Himmels-Taler
Mundania!«
»Ja!« erwiderte sie. Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke, und sie teilten miteinander die kurze Freude des Entdeckens. Dann wandte Dolph den Blick erneut ab.
»Das erscheint mir vernünftig«, meinte auch Mark. »Allerdings…«
»… dürfte es für uns schwierig sein, von hier nach Mundania zu gelangen«, schloß Grazi. »Vielleicht müssen wir erst eine weitere Schlauschlinge suchen, damit sie uns eine Lösung für dieses Problem beschert.«
Dolph dachte daran, wie Nada die Schlinge schon einmal benutzt hatte. Nun fiel ihm noch etwas zu der Schlinge ein: Häufig erzeugte sie gar keine echte Intelligenz, sondern nur eine trügerische Schlauheit, die sich sehr schnell als wertlos herausstellte. So würde beispielsweise ein Oger, der sie benutzte, sich für genial halten, doch die anderen würden ihn immer noch als Tölpel sehen. Tatsächlich hatte ein Oger sogar einmal die Schlinge benutzt, um schlau zu werden, aber das war auch Krach Oger gewesen, der tatsächlich ein halber Mensch war; bei dem hatte die Schlinge nur die schlauere Hälfte wachgerufen, anstatt aus Dummheit Intelligenz zu machen. Nadas menschliches Erbe dagegen war schon die ganze Zeit offenbar gewesen; was hatte dann ihre gesteigerte Intelligenz bewirkt?
Er erinnerte sich daran, wie sie ihm wie seine große Schwester erschienen war. Das hatte ihn zwar abgestoßen, aber das Wissen, daß sie bei ihrem Besuch in Mundania all ihre Magie einbüßen würde, hatte ihn getröstet. Tatsächlich war sie danach wieder normal geworden, nett und gar nicht widerlich. Doch nun wußte er, daß die Schlinge tatsächlich ihr wahres Wesen wachgerufen hatte, die besserwisserische Art eines vierzehnjährigen Mädchens. Das hätte ihm eine Warnung sein müssen. Aber Kind, das er war, hatte er das Signal ignoriert, fasziniert von der Vorstellung, ein Mädchen zu kennen, das nicht so war wie all die anderen.
»Die Antwort der letzten Schlinge hat sich als sehr riskant herausgestellt«, wandte Mark ein. »Nur Dolph konnte in seiner menschlichen Gestalt dorthin gehen, und er sprach nicht einmal ihre Sprache. Die Hilfe, die Nada ihm in Schlangengestalt leisten konnte, war doch sehr beschränkt.«
»Tatsächlich bin ich auch noch in einen Graben gefallen, und Dolph mußte mich retten«, warf Nada ein. »Ich war keine Hilfe, sondern ein Klotz am Bein.«
»Das hat Dolph gar nicht erwähnt«, bemerkte Grazi.
»Dolph ist auch ein anständiger Kerl«, antwortete sie.
Dolph kämpfte gegen seine wilden Gefühle an und mußte sich daran erinnern, wie zornig er doch auf sie war! »Lassen wir die Schlauschlinge lieber aus dem Spiel«, meinte er. »Wir sollten die Sache auch allein meistern können.«
So besprachen sie sich weiter, doch ohne Erfolg. Langsam wurde es spät, und so brachen sie die Beratung ab, um etwas zu essen zu suchen.
»Während unseres Rundgangs auf der Insel habe ich einen Pastetenbaum entdeckt«, sagte Grazi. »Ich kann euch zeigen, wo er steht.«
»Ich habe keinen Hunger«, antwortete Nada.
Dolph war auch nicht übermäßig hungrig, wollte Nada aber nicht zustimmen und ging daher mit dem Gerippe fort, um die Pasteten zu suchen.
»Weißt du, Dolph, Nada wollte dich nicht täuschen«, sagte Grazi unterwegs. »Die Sache hat sie sehr traurig gemacht, aber als ihr Vater ihr befahl, dich zu heiraten…«
»Ich verstehe«, erwiderte Dolph kurzangebunden.
»In der Nacht hat sie geweint, und tagsüber hat sie so getan, als wäre sie glücklich. Sie war nie das Kind, für das du sie gehalten hast. Aber sie war entschlossen, dich glücklich zu machen.«
»Ja, damit ich die Verlobung nicht löse!« sagte Dolph aufgebracht. »Ich hätte mich nie darauf eingelassen, wenn ich es gewußt hätte!«
»Das wußte König Nabob auch. Aber der Gute Magier hatte ihnen gesagt, daß eines seiner Kinder heiraten müsse, was der Drache brächte, und als du dann kamst, wußten sie, daß sie keine andere Wahl hatten. Nada glaubte, daß eine Täuschung für einen guten Zweck zu rechtfertigen sei, aber sie wollte dir nicht vormachen, daß sie dich liebt.«
»Das hat sie auch nicht«, bestätigte er kühl.
»Sie ist in einer schwierigen Lage, aber sie ist ein nettes Mädchen.«
»Sie ist eine Prinzessin.« Damit war alles gesagt.
»Sie ist ein fühlendes Wesen. Du bist grausam zu ihr.«
»Was geht dich das überhaupt an?« fauchte er.
»Du hast dich auf die Verlobung eingelassen, weil du die Hilfe der Naga brauchtest, um Mark zu retten. Mark war in
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