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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Mitternacht dachte ich noch immer darüber nach, als wir im örtlichen Motel eincheckten. Ich hatte mit Sicherheit keine Lust, weitere vier Stunden zu fahren, um noch nach Hause zu kommen. Eine Nacht in Wawa zu verbringen entsprach nicht unbedingt meiner Vorstellung von Ferien, aber wenigstens verbrachten wir sie nicht im Ortsgefängnis.
    Ich besorgte Vinnie etwas Eis für die Schramme über seinem linken Auge, benutzte die Zahnbürste, die der Mann an der Rezeption mir gegeben hatte, spülte mir den Mund mit Leitungswasser, das wie Eisen pur schmeckte. Als die Lichter verlöscht waren und ich an die Decke starrte, versuchte ich die Wut loszuwerden. Ich versuchte sie so loszuwerden, wie man Sand zwischen seinen Fingern durchlaufen läßt. Als ich sie los war, blieb nur eine Frage übrig. Und dann noch eine.
    »Diese Burschen haben sich doch nicht in Luft aufgelöst«, sagte ich. »Wo zum Teufel sind sie hin?«
    Vinnie lag auf dem Bett mir gegenüber. »Ich wünschte, ich wüßte es, Alex.«
    »Und diese anderen beiden Typen, die nach ihnen suchen. Wer sind die bloß?«
    Er antwortete nicht. Er starrte zur selben Decke. Wir beide lauschten in die Nacht, weit weg von Zuhause, und warteten auf den Morgen.

Kapitel 6
    Das Tschilpen weckte mich. Irgendein Vogel machte einen Höllenlärm, und er machte das etwa drei Stunden zu früh. Ich öffnete ein Auge und sah einen dämmrigen Streifen Licht durchs Fenster fallen – wessen Fenster, wußte ich nicht zu sagen. Ich hatte keine Ahnung, wo zum Teufel ich sein mochte.
    Ich setzte mich auf. Meine rechte Hand schmerzte dumpf. Der Vogel tschilpte wieder. Wo in der gottverdammten Hölle, dachte ich. Und dann war alles wieder da.
    Ich war in einem Motelzimmer – in Wawa, Ontario, ausgerechnet. Vinnie lag bäuchlings auf dem zweiten Bett und trug noch die Kleidung vom Abend zuvor. Der Schmerz in meiner Hand verriet mir, daß ich wenigstens einen Volltreffer gelandet hatte, bevor die Prügelei beendet worden war. Und dieses verdammte Tschilpen mußte …
    Mein Handy klingelte wieder. Wo zum Teufel war es bloß? Ich hob meine Hose auf, dann meine Jacke, aber ich konnte es nicht finden. Schließlich verhielt ich mich still und lauschte. Das Klingeln klang gedämpft und schien von Vinnie selbst zu kommen, als hätte er vielleicht das verdammte Ding verschluckt. Ich rollte ihn auf die Seite und griff mir das Handy vom Bett.
    »Hallo«, sagte ich. Ich sah auf die Uhr. Es war 6.32   Uhr.
    »Mr.   McKnight?« Es war eine Frauenstimme.
    »Ja.«
    »Hier ist Constable Natalie Reynaud von der Provinzpolizei Ontario.«
    Sofort dachte ich an zweierlei Dinge. Zum einen war da das unangenehme Gefühl, der letzte Abend kehre zurück, um uns heimzusuchen. Jemand mußte Anzeige erstattet haben – vielleicht Stan, den Vinnie traktiert hatte. Das andere, was mir durch den Kopf schoß, war, wie wenig diese Frau nach Polizeibeamtin klang. Es war zu früh am Morgen, um in diesem Punkt politisch korrekt zu sein. Zum Teufel, die meisten Polizistinnen, die ich gekannt hatte, hatten Stimmen wie Ausbilder bei der Armee.
    »Constable …« sagte ich. Mehr brachte ich nicht heraus.
    »Sie haben eine Nachricht auf Mr.   Red Albrights Handy hinterlassen«, sagte sie. »Daher haben wir Ihre Nummer.«
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Albrights Telephon? Das war dann mein Freund.«
    »Mr.   Albrights Ehefrau hat gestern die Michigan State Police angerufen. Ich nehme an, sie hat bereits Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
    »Die Polizei?« Ich mußte endlich wach werden, und das schnell.
    »In Michigan, ja.«
    Ich stand auf und gab Vinnie einen Stups. »Nein«, sagte ich. »Wir sind noch nicht zurück in Michigan. Wir sind in Wawa.«
    »Sie sind gestern am Jagdhaus gewesen. Am Lake Peetwaniquot.«
    Ich stupste Vinnie erneut an. Er stieß mich zurück. »Ja, da waren wir«, sagte ich. »Wir haben nach Albright und seinen Begleitern gesucht.«
    »Wir haben soeben mir Mr.   Gannon und Ms. St.   Jean gesprochen. Sie haben uns erzählt, daß sie dort waren.«
    »Ja, wir sind hingefahren, um zu sehen, ob wir nicht etwas herausfinden können. Die Männer hätten vor ein paar Tagen zurück sein müssen. Wollen Sie mir sagen, daß Mr.   Albright auch nicht nach Hause zurückgekehrt ist?«
    »Keiner der Männer ist es. Mrs.   Albright und die anderen Ehefrauen hatten offenbar beschlossen, ihnen eine weitere Nacht zuzubilligen, und dann erst die Polizei einzuschalten. Jetzt sind es genau fünf Tage. So lange

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