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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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fühlte sich augenblicklich beleidigt und geriet in Zorn. Dafür gab es keinen praktischen Grund; es war einfach das Wesen des Zaubers.
    Fracto erblickte den Finger und ließ einen schrecklichen Windstoß darauf los. Zornig versuchte er, ihn zu zerstören. Die Bö war so kräftig, daß die Luft durch den Finger schoß und seine Pfeife aktivierte. Das Geräusch war ohrenbetäubend. Es übertönte das dumpfe Tosen der Wellen und das Zischen der Luft. Das war Marks Hilferuf. Es war ihm gelungen, ihn auszustoßen!
    »Jetzt müssen wir nur noch so lange durchhalten, bis Hilfe eintrifft«, rief er Grazi zu. »Halt dich einfach fest.«
    Sie hielten durch. Die zornigen Windstöße setzten sich fort, konnten aber kaum mehr ausrichten, als das Boot weiter aufs Meer hinauszutreiben. Fractos Zorn war zwar beeindruckend, aber es war auch unausweichlich, daß er sich erschöpfen würde; die Wolke besaß nicht allzuviel Durchhaltevermögen.
    Dann erschien eine riesige Gestalt am Himmel. Mark konnte nur den vagen, huschenden Schatten sehen, wußte aber sofort, wer es war. »Chex!« rief er. »Hierher!«
    Zu spät wurde ihm klar, daß Chex ihnen wohl kaum würde helfen können. Sie war ein geflügelter Zentaur und konnte nicht auf dem Wasser landen. Es würde ihr nicht gelingen, das Boot zu packen und es aus dem Sturm zu bringen. Hatte er sie umsonst gerufen?
    Da klatschte neben ihm ein Netz ins Wasser. Es sank ein Stück in die Tiefe, dann wurde es wieder hochgehoben – und darin lag das Boot. Chex war vorbereitet gewesen!
    Fracto heulte in wildem Zorn auf, doch es war zu spät; bis die Wolke ihren zweiten Wind zusammenbekommen hatte, um erneut zuzuschlagen, hatte Chex das Netz bereits in die Lüfte gehoben. Erst war es zu schwer für sie, doch dann schlug sie zweimal kurz mit dem Schweif dagegen, wodurch es leichter wurde. Das war ein Teil ihrer Magie: Was immer ihr Schweif berührte, verlor an Gewicht. Wenn sie sich selbst mit dem Schweif sanft peitschte, wurde auch sie leichter, so daß ihre Flügel sie in die Höhe tragen konnten.
    Immer stärkere Böen wollten ihnen zusetzen, aber Chex nutzte diese Winde lediglich dazu, um Auftrieb zu gewinnen und schneller voranzukommen. Sie fürchtete sich nicht, übers Meer hinauszufliegen; sie konnte überall hinfliegen. Schon bald hatte sie den Sturm hinter sich gelassen und flog in die klare Luft hinaus. Sie hatte die Skelette gerettet.
     
    Es dauerte eine Weile, bis sie Land erreichten, weil sie den Sturm umfliegen mußten, doch dann setzte Chex am Ufer auf und öffnete das Netz. »Gib mir einen Tritt«, forderte Mark sie auf. »Und dem Segel auch.«
    Chex verstand, was er wollte, immerhin war sie seit langem eine Freundin Marks. Sie hatten sich kennengelernt, als Esk Mark aus dem Kürbis geholt hatte, und sie waren zusammen gereist, als sie mit ihrem Vater Xap auf dem Berggipfel der Flügelungeheuer sprechen wollte. Mit einem Vorderhuf trat sie gegen die Seite des Boots und schließlich auch gegen das umgestürzte Segel.
    Mark und Grazi lösten sich fast gleichzeitig auf und nahmen ihre ursprüngliche Gestalt an. Zwischen ihnen lag Dolphs Rucksack. »Na«, meinte Chex, »ich sehe, daß du die Bekanntschaft mit einer Dame gemacht hast, sie hat wirklich hübsche Knochen.«
    Natürlich war es für Skelette unmöglich zu erröten, aber sowohl Mark als auch Grazi gaben sich alle erdenkliche Mühe, es zu tun. Hastig stellte Mark das Skelett der Zentaurin vor und berichtete von ihrer Mission, den Himmelstaler zu suchen und für Grazi einen Kürbis zu finden, damit sie in ihre Welt zurückkehren konnte. »Aber eine Meerfrau hat Dolph entführt«, schloß er. »Nun müssen wir ihn retten. Seine Mutter würde kein Wort mehr mit mir reden, wenn ich es zuließe, daß er auf immer verschollen bleibt.«
    »Da könntest du recht haben«, meinte Chex. Sie war eine prachtvolle Zentaurenstute mit vollen nackten Brüsten und großen grauen Flügeln, fließendem braunen Haar und Schweif. Selbst ihre Augen waren von ästhetischer Anmut, sie hatten denselben Grau ton wie ihre Schwingen. Mark stellte fest, daß Fleisch gar nicht so ekelerregend war, so lange es sich dort befand, wo es offensichtlich hingehörte.
    »Deshalb müssen wir ihn retten«, beendete Mark seinen Bericht.
    »Bist du sicher, daß er Hilfe braucht?« fragte Chex.
    Mark und Grazi sahen sie überrascht an. »Natürlich braucht er Hilfe!« erwiderte Mark. »Er ist schließlich in Gefangenschaft!«
    »Aber ich glaube nicht, daß er in

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