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Himmels-Taler

Titel: Himmels-Taler Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinte Mark.
    Ein plötzliches Gefühl der Freude durchflutete Dolph. Das Skelett machte nicht oft Komplimente. Am meisten aber freute er sich darüber, daß das Kompliment tatsächlich verdient war. Ausnahmsweise hatte er einmal das Richtige getan.
    Der Höhlenboden stieg wieder an. Dolph schwamm an die Oberfläche und wartete. Schließlich kam Mark aus dem Wasser gestapft, senkte die Knochenhand und hob Dolph heraus. Nun nahm Dolph wieder die Glühwürmchengestalt an. Mark gab ihn in seine Augenhöhle. Jetzt waren sie wieder einsatzbereit, zu Fuß und mit Beleuchtung.
    Da kam eine Schar dunkler Gestalten plötzlich auf sie zu, genau wie zuvor die Fische. Es waren Fledermäuse.
    »Holla, Fremder!« quiekte der Cheffledermäuserich. »Bleib stehen und gib dich zu erkennen!«
    Nicht schon wieder! Natürlich sprach das Wesen in Fledermaussprache, so daß Dolph seine liebe Mühe hatte, es zu verstehen. Aber bis zu einem gewissen Grad waren alle Tiersprachen miteinander verwandt, und so konnte er auch als Glühwurm das Wesentliche verstehen.
    Er zappelte aus Marks Augenhöhle hervor und verwandelte sich in eine große Fledermaus. »Ich bin Prinz Dolph von Xanth«, sagte er. »Ich bin in privaten Geschäften unterwegs und erbitte Durchgangserlaubnis.« Als Fledermaus hatte er natürlich keine Probleme mehr mit dem Sprechen.
    »Ein Prinz? Du machst wohl Witze!« Worauf alle flatternden Fledermäuse in schrilles Gelächter ausbrachen.
    »Ich habe preisgegeben, wer ich bin«, sagte Dolph gelassen und hielt sich an das Protokoll, so wie er es verstand. »Wer bist du?«
    »Ich bin Brick Fledermaus, und das hier ist mein Bataillon«, erwiderte der Mäuserich. »Wir haben nicht vor, dich passieren zu lassen, du Hochstapler. Wir herrschen hier in diesem Hort.«
    »Ich vermute…« begann Mark.
    »Ach, halt’s Maul, alter Knochensack!« fauchte Brick.
    »Hör mal zu, wir versuchen hier höflich zu sein«, versetzte Dolph.
    »… daß diese Tiere kein Einsehen haben werden«, schloß Mark.
    »Darauf kannst du wetten, du Spuk auf Beinen!« fauchte Brick. Fledermaus und Skelett schienen keine Schwierigkeiten zu haben, einander zu verstehen, obwohl sie unterschiedliche Sprachen sprachen. Dolph kam auf den Gedanken, daß die Kürbiswesen eine besondere Kommunikationsfähigkeit besitzen mußten, weil sie ja auch nie wußten, in wessen Traum man sie irgendwann einmal einsetzen würde.
    Dolphs kindliche Hoffnung flackerte auf. »Soll das heißen, daß wir auf sie eindreschen können?«
    »Unsere Zeit ist begrenzt«, erwiderte Mark. »Wir sollten sie besser ignorieren. Aber sollten sie tatsächlich die Präpotenz besitzen anzugreifen…«
    Dolph war sich nicht sicher, was das Wort ›Präpotenz‹ bedeutete, aber…
    »Attacke!« rief Brick Fledermaus. Sofort schwärmte das Bataillon heran und biß zu.
    Das ersparte Dolph die Mühe, sich nach dem fraglichen Wort zu erkundigen. Er nahm vielmehr eine Gestalt an, in der er seit langem Erfahrung gemacht hatte, nämlich in den finsteren Türmen von Schloß Roogna: Er verwandelte sich in eine Vampirfledermaus. Mit klaffenden Fängen flog er auf die kleineren Fledermäuse zu. Die Flattermänner stoben entsetzt auseinander; sein Anblick wirkte auf sie ähnlich wie der eines angreifenden Ogers auf Menschen.
    Dolph genoß es, in der dunklen Höhle dahinzufliegen und mit seiner schrillen Stimme die Wände zu orten. Fast ebensogut war es, ohne Augen sehen zu können und kein Licht zu brauchen. Auch diese Gestalt würde er im Gedächtnis behalten; die Fledermaus war ein guter Flieger. Er hatte ganz vergessen, wie gut!
    Nun gelangten sie zum Drachennest, das sich auf einem Felsvorsprung befand. Nur ein geflügeltes Wesen konnte es erreichen. Man konnte es nicht verfehlen, denn unter ihm war der Höhlenboden mit zermalmten Knochen übersät. Dolph hatte natürlich keine Schwierigkeiten hinauf zugelangen, aber Mark war an den Boden gebunden. Es war schwierig, ihn unter all den toten Knochen auszumachen.
    »Ich kann den Feuerwasseropal holen«, piepste Dolph. »Welcher ist es?« Denn als er am Rand des großen Nests gelandet war, nahm er das Echo von Hunderten von Edelsteinen auf.
    »Er müßte von feurig-flüssigem Leuchten sein«, erklärte Mark.
    »Ich kann kein Leuchten hören!«
    »Du solltest mich besser hinaufbringen«, meinte Mark. »Ich kann im Dunkeln sehen, dürfte also keine Probleme haben.«
    Dolph flog zum Höhlenboden hinunter, nahm Ogergestalt an und hievte das Skelett hinauf ins Nest.

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