Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
schöne Beine bekommen hatte, die besaß sie bereits. Im Laufe seiner Queste war er zu einem echten Kenner in Sachen Beine geworden.
    Sie landete auf der Fliese, und die Rosensträucher berührten sie, stimmten sich auf sie ein. Im nächsten Augenblick, hatten sie sich wieder beruhigt und waren bereit.
    Wieder trat Dolph vor. Wieder umkreiste er die Sträucher, dann blieb er bei dem roten stehen. Er berührte einen Stiel, worauf die Dornen von diesem herabfielen, wie es schon bei der gelben Rose geschehen war. Er wählte ein prächtiges rotes Exemplar und hielt es ganz hoch, damit alle sehen konnten, wie hell die Rose leuchtete und daß seine Hand unversehrt geblieben war.
    Ein leises Quieken, wie von nur unvollkommen verhohlenem Entsetzen. Das war Irene, die geglaubt hatte, daß er keine Rose dieser Farbe würde pflücken können. Sie hatte ihn für zu jung gehalten. Auch Dor war überrascht, aber die anderen nicht. Die Jungen hatten es besser gewußt als die Alten, und die Skelette hatten es besser verstanden als viele Menschen. Die Liebe kannte eben keine Altersschranken.
    »Ich liebe dich, Nada«, sagte Dolph. »Du bist eine Prinzessin und eine prächtige Person, und du bist schön, und ich will dich heiraten. Wir haben gemeinsam gute und schlechte Zeiten durchgemacht, und ich dachte, du wärst ein Kind wie ich. Dich als Erwachsene zu sehen, ist zwar ein seltsames Gefühl, aber es spielt keine Rolle. Ich habe dich als Gefährtin kennengelernt, und ich mochte dich vom ersten Augenblick an. Aber ich weiß, daß dies eine politische Verbindung ist, eine Verlobung, die du dir nicht wirklich ausgesucht hast. Aber es ist nicht länger erforderlich, daß du dieses Opfer erbringst. Mein Volk wird deinem Volk auch so helfen, und meine Schwester wird statt dessen deinen Bruder heiraten, wenn du willst. Du bist also frei, ohne deinem Volk schaden zu müssen.«
    Er hielt inne und wappnete sich für die Schlußworte.
    »Ich liebe dich, Nada. Aber ich weiß auch, daß du mich nicht liebst. Ich möchte nicht, daß du leidest. Ich würde dich nicht dazu zwingen, jemanden zu heiraten, den du nicht liebst, oder sieben Jahre lange zu warten, bis du deine Erfüllung findest. Ich habe dir versprochen, unsere Verlobung nicht zu lösen, und das werde ich auch nicht tun, aber du darfst es tun, wenn du es wünschst. Mehr als alles andere will ich nämlich, daß du glücklich bist.«
    So: Er hatte es so gesagt, wie er es in der Nacht geprobt hatte, und er war nicht ins Stocken geraten. Aber wenn seine Stimme auch fest geklungen hatte, seine Augen vermochten das Spiel nicht mitzuspielen. Nada wurde immer unschärfer, und er wußte, daß ihm die Tränen die Wangen herunterströmten. Bei der Gerichtsverhandlung hatte er sein Schlußplädoyer versiebt, aber diese Rede war ihm noch sehr viel schwerer gefallen.
    Dann antwortete Nada, und ihre Stimme zitterte, und er begriff, daß sie auch weinte. »Du hast mir ein sehr großzügiges Angebot gemacht, Dolph, und ich wußte, daß du es tun würdest, weil ich dich inzwischen gut kennengelernt habe. Als ich dir meine Täuschung offenbart habe, und als ich dich bat, unsere Verlobung nicht zu lösen, da hat dich das sehr verletzt, aber du bist treu geblieben, du hast sie nicht gelöst. Und ich kann sie jetzt auch nicht lösen. Ich sehe, was für ein wunderbarer Mensch du bist, und ich weiß, daß du noch besser werden wirst, wenn du erst einmal reif geworden bist. Und es entspricht mir nicht, dich abzulehnen, auch wenn du mir diese Freiheit gegeben hast. Du bist ein Prinz und eine prachtvolle Person, und auch ich habe dich von Anfang an gemocht, und ich weiß, daß du mich liebst und daß du den allerbesten Ehemann abgeben wirst, wenn du erst einmal alt genug bist, und ich werde auf dich warten, wenn du es dir nicht anders überlegen solltest. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich vielleicht dazu in der Lage sein, deine großmütige Liebe mit meiner eigenen zu erwidern.«
    Dolph blickte sie durch den Tränenschleier an. Sie hatte es nicht getan ! Sie hatte nicht den leichten Ausweg gewählt.
    Sie ließ die Verlobung stehen. »Ach Nada«, flüsterte er, und die Rose, die er in den Händen hielt, begann so stark zu leuchten, daß es den Anschein hatte, als würde sie brennen. Dann warf er sie ihr zu, und sie fing sie auf und hielt sie fest.
    Dann kletterte sie die Leiter hinauf und verließ die Bodenfliese. Dolph fand ein Taschentuch und wischte sich damit über das Gesicht. Er hatte geglaubt, daß sich

Weitere Kostenlose Bücher