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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist aber gar nicht böse!« wandte Dolph ein. »In der Vergangenheit…«, begann Mark. »Was für eine hübsche Blume!« rief Nada.
    »… war der Magier Trent als böse bekannt, im Gegensatz zum Guten Magier Humfrey«, fuhr Grazi fort. »Allerdings…«
    Dolph musterte die beiden Gerippe überrascht. Sie begannen sich immer ähnlicher zu werden!
    »… war er nicht mehr böse, und zwar schon von der Definition her nicht, nachdem er erst einmal König geworden war«, schloß Mark. »Man hatte ihn als böse bezeichnet, weil er sich gegen den vorigen König gestellt hatte, und nicht, weil er ein schlechter Mann gewesen wäre. Tatsächlich war er auch gar kein schlechter Mann, wie sich dann zeigte.«
    »Wie merkwürdig, daß diese Blume in vierzig Jahren nicht verwelkt ist«, sagte Nada. »Das ist das Wesen dieser Blume, sie verblüht nie.« Plötzlich kam Dolph ein Gedanke. »Vom Himmel gesandt!« rief er. »Himmelstaler… das muß dasselbe sein!«
    »Nein, das ist doch nicht dasselbe«, wandte Mark ein.
    »Die Uhr hat uns aber hierher gebracht!« protestierte Dolph.
    »Ja, er hat recht!« meinte Nada. »Das Auge hat in diese Richtung gezeigt und…«
    »Wir wollen der Sache mal nachgehen«, sagte Mark in jener Art, wie sie Erwachsene in peinlichen Situationen zu offenbaren pflegen.
    Dolph hob das Handgelenk. »Siehst du – das Auge zeigt genau auf die Inschrift!«
    »Dann geh doch mal auf die andere Seite«, schlug Mark vor.
    Dolph tat es. Das Auge flackerte kaum; die Uhr zeigte immer noch in dieselbe Richtung. »Siehst du!« wiederholte Dolph. »Es…«
    »Jetzt zeigt es aufs Meer hinaus«, stellte Mark fest. »Beziehungsweise auf die Insel dort hinten. Die Tafel hat lediglich im Weg gestanden.«
    »Ah, ja«, mußte Dolph niedergeschlagen zugeben.
    »Purer Zufall«, warf Grazi ein.
    Dolph schwieg. Er merkte, daß er den Zufall nicht sonderlich mochte. Das war ein Begriff, den man in Mundania benutzte, um Magie zu erklären, weil man sich dort weigerte, an Zauber jeder Art zu glauben. Er war sich sicher, daß es einen guten Grund gab, weshalb die Tafel auf ihrem Weg lag; er wußte nur nicht, welcher das sein konnte.
    »Das muß wohl die letzte der Buchten sein«, meinte Nada. »Vielleicht ist es sogar die Gerippebucht. Wenn man nach etwas sucht, ist es immer dort, wo man zuletzt nachschaut. Das weiß doch jeder.«
    Schon fühlte Dolph sich besser. Nada war ihm immer ein Trost. Er mochte sie lieber als jeden, den er je kennengelernt hatte, und er wollte nie mehr von ihr getrennt werden.
    Die Skelette formten sich zu dem wohlvertrauten Segelboot, und sie fuhren über das Wasser. Ein Seeungeheuer erspähte sie und kam herüber, um nachzusehen, aber sofort verwandelte sich Dolph in einen Wasserspeier, worauf das Ungeheuer beim Anblick seines unglaublich häßlichen Mauls einen Schluckauf bekam. Das genügte; die Sache war dem Ungeheuer peinlich genug, um sich wieder zurückzuziehen.
    Sie landeten auf der letzten Insel und gaben den Skeletten einen Tritt, damit sie wieder ihre normale Gestalt annehmen konnten. Die Insel war recht lieblich; eine hohe Felswand war zu sehen. Die Skelette gingen lieber um die Wand herum, während Dolph und Nada die Herausforderung annahmen und sie erkletterten. Von oben hatten sie einen beeindruckenden Ausblick; sie konnten weit über das Meer sehen. Dort gab es auch ein Schild. »Was steht darauf?« fragte Nada. »Ich habe etwas Staub im Auge, ich kann es im Augenblick nicht lesen.«
    Tatsächlich tränte ihr das Auge; sie mußte ihre Mädchengestalt annehmen, um es mit den Händen reiben zu können.
    Dolph las vor: »Insel der Aussicht«, verkündete er.
    Nada hielt inne und musterte ihn mit tränendem Auge. »Was?«
    »Insel der Aussicht«, wiederholte er.
    Plötzlich brach sie in Tränen aus – diesmal waren es echte, nicht vom Staub erzeugte.
    Dolph ging zu ihr. »Nada! Was ist los?«
    »Es ist alles so traurig«, sagte sie.
    »Was ist so traurig?« wollte er verblüfft wissen.
    »Daß ich dich nicht liebe«, schluchzte sie.
    Das war wie ein Schlag in den Magen. Er hatte sie inzwischen so gern, daß er sich schon gefragt hatte, ob Liebe dafür das richtige Wort sein mochte. Natürlich hatte er noch nie darüber gesprochen, denn er fürchtete, sich zu blamieren. Warum hatte sie die Sache nur so abrupt aufgebracht?
    »Und ich fühle mich so schuldig«, fuhr sie fort. »Du bist so ein prächtiger junger Prinz, und…« Wieder begann sie in Schluchzen auszubrechen.
    »Ich weiß zwar

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