Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
braucht man nicht, um nach Detroit zurückzufahren.«
»Nach Sault Ste. Marie noch weniger.«
»Genau hier herrscht momentan etwas Verwirrung. Sehen Sie, ich habe hier vier Namen, Mr. McKnight. Das sind die Namen, die in Detroit angegeben worden sind. Jemanden aus Sault Ste. Marie finde ich hier nicht.«
»Sie haben unterwegs noch jemanden abgeholt«, sagte ich. »Das ist der Mann, um den wir uns Sorgen machen.«
»Okay, jetzt ergibt es schon mehr Sinn. Das paßt auch zu Ms. St Jeans Aussage, fünf Männer seien auf Jagd gewesen.«
»Ja, genau.«
»Könnte ich bitte den Namen dieses Mannes bekommen?«
»LeBlanc.«
»LeBlanc«, wiederholte sie. Ich sah förmlich, wie sie das niederschrieb, »Wie ist der Vorname?«
Ich sah zu Vinnie hinüber. Er war völlig weggetreten.
»Mr. McKnight? Ich brauche den Vornamen.«
»Ich weiß, ich weiß.« Es war viel zu früh, um glaubhaft bei unserer bisherigen Version zu bleiben. Und jetzt, wo die Polizei offiziell eingeschaltet war, dachte ich mir auch, daß es besser sei, Schluß damit zu machen. »Wissen Sie«, sagte ich. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Wenn Sie mir erzählen, daß ich noch einen weiteren Vermißten zu suchen habe, von dem die Familien in Detroit nicht einmal etwas wußten, dann brauche ich auf der Stelle seinen Namen.«
»Von wo aus rufen Sie an, Constable?«
»Wir sind in der Zweigstelle Hearst. Das ist etwa achtzig Kilometer östlich vom Jagdhaus.«
»Wäre es möglich, zurückzufahren und mit Ihnen persönlich zu sprechen?«
Sie zögerte. »Mr. McKnight, wenn Sie herkommen wollen, können Sie das tun. Aber vorher brauche ich den Namen.«
»Thomas LeBlanc«, sagte ich.
»Das war der fünfte Mann auf dem Jagdausflug?«
»Ja. Ich bin hier mit seinem Bruder. Vincent LeBlanc.«
»Okay«, sagte sie. »Sehen Sie, das war doch gar nicht so schwer.«
Ich ließ das unkommentiert. Sobald Sie den Namen überprüfen würde, würde sie schon herausfinden, wie schwer das wirklich war.
»Hören Sie mal«, sagte sie, »wir sind im Begriff, zum Jagdhaus zu fahren. Wo Sie doch noch in Wawa sind, warum kommen Sie nicht dorthin zurück und sprechen mit uns?«
»Ich denke, das wäre eine gute Idee.«
»Okay, Mr. McKnight. Wir sehen uns dann am Jagdhaus. Fahren Sie vorsichtig.«
»Sie auch«, sagte ich. »Achten Sie besonders auf Elche.«
Ich schaltete das Telephon aus, Vinnie schlief in tiefstem Frieden und hatte keine Ahnung, was ich soeben gemacht hatte. Als ob ich eine Wahl gehabt hätte.
»Wach auf«, sagte ich.
Er reagierte mit einem unartikulierten Laut.
»Das war die Polizei.«
Er hob den Kopf. Sein linkes Auge war noch immer geschwollen. »Was?«
»Albright ist nie nach Hause zurückgekehrt. Seine Frau hat in Detroit die Polizei verständigt.«
Er zog sich langsam in die Höhe, bis er auf der Bettkante saß. »Mann, dröhnt mir der Schädel.«
»Das war die Polizei der Provinz Ontario. Sie fahren zum Jagdhaus. Ich habe ihnen gesagt, wir treffen sie da.«
»Okay.«
»Sie wollten den Namen von Tom. Ich habe mir gedacht, es wäre an der Zeit, reinen Tisch zu machen.«
Er sah mich an. »Das hast du dir gedacht, ja?«
»Wir fahren hin und reden mit der Polizei, Vinnie. Die Männer gelten jetzt als offiziell vermißt.«
Er atmete tief aus. Dann stieß er sich hoch, und eine Sekunde dachte ich, er würde mich anspringen. Aber er stolperte nur ins Bad. »Ich brauche dringend eine Dusche«, sagte er. »Ich kann doch nicht zur Polizei gehen und wie ein Penner aussehen. Es ist so schon schlimm genug …«
Eine Stunde später waren wir beide so weit gesäubert, wie es uns möglich war. Wir hielten an einem kleinen Coffee Shop ein Stück die Straße hinunter, dann an einer Tankstelle, und dann waren wir wieder auf dem Weg. Die gigantische Gans sah ein weiteres Mal auf uns herab, als wir die Stadt verließen. Es war ein eigentümliches Gefühl, wieder nach Norden zu fahren.
Den Rest des Morgens verbrachten wir damit, auf unserer eigenen Fährte zurückzufahren, durch White River und Hornepayne, über Meilen und Meilen mit Seen und Bäumen. Die Luft wirkte noch kälter. Vinnie saß auf der Beifahrerseite und sah aus dem Fenster.
»Ich hatte keine andere Wahl«, sagte ich schließlich.
»Ich weiß.«
»Wie die Sache jetzt steht, mußte es rauskommen.«
»Du hast ja recht«, sagte er, ohne mich anzusehen. »Ich sag doch gar nicht, daß du was falsch gemacht hast.«
»Okay«, erwiderte ich und bereitete mich im Geiste auf zwei
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