Himmels-Taler
werde es schon noch lernen!«
»Gewiß wirst du das – mit der Zeit. Alles, was man dazu braucht, ist sehr viel Übung. Bis dahin hoffe ich dich davon zu überzeugen, daß es für dich das beste ist, bei mir zu bleiben.«
Dolph bezweifelte zwar, daß ihr das gelingen würde, hielt es aber für besser, jetzt nichts dagegen zu sagen. »Was ist mit dem Himmelstaler? Du hast gesagt, du würdest mir noch etwas über ihn verraten, wenn ich mit in die Tiefe komme.«
Sie lächelte. »Du bist aber nicht freiwillig gekommen. Ich glaube nicht, daß das zählt.«
»Du hast nicht gesagt, daß es freiwillig sein muß!«
Sie legte den Kopf schräg, und ihr Schleier aus grünem Haar wirbelte um ihren Torso. »Vielleicht können wir uns irgendwie einigen. Laß mich dir einen Vorschlag machen.«
»Nö! Das klingt unfair!«
»Nicht unbedingt. Es geht lediglich um eine Vereinbarung, die wir beide einhalten wollen. Weil du ein Gestaltwandler bist, könntest du eine Bedrohung für mich werden, so daß ich mir Gedanken darüber machen muß, ob ich in deiner Gesellschaft schlafen kann. Das wäre sehr unpraktisch. Einigen wir uns also darauf, daß ich dir alles, was ich noch über den Himmelstaler weiß, verrate, und daß du deinerseits nicht versuchen wirst, mir Schaden zuzufügen. Du wirst dich beispielsweise nicht in einen Schwertfisch verwandeln und mich aufschlitzen. Ansonsten kannst du alles tun, was du willst, aber du sollst mir keine Gewalt androhen oder sonstwie Schaden zufügen.«
»Ich darf also versuchen, Wasser zu atmen und zu fliehen?«
»Ja. Du darfst mich nur nicht angreifen oder sonstwie versuchen, mir Schaden zuzufügen.«
Tatsächlich wollte Dolph ihr ja auch gar nicht weh tun; wenn man mal außer acht ließ, daß sie erwachsen war, war sie eine halbwegs nette Person. Er wollte nur von ihr weg.
»Wirst du mir auch verraten, wie die Leute den Storch…«
»Nein. Nicht, solange du noch ein Kind bist. Das weißt du auch.«
Dolph schnitt eine Grimasse. Es war zum Haareraufen, wie diese Erwachsenen alle unter einer Decke steckten; nicht einer mochte gegen die Verschwörung verstoßen. Aber er hatte eigentlich auch nicht mit Erfolg gerechnet. »Also gut. Du sagst mir alles über den Himmelstaler, und ich werde versuchen, dir nicht weh zu tun.«
»Abgemacht.« Sie streckte die Hand aus, und einen Augenblick später hatte er begriffen, daß er sie nehmen sollte, um die Abmachung zu besiegeln.
Ihre Finger besaßen Schwimmhäute, aber die Hand war wunderbar sanft, und sie drückte seine Finger auf eine Weise, die ihm ein leises Prickeln durch den ganzen Körper jagte. Das war natürlich auch Magie, aber nichts, wogegen man wirklich etwas hätte haben können.
Sie schwamm zu der Feuerstelle hinüber. »Jetzt werde ich dir etwas zu essen machen. Du bist ein Junge, der noch wächst, also brauchst du auch etwas zu essen.«
Das hörte Dolph gar nicht gern. Es klang nach einer weiteren Erwachsenenverschwörung – alle Kinder dazu zu zwingen, scheußliches Zeug zu essen. »Was…?«
»Algensuppe. Enthält viele Vitamine und Mineralien und Proteine. Die braucht ein heranwachsender Junge so sicher, wie Wasser das Feuer löscht.«
Soeben waren seine schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit geworden! Warum hatte er nicht noch eine andere Bedingung ausgehandelt: Kein abscheuliches Essen! Nun hing er fest.
Während sie die Suppe aßen, erklärte sie, wie der Himmelstaler geschmiedet wurde. »Den kann man nicht auf gewöhnliche Weise herstellen; dazu bedarf es einer ganz besonderen Magie, die Elektrizität heißt. Mit ihr trägt man die Kupferschicht auf. Nur wenn man es ganz genau so macht, funktioniert er richtig. Du wirst also jemanden brauchen, der über diese Art von Magie verfügt, und außerdem brauchst du Zeit.«
»Zeit?«
»Wie ich höre, ist es ein sehr langsamer Vorgang. Ich glaube, es dauerte zwei Jahre, um den letzten herzustellen.«
»Zwei Jahre!«
»Ich habe mich einverstanden erklärt, dir etwas über den Taler zu erzählen; ich habe nicht versprochen, daß es dir auch gefallen würde.«
»Nun, und ich habe zwar eingewilligt, dir keinen Schaden zuzufügen«, konterte Dolph verärgert, »aber ich habe nicht gesagt, daß ich dir keine Schimpfwörter an den Kopf werfen würde, Fischhintern.«
Sie lachte, und ihre Fröhlichkeit kehrte wieder. »Wunderbar, Prinz Dolph! Wir werden famos miteinander auskommen, so sicher wie Sand das Wasser verdrängt.«
»Du bist gar nicht wütend?« fragte er
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