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Himmelreich

Himmelreich

Titel: Himmelreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dobelli
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Zusammenhang mit dem Terrorismus, was aber wohl auszuschließen sei, weil laut Unterlagen weder amerikanische Staatsbürger noch amerikanische Institutionen darin verwickelt seien. Auch gebe es kein Bekennerschreiben mit politischer Absicht, es gebe überhaupt kein Bekennerschreiben, nur eine Lösegeldforderung von einer lausigen Million Euro, die schon eingelöst worden sei - wieviel das in Dollar sei, wisse er auch nicht, auf jeden Fall klinge es nach nichts.
    »Wie stellen Sie sich denn das vor?« frage ich den Sergeant Bellizzi am anderen Ende der Telefonleitung. »Ich meine, ich, CEO einer Bank, einer nicht unbekannten, mit Hauptsitz an der Park Avenue, seit zwei Jahren wohnhaft in Manhattan, Upper East Side, soll jemanden durch Frankreich, Spanien und Portugal verschleppt haben, und dies zu einer Zeit, als ich schon seit Tagen und Wochen hier war, in diesem Land, in dieser Stadt? Fragen Sie meine Mitarbeiter, erkundigen Sie sich beim Vermieter meiner Wohnung, ich meine, das ist doch absurd!« Auf meine Frage hin, wie lange eine Untersuchungshaft denn dauern könne, meint der Sergeant: bis der Fall geklärt sei, und das könne Monate, wenn nicht Jahre dauern. Und dann zum Abschluß der Satz: »If you don't show up on Friday, we'll put you in jail.« So einfach.
    Meine Nachfrage bei der Botschaft in Washington: Es sei dies eine Angelegenheit zwischen der Kantonspolizei Zürich und dem FBI, berichtet mir ein Attache Häberli im breitesten Berner-Dialekt, und da sie keine Vertretung Zürichs seien, sondern der Schweiz, könnten sie mir auch nicht helfen, außerdem handle es sich bei einer Botschaft um eine diplomatische Repräsentation und nicht um einen rechtlichen Beistand, geschweige denn eine Strafverteidigung. Natürlich, so meint mein Attache, habe er von diesem Fall Kenntnis, denn die Übersetzung des Rechtshilfegesuchs - ursprünglich von der Kantonspolizei Zürich auf Veranlassung eines Herrn Renfer verfaßt - ins Englische stamme aus seiner Feder, die Zürcher kriegten so etwas nicht hin. »Am besten, Sie halten sich an die Anweisungen des FBI.« Es folgt ein längeres Gespräch des Attaches mit seiner Freundin, so nehme ich an, ich höre es mit, weil er mich auf Hold gestellt glaubt, aber offenbar den falschen Knopf gedrückt hat, jedenfalls höre ich aus Distanz: »No, Wednesday is bad. My wife will be here on Wednesday. How about Thursday, I'll book a flight for you... Oh, you are so busy ... Okay, Friday then, I'll come up to New York, Four Seasons Hotel, we'll fuck up a storm... you sweet thing...« und so weiter. Als er wieder am Apparat ist: sein spontaner Vorschlag, mich am Freitag zur Vorladung zu begleiten.
    Ich schalte einen Rechtsanwalt ein.
    Leider wird dieser zur Vorladung nicht zugelassen, dafür der Attache aus der Schweizer Botschaft.
    Warten in einem winzigen, fensterlosen Raum, ein Tisch, drei Stühle ohne Armlehne, Pappdecke, Neonlicht, eisige Luft aus der Klimaanlage, ein Raum wie gemacht für ein Verhör. Ich weiß nicht, warum ich jetzt froh bin um den jungen Landsmann neben mir.
    Und da steht er und füllt den ganzen Raum: Sergeant Bellizzi. Ein Mann, mächtig im Fleisch, mit gedrungenem Körperbau, und an seinem Hals treten die Sehnen wie Kordeln hervor. Seine Stirn sieht so belebt aus, daß man das Gefühl hat, sie könnte zerplatzen, wenn man mit einer Nadel hineinstechen würde, seine Augen sind klein und blutunterlaufen, seine Zähne liegen tief im Zahnfleisch vergraben, und seine Wangen sind die aufgesprungenen Kartoffelwangen eines Großbauern. Ich kann mir geradezu vorstellen, in welchem Bereich sein Blutdruck pendelt und welche medizinischen Prozeduren auf ihn zukommen werden. Den Hemdkragen seiner schwarzvioletten Uniform trägt er weit geöffnet, um dem sichtlichen Ärger über seine zahllosen Betrugs- und Mordfälle Platz zu machen.
    »Are you Philip Himmelreich?«
    »Yes.«
    »Are you married?«
    »Sort of.«
    »Did you know Josephine Hofmann?«
    »Yes. «
    »In which capacity?«
    Ich schweige.
    »In welcher Beziehung«, flüstert mir Häberli auf Berndeutsch ein.
    Ich habe die Frage schon verstanden.
    As an affair.«
    »You mean, she was your lover?«
    »Yes.« »Extramarital relationship«, korrigiert mein Attache, als wäre er persönlich dabeigewesen.
    »From when to when?«
    »I still love her.«
    Ich bin selbst überrascht, mich so reden zu hören.
    »But she is dead - presumably.«
    »I still love her.«
    »Did you kidnap her?«
    »She kidnapped my

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