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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Wortes. Er
fährt nämlich für sein Leben gerne Motorboot. Besonders wenn ihm alles zu viel
wird. Nein«, sagte ich, als ich Brandts fragenden Blick bemerkte, »er hat kein
eigenes Boot. Manchmal leiht er sich eines bei der Rheinischen Segelschule oder
sonst wo. Das ist eine Leidenschaft, die wir nicht teilen.«
    Brandt musterte
mich und zögerte ein wenig, bevor er fortfuhr: »Gestern, dieses Foto, ich weiß,
das muss furchtbar für Sie gewesen sein. Von dem Menschen, den man am meisten
liebt, verraten zu werden ist eines der schlimmsten Dinge auf Erden. Aber –«
    »Wie können Sie so
sicher sein, dass das Foto echt ist?«, unterbrach ich ihn schnell. »Es kann
doch gestellt, montiert sein. Ich bin überzeugt, dass es so ist.«
    Er trank einen
Schluck Wasser, bevor er antwortete: »Ich glaube, dass Sie eine kluge Frau
sind, Frau Schweitzer, und dies ist bestimmt nicht die erste Krisensituation,
die Sie in Ihrem Leben meistern müssen. Sicherlich haben Sie auch schon von
diesem Phasenmodell zur Trauerbewältigung gehört. Eine der ersten Phasen ist
die der Negation. Man kann nicht glauben, was passiert ist, beziehungsweise man
will das Geschehene ungeschehen machen. Man steckt den Kopf in den Sand, man –«
    »Heißt das, Sie
schließen aus, dass es sich bei dieser Fotografie um eine Fälschung handeln
kann?«, schnitt ich ihm das Wort ab.
    »Nun … jeder hat
schon Pferde kotzen sehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist minimal, liegt, wenn
ich es in Zahlen ausdrücken darf, unter einem Prozent. Und am besten könnte uns
Herr Matuschek helfen, die Wahrheit herauszufinden. Auch Sie wollen doch
wissen, was stimmt und was nicht. Sie haben wirklich keine Ahnung, wo er sich –?«
    »Nein. Sein Handy
ist ausgeschaltet. Gestern Nacht ist er nicht nach Hause gekommen, ich habe
nicht den leisesten Schimmer, ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Nicht mal mir
selbst konnte ich helfen, denn Brandt drängte mich zurück in die dunkle
Verzweiflung der gestrigen Nacht. Er wollte mir nicht glauben, dass zwischen
Ecki und Minka nichts gewesen war. Und mir fiel es mit einem Mal selbst schwer,
daran zu glauben.
    »Herr Brandt, ich
habe einen harten Tag hinter mir und brauche dringend Schlaf. Können Ihre
anderen Fragen auch bis morgen warten?«
    »Gibt es denn
nicht den leisesten Hinweis, den Sie mir geben könnten, um Herrn Matuschek zu
finden?«
    Brandt ließ mich
so schnell nicht von der Angel, aber ich konnte nicht mehr. Also servierte ich
ihm den einzigen Informationsbrocken, den ich hatte.
    »Laut Arîn hat er
gestern mit einem Tomasz aus dem ›All-inclusive‹ telefoniert, das ist ein neues
Restaurant auf der anderen Rheinseite.«
    »Tomasz? Ein
Landsmann von Minka?«
    »Klingt so. Die
zwei kannten sich. Und mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Bitte, Herr
Brandt, ich muss ins Bett.«
    Brandt sah mich
an, als ob er mir nicht glaubte, aber dann nickte er.
    »Also gut«, sagte
er. »Ich begleite Sie nach draußen.« Er wartete, bis ich alle Lichter gelöscht
und die Eingangstür verschlossen hatte. »Darf ich Sie nach Hause fahren?«,
fragte er dann. »Ich könnte ruhiger schlafen, wüsste ich, dass Sie Ihr Auto
stehen lassen.«
    »Keine Sorge«,
antwortete ich. »Ich gehe zu Fuß. Ein Spaziergang durch die laue Sommernacht
wird mir guttun.«
     
    Ich sehnte mich
nach Bier, nach Betäubung, nach Schlaf. Wenn es nur Curt und die »Vielharmonie«
noch gäbe! Aber mein altes Stammlokal war geschlossen. Zu oft hatte Curt den
Abend mit ein, zwei Gästen allein verbracht, von denen ich spätabends gern
einer war. Er hatte mit mir geredet, wenn ich reden wollte, und geschwiegen,
wenn er merkte, dass mir nicht nach Reden war. So wie das nur ein guter Wirt
kann. »Dat reicht nicht zum Leben und nicht zum Sterben«, hatte er mir an
seinem letzten Abend gesagt und mir ein letztes Kölsch spendiert.
    Ich vermisste ihn
und heute ganz besonders. Wütend trat ich gegen die Tür des
Bailaan-Massagesalons, der sich jetzt in den Räumen befand, die so lange Zeit
die »Vielharmonie« beheimatet hatten. Anstelle von Curts verstaubten
Grünpflanzen baumelten kleine Papierlampions im großen Fenster zur Straße, und
die tönerne Gruppe Jazzmusiker hatte man durch die Statuen von zwei lachenden
Kinder-Buddhas ersetzt.
    Ein Massagesalon!
Hätte nicht ein Schneider oder ein Friseur die »Vielharmonie« übernehmen
können? Irgendein Berufsstand, der mich nicht an meine aktuellen Probleme erinnerte?
Natürlich hätte ich mit Curt über Massagen

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