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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wie könnt ihr, die Zentauren, die doch für ihre Gerechtigkeit berühmt sind, so etwas tun? Wie könnt ihr eine Person hinrichten, von der ihr wißt, daß sie im Recht ist?«
    »Wir machen nicht die Gesetze, wir führen sie nur aus«, erwiderte der Kommandant. »Zum letzten Mal, geh beiseite, denn wir werden jetzt feuern.«
    Dolph ging schrittweise zurück, bis er Grazi berührte. Er drehte sich um und legte die Arme um sie. »Ich habe sie verteidigt, also teile ich auch ihr Schicksal mit ihr!« sagte er. »Ich glaube an das gleiche wie sie: Dieser Traum war ungerecht!«
    »Wie du willst«, meinte der Zentaur. Er wandte sich wieder seinem Hinrichtungskommando zu, das während des Gesprächs bewegungslos dagestanden hatte.
    »Es tut mir leid, Grazi«, sagte Dolph, und die Tränen liefen ihm die Wangen herunter. »Ich habe es versucht, aber ich war einfach nicht gut genug!«
    »Doch du warst gut genug«, sagte sie. »Wir wissen, daß wir im Recht sind, auch wenn die anderen das nicht akzeptieren. Wenigstens hast du es versucht, und ich danke dir für…«
    »FEUER!«
    Zehn Pfeile schossen auf sie. Sie schlugen alle im selben Augenblick ein. Licht explodierte.
     
    Sie standen vor dem Nachthengst, in einem winzigen Raum. »Seid ihr zufrieden?« fragte der Hengst.
    Dolph war völlig benommen und konnte nicht antworten. Er schien immer noch am Leben zu sein. Auch Grazi wirkte intakt, ihre Augenbinde war verschwunden.
    »Das sind wir«, antwortete ein Stimmenchor.
    Dolph sah genauer hin. Eine der Wände hatte sich plötzlich aufgelöst, und dahinter lag der Geschworenenstand mit seinen zwölf Mitgliedern.
    Der Hengst wandte sich an das Skelett. »Du bist für schuldig befunden worden, zu gutmütig für die Arbeit der Herstellung schlimmer Alpträume zu sein. Die Prüfung hat gezeigt, daß dies ein konstanter Charakterzug bei dir ist. Folglich wird dir in Zukunft diese Art von Beschäftigung untersagt; ab nun wirst du ausschließlich in angenehmen Träumen arbeiten. Du erhältst hiermit die Genehmigung, dich in Xanth aufzuhalten, bis ein belebtes Skelett in einem angenehmen Traum verlangt wird. Ziehe hin, eingedenk unserer Hochachtung. Du bist tatsächlich eine gute Person.«
    Grazi hatte es fast die Sprache verschlagen. »Aber der Prozeß…«
    »Diente zur Feststellung, wie es tatsächlich um deinen Glauben bestellt ist. Du hättest den Traum ja auch aus Faulheit, aus Achtlosigkeit oder aus Verwirrung sabotieren können. Das war für uns sehr wichtig, für den Fall, daß du weiterhin im Kürbis beschäftigt werden würdest. Wärst du außerhalb des Traumreichs geblieben, wäre nichts von alledem erforderlich geworden.«
    »Aber die Hinrichtung…«
    »Wir mußten feststellen, ob deine Einstellung deiner inneren Überzeugung entsprach oder ob es nur eine Pose war, um Sympathie zu gewinnen. Als du sie sogar am Schluß noch beibehieltest, wußten wir, daß du wirklich an die Güte glaubst.«
    »Aber Dolph…«, fing sie wieder an.
    »Ach ja, Prinz Dolph.« Der Pferdeblick richtete sich auf Dolph. »Du hast sie so gut verteidigt, wie du konntest, und angesichts deines Alters und deiner Unerfahrenheit war das Ergebnis durchaus lobenswert. Du bist dir selbst treu geblieben, sogar noch am Schluß, als du dein Leben in die Waagschale geworfen hast. Du wirst eines Tages einen ausgezeichneten König von Xanth abgeben. Bis dahin wird man dich im Kürbis mit dem dir gebührenden Respekt behandeln. Immer, wenn du in ihn eintrittst, wird der erste Traumbewohner, der dich wahrnimmt, dir jedwede Hilfe anbieten.«
    Da lösten sich auch die anderen Wände auf, und der ganze Gerichtssaal erschien. Das Publikum brach in Applaus aus, in den erst die Geschworenen und dann die Zeugen einstimmten, schließlich auch das Zentaurenkommando und sogar Ivy, die plötzlich überhaupt nicht mehr bösartig aussah. Sie hatte ihr Bestes getan, um ihn zu provozieren, damit er etwas sagte, was er nicht wirklich glaubte, und sie schien nicht unglücklich zu sein, daß sie gescheitert war. Indem er diesen Fall ehrenhaft verloren hatte, hatte er ihn tatsächlich gewonnen.
    Benommen wollte Dolph etwas erwidern. Doch als er den Mund öffnete, löste sich plötzlich die gesamte Szene auf, und er fand sich auf dem Sandstrand an der Küste Xanths wieder. Neben ihm stand Grazi, ihm gegenüber Mark und Nada und das neue Mädchen, Electra.
    Er wußte nun, daß er Grazi gerettet und den Weg zum Himmelstaler gefunden hatte, daß aber noch gewaltige Probleme auf ihn

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