Himmels-Taler
klingt es richtig. Es sind nur zwei oder drei – nein, fünf oder sechs –, ich weiß nicht mehr genau, wie viele es sind, jedenfalls einige.«
»Der Vergessenszauber!« rief Dolph. »Ob ein Teil von dem hier entlanggetrieben ist?«
Mark nickte. »Das ist möglich. Das würde erklären, warum sie so vage bleibt, was Einzelheiten angeht.« Er wandte sich wieder an die Meerfrau. »Wir danken dir, Mela; wir werden diese mehreren Inseln untersuchen. Vielleicht befindet sich der Himmelstaler auf einer von ihnen.«
»Ich hoffe es. Zögert nicht, mich um Hilfe zu bitten, wenn ihr irgend etwas braucht!« Mela trat wieder ins Wasser hinaus, und ihre Füße verwandelten sich in Flossen. Bald war sie im Meer verschwunden.
»Sie besitzt einen netten Schwanz«, bemerkte Nada. Dolph bemerkte, daß Schwänze ihr natürlicher vorkamen als ihm, was natürlich an ihrem Wesen lag. Wahrscheinlich hatte er Melas Beine aus einem ähnlichen Grund immer für interessanter gehalten als ihre Schwanzflossen.
Es war schon recht spät. Dolph und Nada teilten sich ihre belegten Brote, während die beiden Skelette darüber nachdachten, wie es weitergehen sollte. »Wenn es hier in der Gegend einen Vergessensstrudel geben sollte, könnte das Schwierigkeiten bedeuten«, meinte Mark.
»Was ist denn ein Vergessensstrudel?« wollte Grazi wissen.
Mark erklärte ihr die Geschichte mit der Spalte und dem Zauber, der auf ihr gelegen hatte. »Der ursprüngliche Zauber war noch diszipliniert, er bewirkte lediglich, daß man die Spalte selbst vergaß, nachdem man sie erst einmal verlassen hatte. Die Strudel dagegen sind zwar sehr viel kleiner, können aber dafür intensiver sein und alle möglichen anderen Formen des Vergessens auslösen. Inzwischen müßten sie eigentlich an Kraft eingebüßt haben; dennoch sollte man ihnen besser aus dem Weg gehen.«
»Aber Mela hat doch nur einen geringfügigen Gedächtnisverlust erlitten, was die Inseln angeht«, wandte Grazi ein. »Das dürfte eigentlich nicht gefährlich sein.«
»Stimmt. Vielleicht hat sie aber auch andere Gefahren vergessen, die auf den Inseln lauern. Wenn es dort Drachen geben sollte oder Gewirrbäume oder auch subtilere Gefahren, wären wir schlecht beraten, Prinz Dolph dorthin zu bringen.«
»Vielleicht hat sie dort auch den Himmelstaler gesehen und wieder vergessen!« mischte Dolph sich ein. »Wir müssen der Sache einfach nachgehen!«
»Ja! Wir müssen der Sache nachgehen!« wiederholte Nada.
Mark tauschte mit Grazi einen hohlen Blick aus, ganz genauso, wie Erwachsene es immer taten.
Bald darauf bildeten die beiden Skelette zwei Knochenhütten für die Nacht, eine für jedes Kind. Dolph und Nada protestierten, daß sie lieber gemeinsam in einer größeren Hütte schlafen würden, doch aus irgendeinem Grund, der nur für Erwachsene verständlich schien, wollten die Skelette nichts davon hören.
Nada schnitt eine Grimasse und seufzte. »Ich dachte, daß es außerhalb der Höhlen vielleicht anders werden würde«, meinte sie.
»Erwachsene bleiben Erwachsene, in ganz Xanth«, versetzte Dolph. »Sie hören damit auf, an das Ungeheuer unter dem Bett zu glauben, statt dessen glauben sie dann an nahrhaftes Essen und schließen sich der Erwachsenenverschwörung und diesem ganzen anderen Mist an.«
»Vielleicht kommt dann irgend etwas und verhängt einen gemeinen alten Zauber über sie«, vermutete Nada. »Ich hoffe, daß es uns nie erwischt!«
»Irgendwie werden wir es schon daran hindern!« sagte Dolph hitzig.
Mit diesem Vorsatz mußten sie sich zufriedengeben. Nun kroch jeder in seine Hütte und schlief.
Am Morgen verwandelte Nada sich zum Frühstück wieder in ein Mädchen, und sie aßen Schmalzkringel, die sie von einem Schmalzkringelstrauch pflückten. In der Nähe war auch ein Bierfaßbaum, doch wie Erwachsene nun einmal waren, hatten die Skelette dagegen natürlich Einwände.
Statt dessen mußten sie unbedingt gesunde Milchkrautsträucher suchen und die Schoten bis auf den letzten Tropfen leertrinken. Bäh! Sollte diese Tyrannei denn nie ein Ende finden?
Nun nahmen Dolph und Nada Nagagestalt an und glitten in schnellem Tempo gen Süden. Mark trug den Rucksack, während Grazi einige weitere Milchschoten mitnahm. Die Kinder waren sich darin einig, daß die Sache völlig anders verlaufen wäre, hätten die Skelette selbst auch Nahrung zu sich nehmen müssen. Doch die Skelette brauchten nun einmal nichts zu essen, und so zögerten sie nicht im geringsten, jenen, die es besser
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