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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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wo. Mein
Kopf funktionierte nicht mehr richtig.
    Im Foyer trafen
neue Gäste ein, die Zeremonienmeisterin lächelte, die Bauchladenfräuleins
knicksten, der Brunnen plätscherte, und Eilert stieg die Treppen hoch.
    »Ich hoffe, es
gefällt Ihnen?«
    Mit jeder Faser
seines kleinen, fetten Körpers strahlte er professionelle Freundlichkeit aus.
Dabei verströmte er den Hautgout einer üblen Mischung aus Herrscher und
Wadenbeißer. Ging so einer wirklich über Leichen? Er würde mir das bestimmt
nicht sagen, aber vielleicht verriet er mir etwas anderes.
    »Der Mann, mit dem
Sie gerade gesprochen haben, war das Tomasz?«
    »Tomasz? Was ist
das denn für ein Name? Ich kenne keinen Tomasz.«
    Er wollte an mir
vorbeisteigen, aber so schnell ließ ich ihn nicht passieren. Ich schob ihm
meinen massigen Körper in den Weg.
    »Er ist mit der
Frau liiert, die Sie bei dem Bause-Fest attackiert hat.«
    Er zupfte sich am
Ohr, runzelte die Stirn, und die Haut unter der Augenbraue, die ihm die
schwarze Witwe abgeflammt hatte, glühte rot wie ein kleines Warnlämpchen.
    »Ich weiß wirklich
nicht, warum Sie mir das sagen.«
    »Chef!«
    Ich drehte mich
um. Der Kellner des »La petite France« kam direkt auf Eilert zu und flüsterte
ihm etwas ins Ohr. Eilert nickte, schickte ein »Amüsieren Sie sich noch gut« in
meine Richtung und folgte dem Kellner.
    Das merke ich mir,
dachte ich. Am Ohr zupfen als Signal, wenn man von unangenehmen Gästen befreit
werden will. Eilert hatte sich mit diesem Trick gerade elegant verdrückt. Nicht
schlecht. Und seine Leute spurten. Auch wenn der eine oder andere nicht ganz
nach Eilerts Pfeife tanzten. Wie Tomasz/Pfeifer zum Beispiel. Was sollte nicht
mehr vorkommen? Was hatte diese Frau Maibach damit zu schaffen? Ich fühlte mich
mit einem Mal so müde, dass ich am liebsten auf der Treppe niedersinken und
einschlafen wollte. Als neue Gäste an mir vorbei nach oben stiegen, gab ich mir
einen Ruck und folgte ihnen.
    Eilert begegnete
ich nicht mehr, Adela fand ich im »Bella Italia«. Vor sich einen Teller mit
Nachtischvariationen, die sie zum größten Teil bereits vertilgt hatte.
    »Hab schon
gedacht, ich muss dich ausrufen lassen«, meinte sie und schob mir den Teller
über den Tisch. »Wo hast du denn gesteckt?«
    »Ich wollte mit
der schwarzen Witwe reden, aber diese leider nicht mit mir«, berichtete ich.
»Ist mit ihrem Liebhaber auf und davon.«
    »Liebe«, seufzte
Adela und deutete auf den Nachtischteller. »Das Schokoladenzeugs kommt nicht an
deine Mousse au Chocolat heran, ist aber auch nicht von schlechten Eltern.«
    »Weißt du, wer
auch hier war? Chidamber! Er ist abgehauen, als er mich gesehen hat.« Ich schob
den Nachtischteller beiseite und sank auf einen Stuhl.
    »Was macht er
hier? Sucht er nach Betty?« Adela zwängte ihren kleinen kugeligen Körper hinter
dem Tisch hervor. »Wir müssen in die Bar«, entschied sie. »Oder willst du noch
die Nachtischvariationen testen?«
    Ich hatte genug.
    »Hab ich dir
eigentlich erzählt, dass Bause Geld ins ›All-inclusive‹ gesteckt hat?«, fragte
mich Adela, als wir gemeinsam die Treppe hinunterstiegen. »Weiß ich natürlich
von Betty. Deshalb müssen wir noch an die Bar. Vielleicht erfahren wir noch ein
bisschen mehr darüber.«
    Ich hörte zwar,
dass Adela redete, aber ich verstand sie nicht mehr, weil ich mich vor
Müdigkeit kaum noch aufrecht halten konnte.
    »Bett«, murmelte
ich, »Bett, nicht Betty.«
    »Ist wahrscheinlich
eh besser, ich mach das allein. Du fällst ja immer mit der Tür ins Haus«,
meinte Adela.
    »Jetzt will ich
nur noch ins Bett fallen«, murmelte ich.
    »Nimm dir ein
Taxi«, riet sie mir und tätschelte vorbeugend noch einmal meine Hand, bevor sie
in Richtung Bar abbog.
    Brav legte ich der
Zeremonienmeisterin den Chip auf das Stehpult und beglich die Rechnung. Der
Taxistand am Brüsseler Platz war nicht weit, bis dahin würde ich es gerade noch
schaffen.
     
    Ich hatte den
Taxistand schon fast erreicht, als ich Chidamber entdeckte. Direkt vor dem Café
Hallmackenreuther redete eine schmerzhaft dünne Frau auf ihn ein. Um die zwei
herum flanierte immer noch viel Jungvolk oder gluckte in Grüppchen zusammen.
Die Krächzstimme der Taxizentrale, die den wartenden Fahrern neue Fuhren
ankündigte, zerriss ein ums andere Mal das Murmeln und Lachen der
Nachtschwärmer. Angereichert mit dem Klirren der Bierflaschen und dem Abbremsen
oder Anrollen der Taxen erfüllten diese Geräusche den Brüsseler Platz mit dem
Sound der

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