Himmels-Taler
anzeigten, daß es beim Aufprall das Bewußtsein verloren hatte.
Dolph nahm die Gestalt eines ähnlichen Ungeheuers an. »Ist der Himmelstaler auf dieser Insel?« fragte er.
»Es gibt einhunderteineinhalb Ungeheuer, und jedes ist schlimmer als das letzte«, sagte das Wesen, als die Sterne und Planeten sich aufgelöst hatten. Allerdings blieb eine Spirallinie über seinem Kopf schweben, was bedeutete, daß das Unwesen die Orientierung noch nicht zurückgewonnen hatte. »Aber keinen Himmelstaler.«
»Danke«, sagte Dolph. Er verwandelte sich wieder in einen Jungen. »Nur Ungeheuer, aber keinen Himmelstaler«, meldete er. »Wir sollten lieber die Insel verlassen, bevor das nächste Ungeheuer kommt.«
Und tatsächlich – noch während er sprach, ertönte ein grausiges Brüllen aus dem wunderschönen Wald. Schnell trat man die Skelette, bis sie zu einem Segelboot geworden waren. Sie wagten es nicht, einen Blick zurückzuwerfen, während das zweite Ungeheuer ihnen nachstürzte, denn sie wußten, daß sein Anblick ihnen einen gewaltigen Schrecken einjagen würde.
»Im Süden gibt es noch eine Insel, ganz in der Nähe«, sagte Mark. »Sollen wir sofort darauf zuhalten?«
»Warum nicht«, meinte Dolph. »Schlimmer als hier kann es dort kaum sein!«
Er irrte sich. Die Insel sah ebenso schrecklich aus, wie die andere schön gewesen war. Die Bäume waren verfault, und die Luft stank. Es war, als hätte man den ganzen Müll Mundanias hier gelagert. Am Ufer befand sich ein Schild: INSEL DES SCHRECKENS.
»Das sieht hier ja genauso aus wie einige der abscheulichen Gegenden im Kürbis!« rief Mark. »Wie herrlich!«
»Warum gehst du denn nicht an Land und erforschst sie!« schnaubte Dolph, der sich wegen des Gestanks die Nase hielt.
»Warum ich nicht gehe und sie erforsche?« wiederholte Mark. »Danke, das werde ich! Das wird wie ein Besuch zu Hause sein.«
»Ich auch!« rief Grazi.
»Wir warten hier«, meinte Dolph.
»Allerdings«, stimmte Nada zu, nahm ihre Schlangengestalt an und vergrub die Nase im Sand.
Dolph tat es ihr gleich. Immerhin, wenn man die Nase in den Sand steckte, war der Gestank nicht mehr ganz so schlimm. »Mutter hat mir nie gesagt, daß eine Queste so hart werden könnte!« zischelte er in Schlangensprache.
»Meine auch nicht!« pflichtete sie ihm bei. »Ich hoffe, daß du bald deinen Taler gefunden hast!«
»Nun, er sollte auf einer von diesen…« Dolph unterbrach sich. Denn direkt vor ihm hatte sich ein äußerst häßliches und stinkendes Wesen aufgebaut. Es sah aus wie ein Gespenst, glich aber gar nicht den netten Gespenstern auf Schloß Roogna, sondern war riesig und unförmig, und sein Gesicht bestand hauptsächlich aus einer grotesken, finsteren Grimasse.
»Was ist das denn?« fragte Nada, als sie es erblickte.
»Sieht aus wie ein bösartiges Gespenst«, meinte Dolph.
Das Gespenst schwebte heran. »Buuuhh!« schrie es und richtete das aufgesperrte Maul auf Nada.
»Iiiieeehh!« zischte sie entsetzt. Das Gespenst lachte zufrieden.
»Aber Gespenster können wirklichen Leuten nichts antun!« beeilte Dolph sich ihr zu versichern. »Ich kenne haufenweise Gespenster, und…«
»Ich habe noch nie ein Ge-Gespenst gesehen!« sagte sie und versuchte, ihren Kopf in den Sand zu stecken.
Dolph war erstaunt. »Du hast noch nie ein Gespenst gesehen? Das ist ja erstaunlich!«
»Nein, das ist schiere Glückseligkeit!« versetzte sie.
»Buuuhh!« schrie das Gespenst wieder.
»Iiiieeehh!« wiederholte Nada und vollführte beinahe einen Luftsprung. Das Gespenst keckerte.
»Hör endlich auf damit!« zischte Dolph es an.
Das Gespenst schnitt nur eine obszöne Grimasse.
Darauf wurde Dolph so wütend, daß er etwas tat, was er noch nie zuvor versucht hatte: Er nahm die Gestalt eines Gespensts an. »Selber Buuuhh!« schrie er das Spukgesicht an.
Erschrocken huschte das Gespenst davon. »Geschieht ihm recht«, brummte Dolph in Gespenstersprache, als er zu Nada zurückschwebte.
»Iiiieeehh!« schrie sie zum dritten Mal, als sie ihn erblickte.
Hastig nahm er wieder Schlangengestalt an. »He, ich bin es doch!« zischte er. »Ich habe das Gespenst vertrieben!«
Sie sah entsetzlich erleichtert aus, was für eine Schlange gar nicht so einfach war.
Dann kamen gleich mehrere Gespenster auf einmal auf sie zu. »Steck den Kopf in den Sand!« rief Dolph, der ihre Reaktion fürchtete. »Ich werde sie verscheuchen!« Er wurde zu dem größten, schlimmsten Gespenst, das er sich ausdenken konnte, so häßlich,
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