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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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schnell, daß es schon wieder furchterregend war. Dolph konnte keinen Knopf entdecken, um ihn wieder langsamer werden zu lassen, daher hielt er sich einfach an dem Stock fest und lenkte den Vogel über die Ebene.
    Er entdeckte einen schmalen Weg, der von der Ebene fortführte. Der Vogel wurde immer noch schneller; die Luft dröhnte nur so vorbei. Dolph hoffte, daß der Weg lang genug war, um ihm genug Zeit zu geben, den richtigen Knopf zu finden, mit dem er den Vogel verlangsamen konnte.
    »Paß auf!« rief Mark und zeigte nach vorn.
    Dolph sah hin. Der Weg endete abrupt. Dahinter wuchsen Sträucher und Bäume.
    Zweifelnd riß er am Stock, hoffte, daß der den Vogel wenigstens zum Halten bringen könnte. Statt dessen kippte die Nase des Vogels nach oben, und plötzlich flog er. Dicht unter seinen geräderten Beinen jagten die Baumwipfel dahin.
    »Gut gemacht«, lobte Mark.
    »Das war Zufall!« keuchte Dolph.
    »Oh.« Das Skelett wirkte völlig verblüfft.
    Dolph schob den Stock vor. Der Vogel reagierte, indem er die Nase in Richtung Bäume senkte. Hastig zerrte Dolph ihn wieder hoch.
    »SIE DA!« explodierte eine Stimme aus einem Flecken vor ihn. »KLEINES FLUGZEUG – WAS FÄLLT IHNEN EIN, OHNE STARTERLAUBNIS ABZUHEBEN?«
    Offensichtlich redete der Fleck mit ihm. »Ich suche nach dem Himmelstaler«, erwiderte Dolph.
    »KEHREN SIE SOFORT WIEDER UM UND LANDEN SIE!!« befahl der Fleck und klang dabei wie Ivy in einem ihrer herrischeren Momente.
    »Ich weiß nicht, wie«, erwiderte Dolph ganz vernünftig. Das war in der Regel die beste Reaktion auf einen solchen Tonfall, weil es den Sprecher wütend machte, ohne ihm einen echten Grund zu liefern.
    Der Fleck sagte etwas, was Dolph nicht verstehen konnte, aber er erriet seinen ungefähren Sinn, weil plötzlich eine kleine Rauchwolke aus ihm hervortrat. Ja, seine Methode funktionierte wirklich!
    »Vielleicht kann ich helfen«, mischte sich Mark ein. Nun folgte ein Dialog zwischen ihm und dem Flecken, der schon bald technisch wurde, so daß Dolph das Interesse verlor.
    Inzwischen kletterte der Vogel immer höher. Er stieg so hoch, bis er über den Wolken schwebte. Fasziniert sah Dolph auf sie herunter.
    Die Wolken waren strahlend weiß, jede von ihnen ein großes weißes Bündel wie ein flauschiges Kissen, dazwischen ein paar entkommene Federn. Dolph sah genau hin, er wollte feststellen, was sie oben hielt, denn es war offensichtlich, daß sie viel zu massiv waren, um in der Luft schweben zu können. Er lenkte seinen Vogel so, daß er nicht mit einer Wolke zusammenprallte.
    Er spähte zwischen den Wolken in die Tiefe. Dort unten war der Erdboden wie ein Teppich ausgelegt. Die Gebäude wirkten wie Dominosteine. Das leuchtete ein, denn Domino war ein Spiel, das aus Mundania importiert worden war; zum ersten Mal begriff er, woher die kleinen Blöcke ihre Form hatten. Er erkannte dunkle Kreise, offensichtlich Seen, und dichte grüne Gebiete, die aus Wäldern bestanden; geschlängelte Konturen markierten einen Fluß. Es gab ein Mosaik aus grünen, gelben und rotbraunen Feldern. Tatsächlich erkannte er, daß dieses Gebiet die Gegend um Schloß Roogna sein mußte; sie hatte er im Wandteppich oft genug gesehen.
    Doch hier befand er sich in Mundania. Anstelle der hübschen kleinen magischen Pfade gab es häßliche breite Wege, anstelle der kleinen Hüttendächer sah man große, graue Gebäude. Die vielen Wege zwischen und um die Gebäude sahen wie ein riesiges Spinnennetz aus. Dolph wurde immer nervöser, und schließlich merkte er auch warum: Er rechnete damit, daß eine Riesenspinne gleich erscheinen würde.
    Er nahm den Stock zurück und ließ den Vogel höher gehen. Unter ihm wurden die Wolken immer dichter, so daß der Boden inzwischen wie der Meeresboden aussah, mit Wolken, die an der Oberfläche trieben. Vielleicht war es das, was sie tatsächlich oben hielt: ein Meer aus Luft!
    Über ihm ballten sich weitere Wolken zusammen. Die entfernteren Teile der Wolkenlandschaft bewegten sich langsamer als die nähergelegenen, womit sie demonstrierten, daß die Wolken genau wie die Gegenstände an Land die Magie der Perspektive gemeistert hatten. Denn je weiter etwas entfernt war, um so weniger fühlte es sich getrieben, sich zu bewegen, nur weil jemand es beobachtete, und die entferntesten Dinge waren so faul, daß sie sich fast überhaupt nicht mehr bewegten. Dolph war beeindruckt; er hätte nicht geglaubt, daß die unbelebten Gegenstände in der Nähe Mundanias so schlau

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