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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Nacht.
    Ich verschob die
Taxifahrt nach Hause und bewegte mich vorsichtig auf das Café zu. Die Dünne
redete ohne Punkt und Komma, Chidamber nickte gelegentlich und sah sich immer
wieder um, so als wäre ihm entweder die Frau oder die Umgebung nicht geheuer.
Der bräsige Altherrencharme, mit dem er in der Damenrunde des Bause-Festes
gepunktet und den er bei unserer ersten Begegnung vor der »Weißen Lilie« als
Duftmarke versprüht hatte, war ihm hier und jetzt abhandengekommen. Ich
pirschte mich weiter vor. Schutz boten mir nicht nur die vielen Leute, sondern
auch die großen Bäume, die auf dem Platz standen. Noch einmal wollte ich ihn
nicht entwischen lassen.
    Nur noch ein paar
Außentische des »Hallmackenreuther« trennten mich von Chidamber. Doch in dem
Moment, in dem ich aus dem Schatten treten und ihn mir krallen wollte, eiste er
sich hastig von der Frau los, bog eilig um die Ecke und lief in Richtung
Aachener Straße davon.
    Ich schlängelte
mich zwischen den Tischen hindurch und folgte ihm. Eine gewisse Distanz
zwischen uns lassend, konnte ich von Weitem sehen, wie er in die Lütticher
Straße abbog. Ich folgte ihm. Mit dem Eintritt in die Lütticher verebbten der
Lärm und das Gewusel des Brüsseler Platzes. Die prächtigen Gründerzeithäuser
rechts und links der Straße lagen im Dunkeln, Autos parkten dicht an dicht, nur
wenige Leute waren hier unterwegs.
    So dankbar die
Anwohner für die ungestörte Nachtruhe sein mochten, meine Rolle als Verfolgerin
machte dies nicht einfacher. Wenn Chidamber sich hier umdrehte, würde er mich
sofort bemerken, deshalb presste ich mich immer wieder in Ligusterhecken oder
hockte mich hinter eines der Autos und kam mir ziemlich albern vor. Als ich mal
wieder hinter so einem Gebüsch hervorlugte, war Chidamber verschwunden. Ich
schlich noch bis zum nächsten Wagen, blickte mich wieder um, lauschte in die
Stille hinein. Nichts.
    Auch gut, dachte
ich und merkte, dass mein Jagdinstinkt so schnell erlosch, wie er vorhin
aufgeflammt war. Ich kehrte um und schleppte mich wieder in Richtung Taxistand.
Der süßliche Ligusterduft und die Stille der Nacht brachten die kurzzeitig
unterdrückte Schläfrigkeit in meinen Körper zurück.
    Deshalb war ich
überrascht, als Chidamber plötzlich aus einer Toreinfahrt auf die Straße schoss
und seinen geckigen Körper vor mir aufplusterte.
    »Hören Sie auf,
mir nachzulaufen«, kläffte er. »Ich habe Minka nicht ermordet. Aber jetzt will
ich endlich wissen, wo mein Geld ist!«
    »Was denn für
Geld?«, fragte ich laut.
    »Pssst«, zischte
Chidamber und deutete hinauf zu den dunklen Fenstern. Dann trat er ein paar
Schritte zurück ins Dunkel der Einfahrt und machte mir ein Zeichen, ihm zu
folgen. Ich tat ihm den Gefallen.
    »Minka schuldet
mir sechstausend Euro, dreitausend für einen Kurs, den sie letztes Jahr bei mir
gemacht hat, und dreitausend für den Meisterkurs, der am Montag beginnt.«
    Ich pumpte mir
frische Luft in die Lungen und fragte mich, ob Geld nicht überhaupt und überall
die Grundlage allen Übels war. Aber für solche philosophischen Fragen war ich
viel zu müde, ich musste meine spärliche Restenergie auf Chidamber
konzentrieren.
    »Blöd, wie ich
war, habe ich Sie auch noch auf die Spur des Geldes gebracht«, schalt Chidamber
sich selbst. Er war an einer Glastür am Ende der Hofeinfahrt angelangt. Hinter
ihm leuchtete im Licht einer Straßenlaterne ein sauber poliertes Messingschild,
auf dem »Buchmanufaktur seit 1981« stand. »Aber dass Sie dann einen Einbruch
vortäuschen und mir in die Schuhe schieben, das haut dem Fass den Boden raus.«
    Ich schleppte mich
zu einem Mäuerchen auf der einen Seite der Einfahrt und setzte mich.
    »Wer da was wie
vortäuscht, das will ich auch zu gerne wissen. Sie wollten doch unbedingt an
Minkas Spind.«
    Chidamber zog sich
seinen Hawaiischal vom Hals, wurschtelte ihn in seine Jackentasche und kam auf
mich zu.
    »Klar. So habe ich
Sie ja auf die Idee gebracht. Sagen Sie mir endlich, wo das Geld ist.«
    Der Mann war echt
schwer von Begriff!
    »Jetzt hören Sie
mal mit dem verdammten Geld auf! Das habe ich nicht. Ich habe der Polizei
gestern Abend von Minkas Spind erzählt und wusste, dass die Spurensicherung ihn
heute Morgen aufbrechen wollte. Glauben Sie, ich bin so blöd, dann in der Nacht
einen Einbruch zu inszenieren? Ganz davon abgesehen, halte ich es für eine
ziemliche Schnapsidee, dass Minka das Geld ausgerechnet in ihrem Spind in der
›Weißen Lilie‹ versteckt haben soll!

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