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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Rummelplatz, dann
wieder leiser zu mir: »Ein Patent auf eine Pflanze, stell dir das vor! Und das
ist nur der Anfang. Wann gibt es eines auf Wasser? Oder eines auf Luft? Das
muss verhindert werden. Kein Patent auf Saatgut. Nirgends! Rettet den
Brokkoli!«
    Er rettete im
Augenblick nur sein Kölschglas, das er, bevor er damit stolperte, an dem
Bierstand abstellte.
    »Wenn du für die
Tomate kämpfst, bin ich dabei. Man sieht sich, bis dann«, versuchte ich, mich
elegant aus der Affäre zu ziehen, wurde aber von zwei schwergewichtigen Omas in
Himmelblau und Mintgrün, die hinter mir mit geballter Masse zum Bierstand
drängten, an einem unauffälligen Weiterschlendern gehindert. Sie schoben mich
direkt auf den Brokkoli-Freund zu.
    »Die Gen-Kartoffel
für Chips, die BASF beantragt hat, ist ein
weiteres Problem. Die muss natürlich auf alle Fälle verhindert werden.« Er
hatte im Gegensatz zu mir nichts gegen Tuchfühlung und plierte mich aus kleinen
Augen verwegen an. »Darauf müssen wir ein Kölsch trinken. Hallo, zwei Kölsch!«
    Er drehte sich zur
Bedienung um, für mich eine neue Chance zum Entwischen, wieder hinderte mich
die geballte Masse.
    »Tun Sie für uns
direkt auch zwei«, rief die Mintgrüne.
    »Sie sind doch
auch gegen Gen-Kartoffeln für Chips?«, fragte der Brokkoli-Freund, als er die
ersten Kölsch an mir vorbei nach hinten reichte.
    »Chips, so was
essen wir gar nicht, das hat doch viel zu viele Kalorien. Wir haben genügend
Hüftgold«, bedauerte die Himmelblaue.
    »Na denn,
prösterchen! So jung kommen wir nicht mehr zusammen«, trällerte die Mintgrüne.
»Die nächste Runde geht auf uns.«
    Die nächste Runde,
ich wollte nicht mal für diese bleiben. Brokkoli und Bier, nichts wie weg von
hier. Ich hielt Ausschau nach einer Fluchtmöglichkeit und fand sie.
    »Taifun«, rief
ich, drückte dem Brokkoli-Freund mein Kölschglas in die Hand und kämpfte mich
frei. »Taifun, hier bin ich!«
    Ich winkte wie
verrückt und drängte vom Bierstand weg auf ihn zu.
    Endlich hatte er
mich bemerkt und blieb stehen. »Katharina, dich hätte ich hier wirklich nicht
vermutet.«
    »Ich dich auch
nicht.«
    Und dann blickten
wir uns ein bisschen ratlos an und wussten nicht weiter. Was sollte man sagen,
was sich erzählen, wenn man sich mal sehr nahe und dann fremd geworden war? Mit
Taifun verband mich eine heiße Affäre, eisig beendet, nachdem ich ihn mit einer
anderen im Bett erwischt hatte. Bitter geworden durch eine abgebrochene
Schwangerschaft, zu der ich mich allein und ohne Taifun jemals darüber zu informieren,
entschieden hatte.
    Das war ein paar
Jahre her, ich hatte Taifun lange nicht gesehen. Er trug jetzt eine Brille, die
ihn ein bisschen strenger und intellektueller aussehen ließ, und in seinem
schwarzen Haar war das Grau auf dem Vormarsch. Nichts, was ihn unattraktiver
machte, im Gegenteil. Er hatte noch immer diese sexy Ausstrahlung, die mich
damals so verrückt gemacht hatte.
    »Ich bin mit
Freunden hier, ich muss weiter«, beendete Taifun das Schweigen. »Aber es war
schön, dich mal wiederzusehen!«
    »Gleichfalls«,
murmelte ich und überlegte, was es zu bedeuten hatte, dass meine verflossenen
Lieben zurück in mein Leben drängten. Gestern Spielmann, heute Taifun. Ecki,
natürlich Ecki. Weder Spielmann noch Taifun hatte ich so viele Chancen gegeben
wie meinem Wiener. Die zwei waren Episoden, kurze, heftige Strohfeuer gewesen,
Ecki aber war der beständige Fluss, der sich durch mein Leben schlängelte.
    Ich schlängelte
mich durch das Menschengewühl hinunter zum Rhein und wählte mal wieder Eckis
Nummer. Wieder teilte mir die verhasste Automatenstimme mit, dass er nicht
erreichbar war. Vielleicht war er zu Hause? Auch in der Kasemattenstraße blieb
mein Anruf ohne Antwort.
    Vom Fluss her zog
Kühle auf den Gehweg, aber die Luft roch immer noch leicht und mild. Die Musik
aus dem Festzelt und der Lärm des Rummelplatzes verschmolzen zu einem fernen
Klangteppich, der nach und nach verebbte. Als ich am WDR -Gelände
mit den Bauten der »Anrheiner« vorbeilief, durchfuhr mich die Erinnerung an
einen Sonntagvormittag im Winter wie ein scharfer Stich.
    Der Rhein war nach
der Schneeschmelze über die Ufer getreten und hatte schon die Gehwege
überflutet. Genau hier hatte ich bei diesem Hochwasser mit Ecki gestanden und
zugesehen, wie eilig Requisiten auf Lastwagen geladen wurden, um sie vor dem
steigenden Wasser in Sicherheit zu bringen. Wir hatten die Schiffe gezählt, die
mitten im Rhein vor Anker

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