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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Schädel auf. Die Verlängerungsschnur lockert sich, und er kommt wieder zu Atem. Er will mich anschreien und nach mir schlagen. Ich hätte ihn damals umbringen können. Ich hätte ihn mit nackten Händen erwürgen können. Was schon ganz schön komisch war, wenn man bedenkt, daß ich ihn gerade am Selbstmord gehindert habe. Schließlich gibt er seinen Widerstand auf und liegt nur da, halb in der Dusche, halb draußen. Dann fängt er an zu weinen. Ich habe neben ihm gesessen, nun, vielleicht eine halbe Stunde, nur da gesessen und ihm beim Weinen zugesehen. Schließlich habe ich gefragt: ›Warum, Tom? Warum hast du das tun wollen?‹ Und er sagt. ›Das ist der einzige Ausweg. Entweder das oder zurück ins Gefängnis.‹«
    »Okay«, sagte ich nach weiterem langem Schweigen. »Wieso führt das dazu, daß du ihn nach hier schickst?«
    »Sieh doch mal, die einzigen Jobs, die für ihn außer dem Führen von Jagdgesellschaften je in Frage gekommen sind, waren Geschirr spülen oder Klos putzen. Er kann nicht mal im Kasino arbeiten, jetzt, wo er vorbestraft ist. Es geht mit Kloputzen weiter. Scheiße, da würde ich auch durchdrehen.«
    »Du würdest nicht versuchen dich umzubringen.«
    »Wer weiß, Alex? Wer weiß so was wirklich? Wenn ich in dem Hause hätte bleiben müssen, und alle würden mich ständig anstarren, als wäre ich ein Verbrecher …«
    »Was dann?«
    »Ich habe ihn einfach gebeten durchzuhalten, verstehst du? Mir Zeit zu geben, damit ich ihm helfen kann. Und als sich dann diese Sache anbot … Dreitausend Dollar für eine Woche Jagen. Das einzige Problem ist, daß es Kanada ist. Sie hätten ihn auf keinen Fall aus dem Land gelassen.«
    »Vinnie, ich weiß, daß das eine schöne Stange Geld ist, aber …«
    »Es ist mehr als das. Weißt du, warum er so gern Jagden geleitet hat? Aus demselben Grund wie ich. Es klingt vielleicht etwas schräg, aber so auf die Jagd zu gehen erinnert einen daran, wer man eigentlich ist. Ich meine, die meiste Zeit hängt man doch mit den eigenen Leuten rum, tut was man immer tut, sitzt rum, geht zur Arbeit, du weißt schon. Und dann gehst du mit einem Trupp Weißer in die Wälder und plötzlich behandeln sie dich, als wärst du der gottverdammte Geronimo persönlich. Als wärest du dieser wundervoll wilde indianische Schamane, der vom Wind Botschaften empfängt, mit den Tieren sprechen kann und ihnen ihre Geheimnisse ablauscht. Zuerst denkst du, okay, diese weißen Ärsche sind total auf Klischees abgefahren, die sie aus dem Fernsehen kennen. Aber dann fällt dir auf, Scheiße, die haben Recht. Ich bin anders. Meine Vorfahren haben das ganze Zeugs gekonnt , Und ich gehöre immer noch dazu. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, kapiert. Und da hast du dich entschieden …«
    »Er hat das gebraucht, Alex. Er hat das wirklich gebraucht. Sonst …«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Entweder das, oder er hätte sich umgebracht«, sagte Vinnie. »Das waren meine Alternativen. Hätte ich ihn nicht gehen lassen, wäre er jetzt tot. Da gibt es keinen Zweifel.«
    Ich bremste ab, um ein Rudel Hirsche über die leere Straße zu lassen. Wir sahen zu, wie fünf an uns vorüber zogen; ihre Spiegel blitzten im Scheinwerferlicht. Ich wartete noch ein paar Sekunden. Eines kommt immer nach.
    Da kam es schon. Das sechste Tier war kleiner als die anderen. Es sprang ins Unterholz, dem Rest seiner Familie hinterdrein.
    »Was hättest du getan?« fragte er.
    »Da müßte ich drüber nachdenken.«
    »Gerade du müßtest das verstehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist da schon gewesen?«
    Ich sah ihn an. »Wie bitte?«
    »Genau wie meine Mutter sagt, du trägst zu viel Leid mit dir herum, und du willst dir von niemandem beim Tragen helfen lassen. Sie sagt, du hast so ein einsames Herz, daß es einem schwerfällt, dich auch nur anzusehen.«
    »In Ordnung«, sagte ich, »können wir mich und mein einsames Herz aus dem Spiel lassen. Ich glaube zudem, daß es mir zur Zeit sowieso schon viel besser geht.«
    »Sie sagt, du brauchst eine Frau.«
    »All das sieht deine Mutter mir an? Wie war das denn mit Tom? Wieso hat sie das nicht bei ihrem eigenen Sohn gesehen?«
    Schon als ich es sagte, tat es mir leid, aber Vinnie lachte nur. »Die eigene Familie. Das ist etwas ganz anderes.«
    Beide wollten wir offensichtlich das Thema nicht mehr berühren, und so verging eine weitere Stunde, und wir waren fast schon in White River.
    »Weißt du, was wir tun sollten?« sagte ich schließlich.
    »Was denn?«
    »Du hast

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