und filetierte er den Fisch ruhig und routiniert, als ob
nichts gewesen wäre.
    Was blieb mir
anderes übrig, als auf eine Erklärung zu einem späteren Zeitpunkt

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