Himmels-Taler
Vorstellung eines Prinzen völlig eingenommen worden war. »Äh, na ja…«
»Laß dich anschauen.« Sie kam herbeigeschwommen, und nun erkannte er, daß ihr Körper von der Hüfte abwärts der eines Fisches war. Es war tatsächlich eine Meerfrau! »Aber ja, das bist du wirklich! Was für ein Glückstag für mich!«
Dolph zögerte sie zu fragen, was sie damit meinte, und so wechselte er lieber das Thema. »Weißt du etwas über den Himmelstaler?«
Nun fuhr sie sich mit einem leuchtenden Korallenkamm in der Rechten durchs Haar, während sie in der Linken einen kleinen, reichverzierten Spiegel hielt. Dolph hatte nicht gesehen, wo diese Gegenstände herkamen; sie schienen einfach aus der Luft gegriffen zu haben. »Aber gewiß doch! Wer will denn etwas darüber wissen?«
»Ich! Ich suche nämlich danach.«
Sie sah ihn an und legte den Kopf schräg, so daß ihr goldenes Haar schimmernd auf einer Seite herabfiel. Ihr Spiegel und ihr Kamm funkelten; einen Augenblick glaubte er, daß sie mit Edelsteinen verziert seien, doch dann sah er, daß es Muscheln waren. »Wenn du mir im Wasser Gesellschaft leistest, dann sagte ich es dir vielleicht.«
»Geh nicht ins Wasser!« ermahnte ihn der Schädel.
Aber Dolph war ohnehin bereits zu dem Schluß gekommen, daß dies nicht der richtige Zeitpunkt für ein Bad war. »Warum kommst du nicht lieber an Bord und erzählst es mir hier?«
Sie schnitt eine hübsche Grimasse. »Wenn du darauf bestehst, Prinz. Aber du wirst mir helfen müssen, denn ich kann nicht besonders gut klettern.« Kamm und Spiegel verschwanden plötzlich. Sie ließ ihre Flosse aufblitzen und erzeugte dabei eine beachtliche Welle.
»Laß dich nicht…« fing der Schädel an.
Die Meerfrau kam herangeschwommen. »Ist jemand bei dir im Boot?«
»Nicht genau. Es ist…«
Sie hob die Arme. Nun traten auch ihre beeindruckenden Brüste aus dem Wasser, und ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Macht nichts. Halt mich fest.«
»… von ihr greifen«, schloß Mark.
Zu spät. Mela hatte die Arme um seinen Hals geschlungen. Dolph versuchte ihr beim Einsteigen zu helfen, doch sie wog mehr als er, und ihre Arme waren überraschend kräftig; statt er sie ins Boot, zog sie ihn in die Tiefe. Er stemmte sich gegen sie, aber er wußte, daß er im nächsten Augenblick im Wasser landen würde.
»Lavieren!« rief der Schädel.
Plötzlich schwang das Segel herum, und das Boot machte einen Satz. Der untere Teil des Segels prallte gegen den Rücken der Meerfrau und verpaßte ihr einen kräftigen Schlag. Mit einem Schmerzensschrei ließ sie Dolph fahren. Dolph wich ins Boot zurück. »Du hast versucht, mich ins Wasser zu ziehen!« rief er empört.
Mela schüttelte den Kopf, wobei ihr Haar gelbe Funken aufstieben ließ. »Ich hab’ ja schon öfter einen Klaps bekommen, aber so noch nie«, sagte sie wütend.
»Du wolltest mich ertränken!« klagte Dolph sie an.
Sie lachte, doch es klang nicht mehr so fröhlich wie zuvor. »Wohl kaum, Prinz! Ich kann dafür sorgen, daß du unter Wasser atmen kannst. Ich will dich bei mir haben. Komm herein; dein Haar ist ganz zerzaust. Ich will es für dich kämmen.« Wieder erschien der Muschelkamm in ihrer Hand.
»Du hast gesagt, daß du etwas vom Himmelstaler weißt!«
»Das tue ich auch. Ich ziehe es lediglich vor, dir in meinem eigenen Revier davon zu erzählen. Für mich ist es außerhalb des Wassers ungemütlich.«
Das glaubte Dolph gerne. Er hatte noch nicht viele Fische erlebt, die das trockene Land liebten, und sie war ja ein halber Fisch.
»Wir müssen fort von hier«, mahnte Marks Schädel.
»Also los!« stimmte Dolph ihm zu. Er hatte mehr als genug von den Täuschungen der Meerfrau.
Wieder schwang das Segel herum, und das Schiff gewann wieder an Fahrt.
»Prinz Dolph, es tut mir leid!« rief Mela, die ihnen folgte. »Ich werde dir vom Himmelstaler erzählen, wenn du mir nur zuhörst.«
»Ich höre dir zu, während ich fahre«, erwiderte Dolph grimmig. Langsam begann er eine gesunde Abneigung gegen Frauen aller Art zu entwickeln; eine, die seine Abneigung gegen Mädchen ergänzte, die seine große, herrische Schwester in ihm ausgelöst hatte.
»Also schön«, willigte sie ein. Sie hatte keine Probleme, mit dem Boot Schritt zu halten. »Der Himmelstaler hat die Leute in der Vergangenheit weiß der Himmel wohin geschickt, damit sie anderen begegneten. Dafür ist er gedacht.«
»Ja, das erklärt alles!« rief Dolph. »Und wir wollen den Guten Magier finden!«
»Der Gute
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