Himmels-Taler
Gerade wollte er wieder seine Fledermausform annehmen, als seine groben Ogerohren ein Geräusch vernahmen.
»Er kommt, er kommt!« begannen die Fledermäuse im Chor zu singen. »Er haut deine dummen Knochen in Stücke, in Stücke!«
Hoppla! »Ich glaube, wir sitzen in der Patsche«, bemerkte Mark von oben. »Du solltest den Drachen besser ablenken, während ich nach dem Opal suche. Hier gibt es so viele Edelsteine, daß das eine Weile dauern könnte.«
Den Drachen ablenken! Schon bei dem bloßen Gedanken daran grauste es Dolph. Warum war Draco nur so früh zurückgekehrt? Es wäre doch soviel besser gewesen, wenn sie klammheimlich mit dem Opal hätten fliehen können; möglicherweise hätte der Drache nicht einmal bemerkt, daß er fehlte.
Nun hörte er ein Zischen, als der Drache durch das Wasser schoß. Es gab keine Zweifel mehr – Flugdrachen konnten auch schwimmen, wenn sie wollten! Aber wie blieb dann ihr Feuer intakt, wenn sie doch ganz naß wurden?
Er hörte, wie das Wesen an die Wasseroberfläche gelangte. Seine Ogeraugen sahen Dracos Nase glühen. So passierte es also: Er hielt einfach die Luft an! Sicherlich brauchte der Drache nicht lange, um das Wasser zu durchqueren.
»Er holt dich!« riefen die Fledermäuse im Chor. »Er holt dich, er holt dich!«
Nun, Dolph hatte ja ohnehin vorgehabt, den Drachen zu bluffen; jetzt hatte er Gelegenheit dazu. Welche Gestalt wäre wohl die beste? Er entschied sich für eine Form, die groß, aber glaubwürdig war; wenn der Drache nämlich eine Gestalt erblickte, die zu groß war, nur durch die enge Höhlenöffnung gelangt zu sein, würde er merken, daß er es gar nicht mit einem wirklichen Ungeheuer zu tun hatte. Das größte Ungeheuer, das durch den Gang hätte kommen können, war eine Schlange.
Dolph verwandelte sich in eine Riesenschlange mit gewaltigen Fängen. Er hob das Haupt und stieß ein grauenerregendes Zischen aus, als der Drache aus dem Wasser kam. Das sollte die Kreatur aufschrecken; fast bekam Dolph schon Angst vor sich selbst!
»Die Fische haben mir gesagt, daß hier ein Eindringling ist«, knurrte Draco in Drachensprache, die mit der Schlangensprache verwandt war; beide stammten von der großen Familie der Reptiliensprachen ab. »Aber sie meldeten, daß es ein Knochenmann und ein gepanzertes Fossil sei. Ich glaube, ich habe es hier wohl mit einem Gestaltwandler zu tun.«
Soviel zum Thema Tarnung! Aber vielleicht konnte Dolph den Bluff doch noch fortsetzen. Er stieß erneut ein Zischen aus und glitt kühn voran, die Fangzähne gebleckt.
»Nun wollen wir doch mal feststellen, woraus du bestehst«, sagte Draco, der sich beunruhigend anhörte. Er breitete die Flügel aus und hob sich in die Luft. Er flog einen Salto, dann stürzte er auf Dolphs Kopf zu. Ein sengender Strahl schoß auf den Prinzen zu.
Dolph riß den Kopf beiseite – keinen Augenblick zu früh! Er wollte seine Fangzähne in den Körper des Drachen schlagen, war aber viel zu langsam; Draco war schon wieder fort, so daß Dolph nur Luft zu schnappen bekam.
»Wir sind wohl ein bißchen tolpatschig, wie?« bemerkte Draco, während er zu einem weiteren Feuerstoß ausholte.
Dolph begriff, daß er in dieser Gestalt nur verlieren konnte. Er war schwerer als der Drache, und wenn er ihn zu packen bekommen sollte, würde er ihn mit seinem Maul zermalmen können. Dafür war er aber langsamer und unbeholfener; er würde den Drachen nie erwischen, ohne zuvor schlimme Verbrennungen davonzutragen.
So verwandelte er sich wieder in die Ogergestalt. »Ich hau dich blau!« brüllte er in Ogersprache.
Draco kam bereits zu einem zweiten Stoß heran. Dolph schwang eine Prankenfaust gegen die Schnauze des Drachen. In seiner Ogergestalt hatte er mehr Übung, und so fuhr die Faust schneller und präziser auf ihn zu, als der Drache erwartet hatte. Nun war Draco an der Reihe sich zu ducken, damit die Faust an ihm vorbeifuhr. Er schoß dicht über den Boden dahin und wäre fast ins Wasser gestürzt, bis er schließlich wieder Kontrolle über seinen Flug erlangte.
Dolph stampfte hinter dem Drachen her. Am Feuerglühen der Schnauze konnte er genau bestimmen, wo der Drache sich gerade befand. Aber Draco war schon bald außer Reichweite.
Nun, damit konnte man auch umgehen. Dolph stampfte zu der Stelle unter dem Nest und nahm eine Handvoll Knochen auf, um sich auf den Drachen zu schleudern.
Die Knochen erwiesen sich als zu leicht und gaben keine guten Wurfgeschosse ab. Doch dann fand Dolph einige unförmige
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