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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein reifes Urteil fällt. Ich bin sein erwachsener Begleiter; meine Aufgabe ist es, ihm jene Urteile zu liefern, die ihm fehlen. Wenn er nicht vernünftig genug ist, um zu versuchen, aus der Gefangenschaft der Meerfrau zu fliehen, muß ich eben diese Vernunft für ihn walten lassen. Sonst hat meine Anwesenheit gar keinen Sinn.«
    »Auch wenn er gar nicht fliehen will?«
    »Ganz besonders dann, wenn er gar nicht fliehen will! Das würde nämlich bedeuten, daß die Meerfrau ihn verdorben hat, und dann wäre es meine Aufgabe, dieser Verdorbenheit etwas entgegenzusetzen. Wenn er erst erwachsen ist, kann er gern bei einer Meerfrau bleiben, wenn er will, aber solange er noch ein Kind ist, ist das eine Entscheidung, die ich ihm verwehren muß.«
    Chex sah zu Grazi hinüber, die während der ganzen Diskussion kein Wort gesagt hatte. »Wie siehst du denn die Sache?«
    »Es steht mir nicht an, mich einzumischen«, erwiderte Grazi. »Ich bin nur so lange hier, bis wir einen Kürbis gefunden haben, durch den ich wieder nach Hause zurückkehren kann.«
    »Ich habe zufälligerweise einen Kürbis gesehen, kurz bevor wir hier landeten«, antwortete Chex. »Er muß ganz in der Nähe sein; laß mich mal nachsehen.« Sie breitete die Flügel aus, berührte die eigene Flanke mit dem Schweif und hob ab.
    Mark hegte gemischte Gefühle. Das war ein seltenes Ereignis, denn Skelette waren nicht gerade besonders emotional, und selten hatten sie mehr als eine Emotion auf einmal. Einerseits war er froh, daß Grazis Wunsch in Erfüllung gehen würde, andererseits hätte er gern noch etwas länger ihre Gesellschaft genossen. Bevor er sie kennengelernt hatte, war ihm gar nicht klar gewesen, wie sehr er seine eigenen Artgenossen vermißte.
    »Wie wirst du Dolph retten?« erkundigte sich Grazi.
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich schätze, ich werde wohl unter Wasser gehen und das Nest der Meerfrau aufsuchen müssen, um ihn zu befreien.«
    »Das wird möglicherweise nicht leicht sein.«
    »Ich muß es wenigstens versuchen.«
    Sie nickte. Sie schien ihren eigenen hohlen Gedanken nachzuhängen.
    Schon bald kehrte Chex zurück. »Ja, ich habe ihn gefunden. Wir sind sehr schnell da. So läßt sich wenigstens ein Problem mühelos lösen.«
    »Nein«, erwiderte Grazi.
    »Wie bitte?« fragte Mark.
    »Ich habe es mir anders überlegt. Ich werde einen anderen Kürbis nehmen, um nach Hause zu kommen.«
    »Warum denn?« wollte Chex wissen.
    »Aus folgendem Grund: Wenn Mark für Prinz Dolph verantwortlich ist, dann bin ich es auch. Die beiden haben mir auf der Suche nach einem Kürbis geholfen, und ich half ihnen bei der Suche nach dem Himmelstaler. Ich war Teil des Bootes, aus dem Dolph von der Meerfrau eingefangen wurde. So muß ich wenigstens dabei helfen, Dolph zu retten, damit er seine Suche fortsetzen kann. Danach kann ich in mein eigenes Reich zurückkehren.«
    »Ihr beide wollt also unbedingt versuchen, Dolph zu retten, egal was ich dazu meine?« fragte Chex.
    »Ja«, erwiderte Mark, und Grazi nickte.
    Chex lächelte. »Ich bin froh, das zu hören. Dann laßt mich euch bei der Planung helfen.«
    »Aber du bist doch gegen die Rettung!« protestierte Mark.
    Chex lachte. »Kaum! Ich lasse Prinz Dolph doch wohl nicht in den Klauen dieser Meerfrau zurück.«
    »Aber du hast eingewandt…«
    »Gewiß. Es ist immer am besten, wenn man beide Seiten eines Problems kennt, bevor man handelt. Außerdem war es für mich wichtig festzustellen, wie sehr euch die Rettung am Herzen liegt, denn sie könnte schwierig werden und nach genauer Koordination verlangen.«
    Marks Schädel schien ihm zu schwirren. »Du hast doch keinerlei Verpflichtung, Dolph zu retten! Du bist hierher gekommen, um mich zu retten!«
    »Ich kenne die königliche Familie«, versetzte Chex. »Nicht allzu lang, nachdem ich dich kennengelernt habe, habe ich Prinzessin Ivy auf eine Reise zur Zentaureninsel mitgenommen. Sobald ich von seiner mißlichen Lage erfuhr, war ich auch dafür verantwortlich, Dolph zu helfen. Ich bin sicher, daß seine Eltern bisher nichts unternommen haben, weil sie wissen, daß ich unterwegs bin. Ich vermute, daß sie uns auch jetzt gerade über den Webteppich beobachten, um sicherzugehen, daß wir Dolph nicht seinem Schicksal überlassen.«
    Mark sah ein, daß das stimmte. Wenn der Webteppich bisher auf Dolph eingestellt war, mußte er ihn immer noch im Auge behalten, während ein anderer Teil Mark beobachtete. Königin Irene hatte nicht damit gerechnet, daß

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